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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest
Autoren: Siri Kolu
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Gange. Überall standen kleine Musikanten, Betreuer und Lehrer, die bei ihren Proben unterbrochen worden waren, und die der Wilde Karlo nun versuchte, zum Schweigen zu bringen. Währenddessen bemühte sich Gold-Piet, die hysterische Kasurinen zu beruhigen, die mit ihren Händen wild vor ihm in der Luft umherfuchtelte.
    » Wir regen uns jetzt mal wieder ab, Frräulein«, wiederholte Gold-Piet immer wieder, so wie man es bei einem durchgehenden Pony machen würde. » Frrräulein, Frrrräuuuuleiiin!«
    In dem Moment rief eine der Barbalalas: » Vilja, pass auf! Hier gibt es Fremdlinge!«
    » Keiner kämpft!«, brüllte der Wilde Karlo mit seiner Blut-zum-Erstarren-bringenden Räuberbossstimme. Und wie schon im letzten Jahr funktionierte es auch dieses Mal ganz hervorragend: Die musikalischen Kinder und ihre Lehrer verstummten augenblicklich.
    » Niemandem passiert hier etwas Schlimmes. Wir holen uns nur etwas, das uns gehört!«
    » Das Notenarchiv«, stammelte Leiterin Kasurinen, die kreidebleich geworden war. » Das Manuskript von Melartins Streichquartett, im Geldtresor. Im Büro, hinter den Kartons mit den Schokokeksen.«
    » Die hat Süßigkeiten, und wir kriegen nichts, aber die hat was!«, flüsterte irgendeine kleine Klangvolle Muschel und bekam für die Ruhestörung einen Rüffel von ihrem Betreuer. Keiner wollte den Wilden Karlo Räuberberg wütend erleben!
    » Jetzt glaubt uns doch, dass uns irgendwelche Noten überhaupt nicht interessieren«, sagte Gold-Piet und brachte endlich die noch immer wild in der Luft umherfuchtelnde Leiterin dazu stillzuhalten.
    » Nur diese eine Musikantin hier!« Der Wilde Karlo zeigte auf mich.
    » Kid-kid-kidnapping!«, stammelte Kasurinen. Sie war inzwischen völlig durcheinander. Keiner wollte ihren Melartin-Schatz klauen, obwohl sie ihn regelrecht angeboten hatte?! Sie machte ein langes Gesicht, als ihr endlich eine zweite Möglichkeit einfiel: » Aaah … Lösegeld! Die Gelder der Stiftung …!«
    In diesem Stadium begannen sich die Betreuer unruhig hin und her zu bewegen. Musste man nun eigentlich irgendwie zur Hilfe eilen, jetzt mal im Ernst?!
    » Klar kommt die hier mit uns mit, und zwar ganz freiwillig!«, sagte Hele. Sie hatte aus ihrer Potasche das Schmetterlingsmesser herausgefischt, mit dem sie eine schön geschwungene Acht in die Luft zeichnete: klack-klack-klack-klack.
    Das Geräusch schien sogar die beiden kräftig gebauten männlichen Betreuer der Jungs-Stuben zu beruhigen, die gerade ein paar Schritte in unsere Richtung gemacht hatten, und nun wieder stehen blieben. Hele nickte mir mit dem Kopf zu: » Vilja?«
    » Ja, ich gehe mit Vergnügen!«, rief ich und hörte, wie das Gerumpel des Räuberbusses immer näher kam. » Geigt nur weiter rum, das geht mich eh nichts mehr an. Ich bin bloß hier, weil mich mein Vater dazu gezwungen hat! Keiner sollte weiterspielen, wenn er nicht wirklich will!«
    Erschrecktes nach Luft schnappen. Weil ich freiwillig mitging? Oder weil ich überhaupt nichts vom Geigenspiel hielt? Scheinbar war ich die erste Verrätermusikantin, die es je im Lager gegeben hatte!
    Ich sah, wie der Bus von der Schotterstraße quer über die Rasenfläche gelenkt wurde und in einem hildamäßigen Tempo in unsere Richtung raste. Die Kinder drehten sich um, um seine Ankunft zu beobachten: Würde man sie etwa überfahren?
    » Macht euch keine Sorgen. Und versucht nicht, uns zu folgen, denn das bringt nichts Gutes mit sich!«, sagte ich. » Das hier ist Familie! Entfernte Verwandte!«
    Genau in diesem Moment kam das Fahrzeug bei uns an. Kalle schwang sich aus dem Bus, indem er sich am Wurfgriff festhielt, und schnappte mich. Der Wilde Karlo hängte sich an den zweiten Griff der Beifahrertür. Hilda fuhr eine scharfe Kurve und rollte dann zur Schotterstraße zurück. Ich kurbelte mein Fenster so weit runter, wie ich konnte, und hängte mich bis zur Taille nach draußen, um alles besser überblicken zu können.
    Hele gab Gold-Piet ein Zeichen, und beide begannen scheinbar mühelos, hinter uns herzulaufen. Das Räubermädchen riss die Heckklappen auf. Überall standen Süßigkeitenkartons: Schokoriegel, süße Perlenketten, Fruchtlollies, Lakritze und Salmiak! Ich sah Bonbontüten, von denen die größten so groß wie mein Kopf waren. Mit dabei waren sogar Pilzwölkchen, welche in dieser Saison der Renner unter den Süßigkeiten waren. Außerdem gab es noch mit Schokolade überzogene Zuckerwatte, die – in Zellophan eingewickelt – in Verkaufsständern
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