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Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Vier Morde und ein Hochzeitsfest

Titel: Vier Morde und ein Hochzeitsfest
Autoren: Janet Evanovich
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Augen verlieren.
    »Mein Vater hat Sie angestellt, um mich zu beschützen«, sagte Ahmed, »nicht, um Jagd auf Männer zu machen.«
    Grandma beugte sich nach hinten, ließ aber den Taurus nicht aus den Augen. »Wir glauben, dass dieser Kerl unseren Fred umgebracht hat.«
    »Wer ist Fred?«
    »Mein Onkel«, klärte ich ihn auf. »Er ist mit Mabel verheiratet.«
    »Ach so. Sie wollen also einen Mord in der Familie rächen. Das ist gut.«
    Es geht doch nichts über eine anständige Blutrache, um kulturelle Unterschiede zu überbrücken.
    Der Taurus bog in die Ausfahrt zum Flughafen, und bevor sich der Fahrer in den Verkehr einfädelte, schaute er in den Rückspiegel, drehte sich dann richtig um und warf einen raschen, ungläubigen Blick über die Schulter. Es war Shempsky. Und ich war geliefert. Es gibt nicht viele 53er taubenblau/weiße Buicks in New Jersey. Wahrscheinlich fragte er sich, wie um alles in der Welt ich ihn bloß gefunden hatte.
    »Er hat uns gesehen«, sagte ich.
    »Rammen Sie sein Auto«, sagte Ahmed. »Damit es fahruntüchtig ist. Dann springen wir alle raus und überwältigen den Mörder.«
    »Jawohl«, sagte Grandma, »schlitz dem Scheißkerl den Hintern auf.«
    Theoretisch war das eine vernünftige Idee, in der Praxis, so meine Befürchtung, würde es zu einer Massenkarambolage und zu Schlagzeilen etwa folgenden Inhalts führen: Bombige Kopfgeldjägerin verursacht Katastrophe.
    Shempsky machte einen Schlenker und brach aus seiner Spur aus. Er zog an zwei Autos vorbei und sprang zurück in seine alte Spur. Er näherte sich jetzt dem Terminal und geriet in Panik, fest entschlossen, mich abzuhängen. Er wechselte wieder die Spur, schrammte seitlich einen blauen Lieferwagen und knallte dann hinten auf einen Geländewagen. Die Autos hinter ihnen blieben alle stehen. Vor mir waren vier Autos, und ich konnte nicht näher heran. Keiner bewegte sich vorwärts.
    Shempsky saß fest, der rechte vordere Kotflügel hatte sich in den rechten Vorderreifen gebohrt. Ich sah, wie sich die Tür öffnete. Shempsky wollte offenbar flüchten. Ich sprang aus dem Auto und rannte über den Asphalt, Ahmed hinter mir, und Grandma hinter ihm.
    Shempsky drängte sich an dem rechten äußersten Schalter vor und schlüpfte an den Leuten mit Kindern und Hunden vorbei. Für einen Moment hatte ich ihn in dem Gewühl verloren, dann entdeckte ich ihn direkt vor mir. Ich lief, so schnell ich konnte, achtete nicht darauf, ob ich Leute anrempelte oder nicht. Als ich ihm ganz dicht auf den Fersen war, machte ich einen Hechtsprung und bekam sein Jackett zu fassen. Ahmed packte sich ihn eine halbe Sekunde später, und wir drei stürzten. Wir wälzten uns eine Weile auf dem Boden, aber Shempsky war nicht besonders kampfeslustig.
    Ahmed und ich hatten ihn bereits im Schwitzkasten, als Grandma in ihren klappernden Lackpumps angewackelt kam. Sie hielt ihre Pistole in der Hand, und unsere Taschen hingen beide an ihrem Ellbogen. »Man soll nie seine Tasche im Auto liegen lassen«, ermahnte sie mich. »Brauchst du eine Pistole?«
    »Nein«, sagte ich. »Leg die Waffe weg und gib mir die Handschellen.«
    Sie kramte in meiner Umhängetasche, fand die Handschellen, reichte sie mir, und ich legte sie Shempsky an.
    Ahmed und ich standen auf, und wir drei schlugen siegesbewusst die Hände aneinander, erst überm Kopf, dann auf Hüfthöhe, und Grandma und Ahmed vollführten dann noch ein langes kompliziertes Klatschritual mit den Händen, bei dem ich nicht mehr folgen konnte.
    Constantine Stiva stand am Eingang zum Aufbahrungsraum, behielt aber den Sarg am anderen Ende genau im Blick. Grandma Mazur und Mabel standen am Kopfende des Sargs, nahmen Kondolenzbezeigungen entgegen und entschuldigten sich.
    »Es tut uns wirklich Leid«, sagte Grandma Mazur zu Mrs. Patucci. »Der Sarg muss geschlossen bleiben, weil Fred schon zwei Wochen unter der Erde gelegen hat, bevor wir ihn gefunden haben. Die Würmer haben sein Gesicht fast ganz zerfressen.«
    »Wie schade«, sagte Mrs. Patucci. »Es fehlt einem doch etwas, wenn man den Verstorbenen nicht noch einmal sehen kann.«
    »Da muss ich Ihnen voll und ganz zustimmen«, sagte Grandma. »Aber Stiva konnte nichts mehr an ihm ausrichten, und deswegen wollte er den Deckel nicht offen lassen.«
    Mrs. Patucci drehte sich um und sah zu Stiva hinüber. Stiva antwortete mit einem knappen, mitfühlenden Kopfnicken und lachte.
    »Dieser Stiva«, sagte Mrs. Patucci.
    »Ja, ja«, sagte Grandma »und er beobachtet uns wie ein
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