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Vier Naechte im Paradies

Vier Naechte im Paradies

Titel: Vier Naechte im Paradies
Autoren: Annette Broadrick
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den Füßen trug sie Turnschuhe und neben ihr lag eine Tasche im Sand. Ihre ganze Körperhaltung drückte Niedergeschlagenheit aus.
    Wieder richtete er das Fernglas aufs Meer und sah jetzt, dass ein Beiboot auf das große Schiff zusteuerte und es fast erreicht hatte. Sofort wurde ihm klar, was geschehen war. Die Frau hatte das Boot verpasst, das die Ausflügler wieder zu ihrem Kreuzdampfer zurückbrachte.
    Sie war unfreiwillig auf der Insel zurückgeblieben.
    Er sollte ihr helfen. Steve war überrascht, dass der Gedanke ihm gar nicht so unangenehm war. Doch wie Adam im Paradies war er wohl doch ein wenig einsam geworden, was ihm aber erst bewusst wurde, als er die Frau am Strand sah.
    Wahrscheinlich war es nicht das erste Mal, dass ein Passagier bei einem dieser Ausflüge das Boot verpasst hatte. Romano würde schon Rat wissen, wie man der Frau helfen konnte.
    Der Kreuzfahrtdampfer war jetzt hinter dem Horizont verschwunden. Wie lange würde die Frau da wohl noch stehen und aufs Meer hinausblicken?
    Als ob sie seine Gedanken gespürt hätte, wandte die Frau sich jetzt um und blickte landeinwärts. Sie hob den Kopf, sodass er zum ersten Mal ihr Gesicht sehen konnte. Es war jung und zart und ausdrucksvoll.
    Sein Herz begann wie wild zu klopfen.
    Das war kein gutes Zeichen.
    Selbstverständliche reagierte er darauf, wenn eine Frau gut aussah, aber diese starke Reaktion auf den ersten Anblick einer attraktiven Frau hatte er bisher noch nicht bei sich erlebt. So lange war er aber doch noch nicht allein!
    Es mochte vielleicht kitschig sein, zu finden, dass sie ein Gesicht wie ein Engel hatte, aber genau das war sein erster Gedanke. Sie war nur zart gebräunt und unter ihrer Hutkrempe kringelten sich rote Locken. Selbst mit dem starken Fernglas konnte er die Farbe ihrer Augen nicht erkennen, aber er sah, dass ihre Wangen glänzten. Offenbar weinte sie.
    Also, Steve, alter Junge, hier kannst du ja mal den Retter spielen, sagte er sich.
    Aber nachdem er die Frau ausführlich betrachtet hatte, war er sich gar nicht mehr so sicher, ob er eine Unterbrechung seines einsamen Lebens wirklich wollte. Er sah sicherlich aus wie Robinson, schließlich rasierte er sich momentan nur sehr nachlässig, nur wenn seine Bartstoppeln ihn juckten. Seit Tagen trug er nur, wenn überhaupt, eine winzige Badehose. Und nun sollte er sich plötzlich wieder mit einer anderen Person befassen?
    Nach seiner Erfahrung erwartete eine Frau umso mehr von ihren Mitmenschen, je attraktiver sie war. So als ob Schönheit jemandem bestimmte Rechte einräumte. Diese Einstellung hatte ihn immer irritiert, und er konnte nur hoffen, dass diese Frau keine Primadonna war, die ihren Ärger darüber, dass sie das Boot verpasst hatte, an ihm ausließ.
    Er seufzte. Aber natürlich konnte er sie dort auch nicht einfach stehen lassen. Da es von dem Hügel, auf dem er stand, keinen Pfad an den Nordstrand gab, würde er ein Stück zurückgehen müssen und ihr dann am Strand entgegengehen.
    Steve machte sich auf den Weg.
    Nach ein paar Schritten kam Robin sich erneut so entsetzlich dumm vor. Wie hatte ihr das nur passieren können? Sie hinkte zu einem schattigen Platz an einem dichten Busch am Rande des Strandes und ließ sich erschöpft nieder. Sie nahm den Hut ab und wischte sich den Schweiß und die Tränen ab. Was passiert war, hatte sie sich selbst zuzuschreiben, und Selbstmitleid war wirklich fehl am Platz. Stattdessen sollte sie überlegen, wie sie sich dem Besitzer der Insel nähern und ihn um Hilfe bitten könnte.
    Es hätte auch schlimmer sein können. Wenigstens würde sie nicht frieren. Sie öffnete ihre Stofftasche, um nachzusehen, was sie dabei hatte.
    Sonnenbrille und Sonnenschutzmittel. Da sie die zarte weiße Haut ihrer Mutter geerbt hatte, musste sie immer eine Lotion mit dem höchsten Sonnenschutzfaktor benutzen. Dennoch war sie schon leicht gebräunt. Aber nun würde sie niemanden kennenlernen, der ihre zarte Bräune auch bewunderte. Wahrscheinlich war dies das Ende ihrer Kreuzfahrt, und man würde sie umgehend wieder nach Hause zurückbefördern. Falls sie überhaupt jemanden auf der Insel antraf.
    Aber wo ein Haus war, da sollten doch auch Leute sein. Und sie würde wie Schneewittchen bei den sieben Zwergen anklopfen und um Hilfe bitten.
    Robin wandte sich wieder ihrer Tasche zu. Die Bluse, die sie über dem Bikinioberteil getragen hatte, lag sorgfältig zusammengefaltet obenauf, darunter die lange Hose, der Anorak und der zweite Badeanzug. Keine
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