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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition)
Autoren: Constanze Kühn
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Locken schwingen. Als das langsamere We are the champions erklang, wiegte sie sich in den Hüften. Clärchen hatte nie diese Lust an Bewegung zu guter Musik kennenlernen dürfen. Er stöhnte innerlich. Würde er denn nie vergessen können? Er beschloss zu gehen, zahlte und trat in die kalte Nacht. Tief sog er die frische Luft ein. Welch ein Unterschied zu der verräucherten Atmosphäre, aus der er gerade kam. Unentschlossen stand er vor dem Haus, bevor er sich schließlich nach rechts wandte. Er würde noch einen Spaziergang machen.
    *

***
    L isa saß lustlos auf einem der Barhocker in der Grotte. Seit Lydia vor drei Tagen nach Hamburg gefahren war, war sie nicht mehr zu Hause gewesen, denn ihr graute vor der Stille in der leeren Wohnung. Lydia hatte sie mitnehmen wollen, doch sie hatte ihre Gegenwart gescheut. Sie bestellte bei Greg eine Cola.
    Der hob die Augenbrauen. „Na, du siehst ja ganz schön fertig aus. Was hast du getrieben?“
    Sie seufzte. „Ich war gestern nach meinem Besuch hier noch mit Corey und Freddie im Fliegenden Holländer . Kennst du die Disco? Sie liegt ungefähr dreißig Kilometer westlich außerhalb der Stadt. Es war eine richtig gute Stimmung, bis die beiden nachts um halb drei auf die Idee kamen, sich noch eine Wettfahrt zu liefern.“
    „Und bei wem bist du mitgefahren?“
    Sie tippte sich an die Stirn: „Natürlich bei keinem! Die waren ganz schön besoffen.“
    „Und du wolltest lieber nicht mit deinem Leben spielen. Kann ich verstehen. Mich wundert es sowieso, dass die beiden noch den Führerschein haben.“ Er stellte ihr die Cola hin. „Wie bist du dann nach Hause gekommen?“
    „Ich bin getrampt. Zwei Typen mit so ‘nem Sportwagen haben mich mitgenommen.“
    „Also doch das Spiel mit dem Feuer?“
    Lisa winkte ab: „Ach was, mir passiert schon nichts.“ Ihre Stirn legte sich in Falten. „Obwohl ich sagen muss“, setzte sie hinzu, „dass es mir bei der Fahrt durch die dunkle Landschaft und den Wald schon mal ganz kurz mulmig geworden ist.“
    „Ganz kurz? Mensch Lisa!“
    Sie zog eine Grimasse: „Ist doch egal! Hab ich schon öfter gemacht.“ Sie trank das Glas aus, bevor sie weiter sprach. „Sie haben mich überredet, noch mit ins Quasimodo zu gehen. Da war es voll, sag ich dir. Aber sie hatten gute Musik aufgelegt, und ich habe viel getanzt. Einer der beiden hat mir ständig Drinks spendiert.“
    „Und dann?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Du weißt es nicht?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Heute Morgen bin ich bei diesem Billy aufgewacht. Er schlief noch, und da habe ich mich aus dem Staub gemacht.“
    Greg stieß einen Pfiff aus und schüttelte den Kopf. „Du machst ja Sachen. Von Heidi kenne ich ja solche Geschichten, aber von dir noch nicht.“
    Sie fiel ihm ins Wort: „Apropos. Wo ist sie denn?“
    „Sie ist mal kurz rüber in ihre Wohnung gegangen, kommt aber gleich wieder.“ Er zeigte zur Eingangstür. „Wenn man vom Teufel spricht …“
    Heidi betrat gerade die Kneipe. Sie hatte keine Jacke an und rieb sich über die Oberarme, während sie auf Lisa zusteuerte. „Hallo Lisa.“ Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    „Was ´n das?“ Lisa starrte Heidi an, die ihre langen dunklen Haare blondiert hatte. „Bist du bescheuert?“ Heidi verteidigte sich. „Ich wollte mal was anderes ausprobieren.“
    Lisa sah Greg an, der die Schultern hob, sie wieder fallen ließ und sagte: „Ich finde es auch schade.“
    Heidi zog eine Grimasse, nahm sich das Tablett mit den Getränken und war verschwunden.
    Lisa schüttelte den Kopf: „Wie kommt sie denn auf diese Schnapsidee?“
    „Sie hat jetzt einen türkischen Freund.“
    „Ach, daher weht der Wind.“ Lisa seufzte. „Wegen ‘nem Typen würde ich mich bestimmt nicht verändern.“
    Greg lachte. „Warte erst einmal ab, bis du dich mal richtig verliebst.“
    „Ach papperlapapp.“ Sie sah Heidi nach. „Die schönen Haare!“
    Als Heidi wiederkam, fragte Lisa sie: „Sag mal, kann ich heute bei dir pennen?“
    Heidi verzog das Gesicht. „Du – sonst gerne, aber nicht heute!“
    „Warum nicht heute?“
    „Mustafa besucht mich.“
    „Ach so. Verstehe!“ Sie war enttäuscht. Heidi war immer lustig und fidel, aber sie hatte sich noch nie auf sie verlassen können.
    Neben ihr erklang eine raue Stimme: „Ein Hefeweizen bitte.“
    Der dunkle Lockenkopf von neulich hatte sich neben sie gesetzt. Sein markantes Gesicht zeigte Schatten auf Wangen und Kinn. Er sah sie an und nickte kurz zur
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