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Verzaubert!

Verzaubert!

Titel: Verzaubert!
Autoren: Nancy Madore
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Konversation und seine zuvorkommende Gesellschaft sogar. Nach dem Essen stand er auf und stellte mir die gleiche Frage, die er mir schon am Abend zuvor gestellt hatte und von nun an jeden Abend stellen würde: “Schöne, willst du mich heiraten?”
    Erneut schüttelte ich den Kopf. “Nein, Biest.”
    Unsere Freundschaft erblühte. Und doch raubte mir jedes nächtliche Geräusch den Schlaf. Hellwach lag ich dann in meinem Bett und wartete atemlos auf den Lichtschein unter meiner Tür.
    Doch das Biest wagte sich nie wieder in die Nähe meines Schlafgemachs.
    Ich
war es, die sich eines Abends heimlich in seine privaten Gemächer schlich.
    Da ich wieder einmal nicht schlafen konnte, wollte ich mir ein Buch aus der Bibliothek borgen. Als ich auf meinem Weg durch die endlosen Gänge des Schlosses an seinem Schlafzimmer vorbeikam, nahm ich ein Geräusch wahr. Es war ein Stöhnen, das durch die Tür drang. Ich hielt inne.
    Einen Moment später hörte ich es erneut. Das musste das Biest sein. Ich lauschte und war gleichzeitig besorgt. War er krank?
    Ohne länger nachzudenken, klopfte ich an die Tür. Doch auf eine Antwort wartete ich vergeblich. Nach einer Weile klopfte ich erneut.
    “Geh weg”, hörte ich ihn bittend sagen.
    “Ich gehe nicht”, antwortete ich bestimmt, “bevor ich mich davon überzeugt habe, dass es dir gut geht.”
    Er antwortete nicht.
    “Bitte”, sagte ich dann und klopfte erneut. “Öffne die Tür und lass mich …”
    “Geh von dieser Tür weg, Schöne!”, kam es barsch von drinnen. “Geh jetzt! Du bringst dich sonst in Gefahr!” Sein Ton war beherrscht, aber seine Stimme klang verzweifelt.
    Ich habe mich oft gefragt, warum ich nicht einfach gegangen bin. Ich redete mir ein, ein Freund bräuchte meine Hilfe. Ich redete mir ein, ich wäre neugierig. Ich redete mir eine Menge ein, aber ich fürchte, Sie werden mir ebenso wenig glauben wie ich mir selbst.
    Ich drehte den Knauf und öffnete die Tür zum Schlafgemach des Biests.
    Tiefe Dunkelheit empfing mich. Zögernd wagte ich ein paar Schritte, während ich hoffte, dass sich meine Augen bald an die Finsternis gewöhnen würden. Hinter mir fiel die Tür ins Schloss. Meine Nackenhaare stellten sich auf.
    Wo war er? Jemand zog den Vorhang beiseite, ich hörte das Quietschen der Eisenringe, die oben am schweren Stoff befestigt waren, und dann warf der Mond seinen kühlen Glanz in den Raum. Jetzt konnte ich das Biest deutlich sehen. Er kam auf mich zu. Er atmete schwer und unregelmäßig, zwischendurch keuchte er sogar.
    Ich selbst bekam kaum Luft und stand einfach nur hilflos da. Das große Zimmer wirkte plötzlich erdrückend klein, als wäre es auf die Hälfte seiner Größe zusammengeschrumpft, als würde das Biest es gänzlich ausfüllen. Angst ließ mich erschauern. Ich war hellwach. Das Biest kam langsam auf mich zu und blieb so dicht vor mir stehen, dass ich seinen warmen Atem spüren konnte. Mir war, als würde ich gleichsam die Hitze seines Körpers wahrnehmen. Er war viel, viel größer als ich, und seine Schultern waren gut dreimal so breit wie meine. Seine dunklen Augen glänzten fiebrig. Trotz der Hitze, die sein Körper ausstrahlte, fror ich.
    “Wenn du nicht willst, dass dein Nachtgewand zerrissen wird, solltest du es jetzt ausziehen”, sagte das Biest schließlich. Seine Worte klangen gelassen, aber er wirkte so angespannt, als könnte er sich nur mit äußerster Kraft beherrschen. Seine Stimme war ruppig und so tief, dass sie kaum noch menschlich klang. Seine Nähe verschlang und überwältigte mich. Sein Blick hypnotisierte mich. Sein Atem verbrannte mich. Nichts an ihm erinnerte noch an den gütigen Freund, mit dem ich so viele Abende verbracht hatte.
    Ein neues Gefühl nahm schleichend von mir Besitz, während ich in seine dunklen, glitzernden Augen sah, die mich zu hypnotisieren schienen.
    Während ich so dastand, betrachtete ich meine Lage für einen kurzen Augenblick wie die einer Fremden. Ich hatte nicht die geringste Chance. Er war mir körperlich überlegen, und er hatte gerade zu mir gesagt, dass ich mein Nachthemd ausziehen sollte, damit es nicht zerriss. Würde er es zerreißen wollen?
    Während diese Gedanken durch meinen Kopf schossen, stand er weiterhin vor mir und sah mich an. Lauernd, abwartend. Was sollte
ich
tun? Was würde
er
tun, wenn ich ihm nicht gehorchte? Würde er sich auf mich stürzen, sobald ich mich bewegte? Oder würde er mich vielleicht doch gehen lassen?
    Während ich dastand – und es kam mir
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