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Verzaubert!

Verzaubert!

Titel: Verzaubert!
Autoren: Nancy Madore
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Und weil alle ihre älteren Schwestern schöner fanden, kannte man die jüngste Tochter bald überall als “das hässliche Entlein”.
    Als die Mädchen größer wurden, wurden die vier älteren Töchter mit jedem Tag schöner und schöner, gleichzeitig aber auch arrogant und taktlos. Das hässliche Entlein wurde jedoch mit jedem Tag freundlicher und großzügiger. Und so kam es, dass ihre älteren Schwestern die Gesellschaft der Jüngsten genossen – auch wenn sie nicht aufhören konnten, sie zu tadeln.
    Bald schon wuchsen die Mädchen zu Frauen heran.
    Die älteste der fünf Schwestern war von auffallender Schönheit. Sie dachte bei sich: “Warum sollte ich mich anstrengen? Ich werde den Männern gestatten, meine Schönheit zu bewundern.” Tatsächlich konnten Frauen zu dieser Zeit ein Vermögen damit verdienen, ihre Schönheit zu präsentieren. Und so zog die älteste Tochter in die Welt hinaus, um ihr Glück zu machen.
    Die zweitälteste Schwester war ebenfalls sehr hübsch. Sie dachte bei sich: “Warum sollte ich arbeiten, wenn mich Männer doch so schön finden, dass sie alles für mich tun?” Und so ging sie in die Welt hinaus, um sich von ihren zahlreichen Bewunderern aushalten zu lassen und so ihr Glück zu machen.
    Die drittälteste Schwester hatte noch keine Pläne gemacht. Das war auch gar nicht nötig, denn das Schicksal kam ihr dazwischen, und ehe sie sich’s versah, war sie mit dem Mann verheiratet, dessen Kind sie unter dem Herzen trug.
    Die vierte Schwester dachte sich: “Ich bin noch schöner als meine drei älteren Schwestern. Wozu brauche ich Männer?” Und so beschloss sie, Model zu werden und die Laufstege der Welt zu erobern. Und sie zog aus, um ihr Glück zu machen.
    Die jüngste Schwester jedoch wusste, dass sie ihren Lebensunterhalt nicht mit ihrem Aussehen verdienen konnte, und beschloss, ihre Ausbildung fortzusetzen. Sie fand eine kleine Universität in einem hübschen, kleinen Örtchen, das weit weg war von all den grausamen Vorurteilen, denen sie in ihrer Heimatstadt begegnete. Sie blieb allein, mietete ein kleines Haus in der Nähe des Campus und begann ein neues Leben.
    Das hässliche Entlein fühlte sich von Anfang an wohl als Studentin. Sie hatte viel Freude an ihren Studien, und den Leuten, mit denen sie sich zusammentat, war es gleich, ob sie hübsch war oder nicht. Ihnen waren andere Dinge wichtiger. Und weil sie hier nicht ständig an ihr Aussehen erinnert wurde, begann das hässliche Entlein langsam Vertrauen in sich selbst zu gewinnen. Sie war immer wieder erstaunt über die kleinen Freuden, die sich ihr im Alltag boten, und war glücklicher als je zuvor.
    An einem Frühlingsnachmittag ruhte sich das hässliche Entlein in seinem Garten im Schatten eines großen Baumes aus. Sie las ein Buch, als plötzlich ein dunkler Schatten auf sie fiel. Da blickte sie auf und sah sich dem schönsten Wesen gegenüber, das sie je in ihrem Leben getroffen hatte.
    Es war ein junger Mann, dunkel und groß gebaut, und er blickte lächelnd auf sie herab. Halb glaubte das hässliche Entlein, dass er Einbildung sein musste – vielleicht eine Person, die direkt dem Liebesroman entsprungen war, den sie gerade las? Sie starrte ihn sprachlos an. Als er bemerkte, dass er sie erschreckt hatte, erhob er seine freundliche Stimme und erklärte ihr, er sei auf dem Weg zu einem nahe gelegenen Weiher, um dort zu schwimmen. Anscheinend führte der einzige Weg zu diesem geheimnisvollen kleinen Teich durch den Garten des hässlichen Entleins.
    Sie erkannte den jungen Mann als einen Studenten aus ihrem Jahrgang, mit dem sie bisher nie ein Wort gesprochen hatte. Insgeheim spürte sie, dass es ihr große Freude machen würde, wenn er an heißen Sommertagen durch ihren Garten zu dem Weiher ging, um dort zu schwimmen. Vielleicht war sie ein bisschen zu überschwänglich, als sie ihm anbot, ihren Garten so oft zu durchqueren, wie er wollte.
    Nachdem sie ihm diese Erlaubnis erteilt hatte, blieb der junge Mann bei ihr. Er fragte sie über das Buch, das sie gerade las, ihre Seminare an der Universität und alles andere, was sie betraf, aus. Sie antwortete ihm gerne, denn nie zuvor hatte ein Mann sich so für sie interessiert.
    Ihre Augen leuchteten glücklich, während sie mit ihrem neuen Freund plauderte. Aber plötzlich erschienen ihre vier schönen Schwestern vor ihrem inneren Auge, als wollten sie sie schmerzhaft daran erinnern, dass sie doch hässlich war. Plötzlich schämte sie sich, weil der hübsche Mann
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