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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord
Autoren: Agatha Christie
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bekam.
    Da habe ich mich täuschen lassen. Durch die romantische Ungenauigkeit der Presse.
    Evelyn Hope, Eva Kanes Sohn, kommt nach England. Er ist begabt und zieht die Aufmerksamkeit einer sehr reichen Frau auf sich, die nichts von seiner Herkunft weiß – nur die romantische Geschichte, die er ihr zu erzählen beliebt. (Wirklich, eine sehr hübsche kleine Geschichte von einer tragischen jungen Ballerina, die in Paris an Schwindsucht starb.)
    Sie ist eine einsame Frau, die erst vor kurzem ihren Sohn verloren hat. Der begabte junge Bühnenautor wird von ihr adoptiert.
    Aber in Wirklichkeit heißen Sie doch Evelyn Hope, nicht wahr, Mr Upward?«
    Robin Upward kreischte:
    »Natürlich nicht! Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Sie können wirklich nicht hoffen, mit Ihrem Leugnen durchzukommen. Der Name Evelyn Hope ist in dem Buch mit Ihrer Handschrift geschrieben – derselben Handschrift wie die Worte ›Meine Mutter‹ auf dem Bild. Mrs McGinty sah das Bild und die Worte darauf, als sie Ihre Sachen aufräumte. Sie sprach mit Ihnen darüber, nachdem sie den Sunday Comet gelesen hatte. Mrs McGinty nahm an, es wäre ein Jugendbild von Mrs Upward, da sie ja nicht ahnte, dass Mrs Upward nicht Ihre Mutter war. Aber Sie wussten, wenn Mrs Upward je von dieser Angelegenheit erführe, dann würde für Sie alles aus sein. Mrs Upward hatte geradezu fanatisch feste Ansichten über Vererbung. Sie hätte nie einen Adoptivsohn akzeptiert, der der Sohn eines berüchtigten Mörders war. Noch hätte sie ihm verziehen, dass er sie angelogen hatte.
    So musste Mrs McGinty um jeden Preis zum Schweigen gebracht werden. Sie versprachen ihr vielleicht ein kleines Geschenk für ihre Diskretion. Sie besuchten sie am nächsten Abend auf Ihrem Weg zur Rundfunkstation – und da haben Sie sie getötet. Soooo…«
    Ganz plötzlich packte Poirot den Zuckerhammer auf dem Bücherbord, wirbelte ihn durch die Luft und tat so, als wollte er Robins Kopf einschlagen.
    So drohend sah die Geste aus, dass einige Leute aufschrien.
    Robin Upward kreischte los. Ein schrilles, entsetztes Kreischen.
    Er schrie: »Nicht… Nicht!… Es war ein Zufall. Ich schwöre es, es war ein Zufall. Ich wollte sie nicht töten. Ich habe den Kopf verloren. Das schwöre ich!«
    »Sie haben das Blut abgewaschen und den Zuckerhammer wieder in dieses Zimmer gelegt, wo Sie ihn gefunden haben. Aber es gibt neue wissenschaftliche Methoden, um Blutflecke zu analysieren – und abgewischte Fingerabdrücke wieder zum Vorschein zu bringen.«
    »Ich sage Ihnen, ich habe sie nie töten wollen… Es war alles ein Irrtum… Überhaupt, ich kann nichts dafür… Ich bin nicht verantwortlich. Es liegt mir im Blut. Ich kann’s nicht ändern. Sie können mich nicht wegen etwas hängen, das nicht meine Schuld ist.«
    Leise sagte Spence: »Können wir das nicht? Sie werden schon sehen.«
    Dann sagte er laut mit ernster, amtlicher Stimme:
    »Ich muss Sie darauf aufmerksam machen, Mr Upward, dass alles, was Sie sagen…«

26
     
    » I ch verstehe wirklich nicht, Monsieur Poirot, wie Sie darauf gekommen sind, Robin Upward zu verdächtigen.«
    Poirot sah zufrieden auf die Gesichter, die ihn bewundernd ansahen.
    Er erklärte seine Fälle immer gern.
    »Ich hätte ihn schon viel eher verdächtigen sollen. Der Anhaltspunkt, ein so einfacher Anhaltspunkt, war die Bemerkung, die Mrs Summerhayes damals auf der Cocktailparty machte. Sie sagte zu Robin Upward: ›Ich bin nicht gern adoptiert. Und Sie?‹ Das waren die beiden Worte, die alles enthüllten: ›Und Sie?‹ Sie bedeuteten – mussten bedeuten –, dass Mrs Upward nicht Robins Mutter war.
    Mrs Upward hatte eine geradezu krankhafte Angst davor, dass man erfahren könnte, dass Robin nicht ihr Sohn war. Sie hatte wahrscheinlich zu viele höhnische Bemerkungen über hoch begabte junge Leute gehört, die mit und von älteren Frauen leben. Und nur wenige Leute wussten Bescheid – nur die Theaterclique, wo sie Robin zuerst begegnet war. Sie hatte wenig vertraute Freunde in diesem Land, da sie so lange im Ausland gelebt hatte, und sie hat sich deshalb auch hier niedergelassen, fern von ihrer Heimat Yorkshire. Selbst wenn sie Freunde von früher traf, klärte sie sie nicht auf, wenn sie annahmen, dass Robin derselbe Robin war, den sie als kleinen Buben gekannt hatten.
    Aber von allem Anfang an war mir in Laburnums etwas als nicht ganz natürlich aufgefallen. Robins Haltung Mrs Upward gegenüber war nicht die eines verwöhnten Kindes oder eines ergebenen
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