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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
Autoren: Eduardo Sacheri
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»Hätten Sie vielleicht einen Augenblick für uns?«
    Verwundert runzelt Bermúdez die Stirn. »Ich dachte, die Transferrechte liegen bei diesem jungen Kerl, diesem Raguzzi. Jedenfalls war der mal bei mir.«
    Ruso blinzelt, weiß nicht, was er antworten soll.
    »Ist auch so«, schaltet sich Fernando ein. Er hat das Gefühl, dass sie sich lächerlich machen, dass sie irgendwelche Rollen spielen, und das ziemlich schlecht. Solange sie untereinander sind, klappt es einigermaßen, selbst im Streit. Aber sobald sie mit ihrer Pantomime an die Öffentlichkeit gehen, fällt sofort auf, dass sie improvisieren, dass sie keinen Plan haben.
    »Was denn nun? Sind Sie die Rechteinhaber oder nicht?«, fragt Bermúdez und klingt dabei weniger genervt als gelangweilt.
    »Raguzzi ist vor einigen Wochen gestorben«, erklärt Mauricio schließlich. »Er war seit längerem schwer krank und hat uns die Rechte übertragen. Ergo sind wir jetzt die Rechteinhaber.«
    Der Trainer zuckt zusammen, nur leicht, kaum wahrnehmbar. Fernando bemerkt es nur, weil er es erwartet hat. Jeder, der erfährt, dass Mono tot ist, zuckt zusammen. Ein verständlicher, menschlicher Irrtum: zu meinen, dass Jungsein und Sterben sich ausschließen.
    »Das … tut mir leid«, stammelt Bermúdez und schüttelt allen die Hand, um ihnen nachträglich sein Mitgefühl zu bekunden.
    »Haben Sie kurz Zeit? Wir wollen nicht aufdringlich sein, aber wir sind extra aus Buenos Aires gekommen«, sagt Ruso noch einmal. »Wir wollten mal hören, wie die Sache so steht.«
    Bermúdez verschränkt die Arme hinter dem Rücken, lehnt sich an die Wand und überkreuzt die Beine. Er räuspert sich und kneift die Augen zusammen, als blendete ihn die Sonne, dabei ist sie um diese Uhrzeit längst untergegangen. »Mit Pittilanga?«
    Womit denn sonst?, denkt Fernando, lässt sich seine Ungeduld aber nicht anmerken, weil Bermúdez offensichtlich Zeit braucht, um sich seine Antwort zu überlegen.
    »Äh … Nicht so leicht, das Ganze«, sagt er schließlich und sieht zu Boden. »Wir sind nicht gerade ein Spitzenteam. Ehrlich gesagt, sind wir sogar grottenschlecht.« Er nickt in Richtung Kabinentür, hinter der seine Schützlinge sich gerade duschen. »Der Junge gibt sich redlich Mühe.«
    Fernando rechnet es ihm hoch an, dass er sondiert, was positiv sein könnte.
    »Sie haben ihn für ein Jahr ausgeliehen, oder?«, schaltet sich Mauricio ein.
    »Genau. Ist gerade zu uns gestoßen, vor einem Monat.«
    »Und Sie haben eine Kaufoption, richtig?«, fragt Fernando.
    »Ja, aber da mische ich mich nicht ein. Ich arbeite mit dem Material, das man mir zur Verfügung stellt, verstehen Sie? Ob einer am Ende gekauft wird oder nicht, das entscheidet das Präsidium.«
    »Verstehe. Aber für diese Entscheidung ist es noch ein bisschen früh, oder?«, meldet sich nun auch Ruso zu Wort.
    »Schon. Die Saison hat ja gerade erst angefangen.«
    Eine Weile schweigen alle, dann fasst sich Bermúdez ein Herz: »Eine Frage. Es geht mich zwar nichts an, aber … Für Pittilanga, wie viel haben Sie da bezahlt?«
    Die drei zögern. Fernando weiß nicht, ob Ruso und Mauricio aus demselben Grund zögern wie er. Fühlt Bermúdez ihnen auf den Zahn, weil er eine Kommission für sich rausschlagen will? Davon hat er schon öfter gehört: dass Trainer Geld fordern, um jemanden zum Stammspieler zu machen. Damit sich sein Wert erhöht. Doch dann sieht Fernando wieder, wo sie hier sind. Den rissigen Betonboden, die Blechtür, die Baseballkappen mit der Weinwerbung. Nein, Bermúdez hat keine Hintergedanken.
    »Dreihunderttausend Dollar«, sagt Mauricio schließlich.
    »Alle Achtung!«, ruft Bermúdez erstaunt. Unter anderen Umständen hätte es ein Ausdruck von Bewunderung sein können, aber hier, auf diesem trostlosen Sportplatz in der tiefsten Provinz, wirkt es nur mitleidig.
    »Er hat mal in der U-17 gespielt, galt als Talent«, führt Fernando ins Feld, wie um seinen Bruder zu verteidigen.
    »Ja klar. Klar«, sagt Bermúdez. »Manchmal kommt es eben anders, als man denkt.«
    »Tja. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.« Fernando streckt ihm die Hand hin, ein etwas abrupter Abschied, aber er will die Sache jetzt möglichst schnell beenden. Hauptsache, weg von hier.
    »Eins noch«, sagt Mauricio zum Abschluss. »Glauben Sie, dass er Stammspieler bleibt?«
    Bermúdez kratzt sich die unrasierte Wange. »Also … wahrscheinlich schon.«
    »Wäre wichtig für uns. Damit sein Wert nicht noch weiter sinkt«, setzt Mauricio
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