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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest
Autoren: Siri Kolu
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gleichen Halstücher. Das Wetter war Anfang Oktober nicht mehr das beste. Der Wind blies Schneematsch in die Gesichter der Festtagsgäste. Obwohl die den neuen Räuberherrscher würdigende Münze enthüllt werden sollte, war der Räubersommer mittlerweile nur noch eine bloße Erinnerung.
    Der Bürgermeister sagte etwas nett Klingendes und Langweiliges und beglückwünschte händeschüttelnd den Leiter der Süßigkeitenfabrik, Tuija Pärnänens Steuerzahler onkel. Tuija, die neben ihm stand, lächelte, als gehörte ihr die ganze Welt, und der durch ihr Verhalten etwas verwirrte Bürgermeister gab auch ihr die Hand. Glitzer-Kimi stand weiter von den anderen entfernt, genau wie Contra-Conny.
    Es war komisch, sie in normaler Alltagskleidung zu sehen. Beide trugen verknitterte Übergangsjacken, und auf Contra-Connys Kopf prangte eine seltsame, ausgeleierte Pudelmütze. Er hielt mit einer großen, blonden Frau Händchen. Tuija Pärnänens Haar war durch den Regen an ihren Kopf geklatscht, und auch ihre Schminke war ziemlich verlaufen. Man musste sich gewaltsam in Erinnerung rufen, dass sie alle zu den P-Westen gehörten, um nicht zu vergessen, dass sie eigentlich gemeingefährlich waren.
    Auf dem Hof der Fabrik befand sich auch eine riesige Plane. Unter ihr war die Riesen-Seeräubermünze versteckt, die einen Durchmesser von anderthalb Metern hatte und die der Bürgermeister sehr bald enthüllen würde, während die Blaskapelle eine Fanfare spielen sollte.
    Die Anfangsstrecke war ich mit dem Zug gefahren, dann hatte mich Kaija mit einem gemieteten Kleinwagen von dem nächstgelegenen Bahnhof abgeholt. Sie strahlte, strich sich durch die Haare und schmunzelte zufrieden, als sie erzählte, was für ein Erfolg ihr Besuch in Kalles Klasse gewesen war. Sie hatte allen von dem Beruf des Schriftstellers erzählt, zum Beispiel von den Tricks, wie man mit seinem Buch dem Leser ein paar schlaflose Nächte bereiten konnte. » Deswegen werde ich euch auch nicht meinen Autorennamen verraten, außer wenn ihr von selbst drauf kommt!«, hatte sie gesagt. Die von ihr erwähnten » schlaflosen Nächte« hatten die Kinder dazu gebracht, zu tippen, dass es sich bei ihr vermutlich um eine Kriminalautorin handeln musste.
    Anfangs hatte ich angenommen, dass jemand als Babysitter zu Hause bleiben würde. Meine Verwunderung war deshalb umso größer, als dann auf dem Fabrikgelände aus dem – als Blumenladenwagen getarnten Räuberbus – als Erste Hilda heraussprang, die aus dem Kindersitz einen kleinen Mitreisenden in die Babytrage packte. Der Wilde Karlo berührte liebevoll die Stirn des Mädchens. Zur Feier des Tages hatte der Räuberhauptmann Seidenbänder in seine keksgelben Zöpfe geflochten.
    » Tiuku Räuberberg«, sagte die Räubermutter stolz und öffnete den Tragesack ein wenig.
    Ich schaute auf das friedlich schlummernde Babygesicht mit den vom Schlaf geröteten Wangen. » Schön«, meinte ich leise. » Ganz süß.«
    » Das hier ist ein Killer. Wart’s nur ab«, grinste Hele und zwinkerte mir zu.
    » Schnuller, wo ist der Schnuller?«, murmelte Gold-Piet hinter uns aufgelöst. » Ach, du heiliger Strohsack, gerade eben hab’ ich ihn doch noch irgendwo gesehn!« Er sah aus, als wäre er sehr durcheinander, oder gleich in Panik geraten, wie er da unter den Bänken herumsuchte.
    » Er ist im Mund«, beruhigte ihn Hilda. » Es ist alles in Ordnung!«
    Gold-Piet stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, an dessen Ende er wie ein Luftballon pfiff. » Gleichgewicht des Schreckens …«, murmelte er mir zu, als er an mir vorbeiging. » Das ist auch eine Art von Gleichgewicht, verstehst du?!«
    Ich blieb mit Hele allein zurück, um endlich zu hören, wie die » Operation Königsmünze« verlaufen war. Über Bandit-H hatte ich von ihr eine Nachricht bekommen, in der lediglich Folgendes gestanden hatte:
    Die Operation war ein voller Erfolg. Wir nahmen den Formgießer gefangen und drohten ihm mit Chromtabletten. Die nehmen einem nämlich den Geschmackssinn für Süßkram, und das Personal der Orkola-Fabrik hat schließlich ein Interesse daran, Süßigkeiten zu essen!
    Was solche Dinge anging, war es schlecht, wenn man nur über E-Mails Kontakt halten konnte. Da war es nicht möglich, den anderen beispielsweise durch Kitzelfolter dazu zu zwingen, pikante Details zu verraten.
    » Wie ist es gelaufen?«, hakte ich schroff nach, denn ich wollte, dass sie mir endlich das Wichtigste erzählte. » Hat der Fachmann dann eine neue Form gemacht, und
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