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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord
Autoren: Agatha Christie
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aufgestellt. Maureens Hunde waren ausgesperrt worden, und Hercule Poirot, der sich zum Vortragenden ernannt hatte, bezog seine Stellung am Ende des Zimmers und begann mit einem selbstbewussten Räuspern.
    »Mesdames et Messieurs…«
    Er machte eine Pause, seine nächsten Worte kamen völlig unerwartet und wirkten geradezu grotesk.
     
    »Mrs McGinty ist tot. Wie starb sie? Sprich!
    Auf ihren Knien, genau wie ich.
    Mrs McGinty ist tot. Wie starb sie? Sprich!
    Hielt ihre Hand hin, genau wie ich.
    Mrs McGinty ist tot. Wie starb sie? Sprich!
    Soooo…«
     
    Als er die Gesichter rings um sich sah, fuhr er fort:
    »Nein, ich bin nicht verrückt. Wenn ich Ihnen auch die kindischen Reime eines Kinderspieles wiederhole, bin ich doch nicht in meiner zweiten Kindheit angelangt. Einige unter Ihnen mögen dieses Spiel als Kinder gespielt haben. Mrs Upward hat es gespielt. Sie hat mir den Reim sogar aufgesagt, allerdings mit einer Variante. Sie zitierte: ›Mrs McGinty ist tot. Wie starb sie? Sprich! Hielt ihren Kopf hin, genau wie ich.‹ Das hat sie gesagt. Und das hat sie auch getan. Sie hat ihren Kopf hingehalten, und deshalb ist sie gestorben – wie Mrs McGinty…
    Nun müssen wir zum Anfang zurückkehren – zu Mrs McGinty, die auf ihren Knien die Häuser anderer Leute scheuerte. Mrs McGinty wurde ermordet, und ein Mann, James Bentley, wurde verhaftet, vor Gericht gestellt und verurteilt. Aus bestimmten Gründen war Kommissar Spence, der den Fall bearbeitet hatte, von Bentleys Schuld nicht überzeugt, so stark das Beweismaterial auch zu sein schien. Und ich teilte seine Ansicht. Ich bin hergekommen, um eine Frage zu beantworten. ›Wie starb Mrs McGinty? Warum starb sie?‹
    Ich will Ihnen keine lange, verwickelte Geschichte erzählen. Ich will Ihnen nur sagen, dass ein so unwichtiger Gegenstand wie eine Flasche Tinte mich auf die richtige Spur gebracht hat. Im Sunday C o met, den Mrs McGinty am Sonntag vor ihrem Tod gelesen hatte, waren vier Fotografien veröffentlicht worden. Sie wissen jetzt alles über die vier Fotos, darum will ich nur sagen, dass Mrs McGinty eines dieser Fotos als eines der Bilder erkannte, die sie in einem der Häuser, in denen sie arbeitete, gesehen hatte.
    Sie sprach darüber mit James Bentley, der damals aber gar nicht richtig zuhörte und es auch später nicht für wichtig hielt. Aber er hatte den Eindruck, Mrs McGinty hätte das Bild in Mrs Upwards Haus gesehen und dass sie Mrs Upward meinte, als sie von einer Frau sprach, die nicht mehr so stolz sein würde, wenn man alles wusste. Wir können uns auf diese Aussage nicht verlassen, aber sie gebrauchte bestimmt den Ausdruck ›stolz‹, und es besteht kein Zweifel daran, dass Mrs Upward eine stolze und dominante Frau war.
    Wie Sie alle wissen – einige von Ihnen waren dabei, und die anderen werden es gehört haben –, zeigte ich diese vier Bilder in Mrs Upwards Haus. In Mrs Upwards Miene bemerkte ich einen Ausdruck der Überraschung und des Erkennens, und ich stellte sie zur Rede. Sie sagte daraufhin, sie hätte eines der Bilder irgendwo schon mal gesehen, könne sich aber nicht mehr erinnern, wo. Als ich sie fragte, welches Bild, zeigte sie auf das Foto des Kindes Lily Gamboll. Aber das war nicht wahr. Aus gewissen Gründen wollte Mrs Upward ihre Kenntnisse für sich behalten. Sie zeigte auf die falsche Fotografie, um mich irrezuführen.
    Aber eine Person wurde nicht getäuscht: der Mörder! Eine Person wusste, welches Bild Mrs Upward gesehen hatte. Und hier will ich nicht lange um den heißen Brei herumreden: Die fragliche Fotografie war die von Eva Kane – einer Frau, die Mitschuldige, Opfer oder vielleicht sogar Anstifterin in dem berühmten Mordfall Craig war.
    Am nächsten Abend wurde Mrs Upward ermordet. Sie wurde aus dem gleichen Grund ermordet wie Mrs McGinty. Mrs McGinty hielt ihre Hand hin, Mrs Upward hielt ihren Kopf hin – das Ergebnis war das Gleiche.
    Bevor Mrs Upward starb, erhielten nun drei Frauen Telefonanrufe. Mrs Carpenter, Mrs Rendell und Miss Henderson. Alle drei Anrufe kamen von Mrs Upward, die jeweils bat, die betreffende Person möge am Abend zu ihr kommen. Es war der freie Abend ihrer Hausgehilfin, und ihr Sohn und Mrs Oliver fuhren nach Cullenquay. Es sah daher so aus, als wollte sie mit jeder der drei Frauen ein vertrauliches Gespräch führen.
    Aber warum drei Frauen? Wusste Mrs Upward, wo sie das Bild von Eva Kane gesehen hatte? Oder wusste sie nur, dass sie es gesehen hatte, konnte sich aber nicht mehr
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