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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord
Autoren: Agatha Christie
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eine.«
    »Was? Ach ja, manchmal trage ich eine. Als Kind habe ich eine gehabt.«
    »Und damals trugen Sie auch eine Zahnspange.«
    Sie sah ihn erschrocken an.
    »Ja, das stimmt. Warum das alles?«
    »Das hässliche Entlein ist ein Schwan geworden?«
    »Ich war sicher hässlich genug.«
    »Hat Ihre Mutter das auch gefunden?«
    Sie erwiderte schroff:
    »Ich erinnere mich nicht an meine Mutter. Wovon zum Teufel reden wir überhaupt? Wollen Sie den Job übernehmen?«
    »Leider kann ich das nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich in dieser Angelegenheit für James Bentley arbeite.«
    »James Bentley? Ach, Sie meinen den Trottel, der diese Putzfrau getötet hat? Was hat der mit den Upwards zu tun?«
    »Vielleicht nichts.«
    »Na also. Ist es eine Geldfrage? Wieviel?«
    »Hier begehen Sie einen schweren Irrtum, Madame. Sie denken immer in Geldbegriffen. Sie haben Geld, und Sie glauben, dass es nur auf Geld ankommt.«
    »Ich habe nicht immer Geld gehabt.«
    »Nein«, sagte Poirot. »Das habe ich mir gedacht.« Er nickte freundlich. »Das erklärt viel. Und entschuldigt Einiges…«
    Eve Carpenter ging hinaus, wie sie hereingekommen war. Im hellen Licht stolperte sie ein bisschen, wie Poirot es bei ihr schon früher gesehen hatte.
    Poirot sagte leise vor sich hin: »Evelyn Hope…«
    Also hatte Mrs Upward Deirdre Henderson und Evelyn Carpenter angerufen. Vielleicht hatte sie noch jemanden angerufen. Vielleicht…
    Maureen stürzte ins Zimmer.
    »Wo ist nur meine Schere? Leider wird es erst später Mittagessen geben. Ich hab drei Scheren, und jetzt kann ich keine finden.«
    Sie stürzte an den Schreibtisch, und der Poirot schon vertraute Vorgang wurde wiederholt. Diesmal ging es schneller. Mit einem Freudenruf lief Maureen hinaus.
    Fast automatisch trat Poirot an den Schreibtisch und begann, die Dinge in die Schubladen zurückzulegen. Siegellack, Briefpapier, ein Nähkörbchen, Fotografien…
    Fotografien…
    Er starrte gebannt eine Fotografie an.
    Schritte eilten durch den Korridor.
    Poirot konnte sich, trotz seines Alters, schnell bewegen. Er ließ die Fotografie aufs Sofa fallen, warf ein Kissen darauf und saß schon auf selbigem, als Maureen ins Zimmer kam.
    »Wo zum Teufel habe ich mein Sieb mit Spinat…?«
    »Aber das steht hier, Madame.«
    Er zeigte auf das Sieb, das sich neben ihm auf dem Sofa befand.
    »Da habe ich’s also gelassen.« Sie ergriff es flink. »Heute bin ich mit allem zu spät dran…« Ihr Blick fiel auf Hercule Poirot, der steif und aufrecht dasaß.
    »Warum sitzen Sie ausgerechnet dort? Selbst mit Kissen ist es der unbequemste Platz im Zimmer. Alle Federn sind kaputt.«
    »Ich weiß, Madame. Aber ich… ich bewundere das Bild dort an der Wand.«
    Maureen blickte auf das Ölgemälde eines Seeoffiziers in großer Uniform mit einem Fernrohr.
    »Ja… es ist nicht schlecht. Wohl das einzige gute Stück in diesem Hause. Es ist möglicherweise ein Gainsborough.« Sie seufzte. »Aber Johnnie will es nicht verkaufen. Es ist sein Urur- und vielleicht noch ein paar Ur-Großväter, und der ist mit seinem Schiff untergegangen oder hat sonst was schrecklich Tapferes getan. Johnnie ist sehr stolz darauf.«
    »Ja«, sagte Poirot freundlich. »Ja, er hat Grund, stolz zu sein, Ihr Mann.«
     
    Es war drei Uhr, als Poirot in Dr. Rendells Haus kam.
    Er hatte Kaninchenragout und Spinat und harte Kartoffeln gegessen und einen recht eigenartigen Pudding, der diesmal allerdings nicht angebrannt war. Stattdessen erklärte Maureen: »Da ist Wasser hineingekommen.« Außerdem hatte Poirot eine halbe Tasse Kaffeesatz getrunken. Er fühlte sich nicht wohl.
    Mrs Scott, die ältliche Haushälterin, öffnete die Tür, und Poirot fragte nach Mrs Rendell.
    Sie saß im Wohnzimmer am Radio und schrak auf, als er angekündigt wurde.
    Er hatte von ihr den gleichen Eindruck wie bei ihrer ersten Begegnung. Misstrauisch, vorsichtig, voller Angst vor ihm oder vor dem, was er vertrat. Sie schien noch bleicher als früher, noch mehr Schattenwesen.
    »Ich möchte Sie etwas fragen, Madame.«
    »Fragen? Ach? O ja?«
    »Hat Mrs Upward Sie am Tag ihres Todes angerufen?«
    Sie starrte ihn entsetzt an. Dann nickte sie.
    »Um wie viel Uhr?«
    »Mrs Scott war am Telefon. Ich glaube, es war gegen sechs.«
    »Was wollte sie? Hat sie Sie eingeladen, am Abend zu ihr zu kommen?«
    »Ja. Sie sagte, Mrs Oliver und Robin führen nach Kilchester, und sie würde ganz allein sein, da es Janets freier Abend war. Ob ich kommen und ihr Gesellschaft leisten
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