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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond
Autoren: Cassie Alexander
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stellte sich angriffslustig an meine Seite.
    Anna schenkte ihr ein
anerkennendes Lächeln, bevor sie sich wieder mir zuwandte: »Wir werden dich
ächten, Edie. Jedem von uns wird bei Todesstrafe verboten sein, mit dir in
Kontakt zu treten. Unsere Welt wird dir von nun an verschlossen bleiben.«
    Â»Moment mal … was? « Genau das hatte ich
doch gewollt, diesem ganzen Mist zu entkommen. Trotzdem überraschte es mich.
    Anna stellte sich dicht vor
mich und legte eine Hand an meine Wange. »Ich habe geschworen, dich nicht zu
verletzen, weißt du noch?«
    Ich nickte stumm.
    Â»Das habe ich ernst gemeint. Du
wirst mir fehlen, Edie.« Sie trat ein paar Schritte zurück, und ich konnte
förmlich spüren, wie sich zwischen uns eine Wand errichtete. Als Letztes warf
sie mir einen Schlüsselbund zu. »Nimm Drens Wagen und fahr damit nach Hause.
Pass auf dich auf.«
    Â»Ich werde es versuchen.« In
meiner Kehle bildete sich ein Kloß. Nach allem, was in dieser Nacht schon
passiert war, sollte das machbar sein.

Kapitel 53
    Â 
    Anna
verschwand mit ihren Artgenossen und ließ meine Kollegen, Jake und mich im
ersten Grau des Morgens zurück.
    Die Auseinandersetzung
mit Jake würde ich mir bis zum Schluss aufheben. Er war so ruhig. Vielleicht
war er ja irgendwie betäubt worden.
    Rachel zog mich an sich und
klopfte mir derb auf die Schulter. »Du hast es geschafft.«
    Gina weinte so herzzerreißend,
dass sie nicht sprechen konnte. Ihre Umarmung sagte alles.
    Blieb noch Meaty. Die
Stationsschwester drückte mich ganz fest, packte mich dann an den Schultern und
sah mich durchdringend an. »Schau nicht zurück, Edie. Geh einfach.«
    Als das alles erledigt war,
stand Jake endlich auf. »Fährst du mich nach Hause, Sissy?«
    Â»Klar doch.« Ich streckte meine
Hand aus, und er ergriff sie.
    Zum Glück konnte ich
mich auf dem Weg zu Drens Wagen noch zusammenreißen, sonst wäre ich
wahrscheinlich durchgedreht. Als wir an einer Laterne vorbeikamen, meldeten
sich die Schatten aus einem dunklen Fleck am Boden, der aussah wie eine
schwarze Narbe.
    Â»Sollen wir ihn für dich
reparieren?«
    Ich warf Jake einen schnellen
Blick zu. Er wirkte völlig verwirrt. Dann schüttelte ich den Kopf. »Nein, wir
müssen uns noch unterhalten.«
    Â»Wie du willst. Es wird ihm
sowieso niemand glauben.«
    Die Schatten wurden wieder zu
einem stinknormalen Schatten, während ich das Auto aufschloss.
    Drens Wagen war schicker
als meiner. Frustriert überlegte ich, ob ich ihn wohl behalten durfte. Eine
Zeit lang fuhren Jake und ich schweigend dahin. Fast hoffte ich, dass er zuerst
etwas sagen würde, denn ich hatte verdammt noch mal keine Ahnung, wie man so
ein Gespräch anfing.
    Â»Jake …«
    Â»Hier abbiegen.« Er zeigte auf
die Ausfahrt vor uns.
    Â»Aber das ist nicht …«
    Dann sah ich seine Hand. Es war
nicht mehr Jakes. Keuchend schaute ich ihn an und begriff, dass er sich gerade
vor meinen Augen in Asher verwandelte.
    Â»Das ist der Weg zu meinem
Haus. Ich habe kein Geld für ein Taxi dabei, außerdem bezweifle ich stark, dass
wir in dieser Gegend ein Taxi finden würden«, erklärte Asher mit seinem
britischen Akzent.
    Ruckartig lenkte ich den Wagen
in die Ausfahrt. Auf der Gegenfahrbahn schossen mehrere Krankenwagen an uns
vorbei. Die Schatten hatten noch einiges zu richten, bevor die Sonne aufging.
»Du … du … du hast ihn also doch angefasst!«
    Asher zuckte mit den Schultern,
als wäre diese Feststellung überflüssig. »Das war das geringste Problem. Ihn
davon zu überzeugen, dass du ohne ihn besser dran bist, war schwieriger. Aber
tief in seinem Innersten liebt dich dein Bruder so sehr, dass er aus der Stadt
verschwunden ist. Okay, die vierhundert Dollar haben wahrscheinlich auch nicht
geschadet.«
    Wütend schlug ich auf das
Lenkrad.
    Â»Was denn?«, rief Asher. »Er
ist in Sicherheit!«
    Â»Das ist es nicht, verdammt …«
Ich sank in mich zusammen. Trotz der vier Fläschchen Pfotenwasser am Tag war
ich froh, dass die Schatten bis jetzt dafür gesorgt hatten, dass er clean
blieb. Aber woher sollte ich wissen, ob sie das auch weiterhin tun würden,
jetzt, wo ich eine Geächtete war? Und ich zweifelte nicht daran, dass er
irgendwelche härteren Sachen auftun und verkaufen würde, nachdem seine
Luna-Lobos-Quelle versiegt war. Er würde schließlich
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