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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition)
Autoren: Constanze Kühn
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in die Baufirma deines Vaters?“
    „Damit ich ständig den Alten im Genick habe? Nee, danke. Außerdem liegt mir das Geschäft überhaupt nicht.“
    „Und das deiner Mutter?“
    „Machst du Witze? Ich als Designer?“
    „Ich dachte, du solltest Model werden!“
    „Ich fall gleich vom Stuhl! Wofür hältst du mich?“
    Lisa lachte. „Du siehst gut aus, könntest viel Kohle machen.“
    „Könnte ich nicht!“
    „Wieso nicht?“
    „Das ist ein eiskaltes Geschäft, dafür bin ich nicht geeignet. Ne, ne. Ich will etwas mit Büchern zu tun haben. Vielleicht schreibe ich ja mal selber eins.“
    Harald mischte sich in das Gespräch. „Also, wenn es dir um Literatur geht, wirst du als Buchhändler auch nicht glücklich.“
    „Wieso?“
    „Weil du da viel Buchführung hast, Einkauf, Verkauf und so´ n Zeug. Du bist einfacher Verkäufer, nur dass du kein Obst, Klamotten oder ähnliches, sondern Bücher an den Mann bringst.“
    „Du kennst dich ja aus.“
    „Wollt ich auch mal machen, hab ich aber abgebrochen. War nichts für mich.“
    Lisa warf ein. „Wenn ich so sehe, was Susanne in der Berufsschule hat. Echt öde!“
    „Na ja, war nur so ´ne Idee.“ Benny sah sich um. „Ich gehe mal die anderen begrüßen.“
    Harald wandte sich wieder Lisa zu: „Wer ist Lydia.“
    „Meine Ersatzmutter.“
    „Was?“
    „Meine leibliche Mutter ist tot. Lydia war mit ihr befreundet und hat mich bei sich aufgenommen.
    „Was ist mit deinem Vater?“
    „Der kann mir gestohlen bleiben. Der konnte nur saufen und prügeln.“ Sie nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas. „Sie waren geschieden. Ich hoffe, ich sehe ihn nie wieder!“
    Er zündete sich eine Zigarette an. „Wo ist denn diese Buchhandlung?“
    „In der Glazer Straße.“ Lisa kramte nach ihren Zigaretten. Mist, sie hatte sie bei Billy liegenlassen. „Gibst du mir eine Zigarette?“
    „Klar.“ Harald reichte ihr den Tabak. „Kannst du drehen?“
    „Ja.“ Sie griff danach und holte die Blättchen heraus. Aber sie rauchte meist Filterzigaretten und stellte sich nicht sehr geschickt an. Schließlich nahm Harald ihr die Sachen ab und drehte eine für sie. Er hielt sie ihr hin. „Einmal ablecken bitte.“
    Lisa leckte das Blättchen an der Schnittkante ab.
    Harald klebte es zusammen, reichte ihr die fertige Zigarette und gab ihr Feuer. „Demnach bist du hier aufgewachsen?“
    „Ja. Und du?“
    „In Darmstadt.“
    „Hast du Geschwister?“
    „Nein!“ Er drückte seine nur halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus und sah auf die Uhr. „Ist schon ziemlich spät.“
    „Willst du schon gehen?“
    Er sah sich um. „Eigentlich noch nicht. Ich habe morgen frei. Aber die Kneipe leert sich langsam. Scheint bald Feierabend zu sein.“
    Greg sagte: „Ich sperr jetzt ab. Wer da ist, trinkt aus, rein kommt keiner mehr.“
    „Prima“, freute sich Lisa und sah Harald an. „Wollen wir ´ne Runde Billard spielen?“
    „Gute Idee.“
    Während sie sich ein Match lieferten, setzten sich die übrig gebliebenen Gäste um den runden Tisch. Einige waren schon angetrunken und in ziemlich aufgekratzter Stimmung. Während Harald und Lisa sich auf das Spiel konzentrierten, erzählten sich die anderen lustige Geschichten. Ihr Gelächter war laut und ausgelassen. Ab und zu kommentierten sie das Billardspiel. Lisa zitterten die Hände. Sie war nicht gut und verlor. Als sie Revanche forderte, lehnte Harald ab. „Das wird heute nichts. Du hast schon zu viel getrunken.“
    Lisa zuckte mit den Schultern. „Stimmt! Sag mal, kann ich bei dir pennen?
    „Was?“ Harald runzelte die Stirn. „Wieso gehst du nicht nach Hause?“
    „Ich habe keine Lust, jetzt noch so weit zu fahren.“ Sein bernsteinfarbener Blick war plötzlich kühl. „Das schien dich doch sonst auch nicht zu stören.“
    Sie zog einen Schmollmund. „Heute doch. Außerdem wartet zu Hause sowieso niemand auf mich. Lydia ist nicht da.“
    „Das kann ich nicht ändern.“ Sein Ton war schroff.
    Lisa wandte sich ab. Sie war schwer getroffen und hoffte, dass niemand etwas merkte. Sie ging zu Heidi und bezahlte ihre Zeche. Greg hatte inzwischen die Tür geöffnet, so daß frische Luft hereinströmte. Als sie an ihm vorbei ins Freie trat, hörte sie seine leise Stimme in ihrem Rücken. „Mach keine Dummheiten, Kleine.“
    Sie gab keine Antwort mehr.
    *
    Als Lisa wenige Tage später die Grotte betrat, stöhnte sie auf. Die schon wieder. Eine Gruppe von Männern mittleren Alters, die einmal im Monat ihren
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