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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung
Autoren: Simon Beckett
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als du die Gelegenheit hattest», keuchte er und hob die Metallstange.
    Da knallte hinter ihm die Tür des Turms zu.
    Monk
, dachte ich automatisch. Doch in der Tür stand niemand. Es musste der Wind gewesen sein, und als Terry erschrocken herumwirbelte, stürzte sich Roper auf ihn. Obwohl er sich kaum auf den Beinen halten konnte, brachte er Terry aus dem Gleichgewicht. Durch seinen Schwung taumelten sie an mir vorbei und krachten in das marode Gerüst vor der Turmwand. Das wacklige Konstrukt erzitterte unter ihrem Gewicht und klirrte wie eine riesige Stimmgabel, während gleichzeitig einzelne Streben klappernd zu Boden fielen. Es schwankte, und für einen Augenblick dachte ich, es würde halten. Doch dann stürzte das gesamte Gerüst unter Ächzen und Knarren in Zeitlupe wie ein Kartenhaus über den beiden zusammen.
    Ich hörte einen Schrei, konnte aber nicht identifizieren, von wem. Als eine Lawine von Brettern und Metallstangen unter höllischem Lärm herunterkrachte, rollte ich mich zusammen und legte mir die Arme über den Kopf.
    Nach einer Weile war alles totenstill.
    Mir klingelten die Ohren. Langsam nahm ich meine Arme vom Kopf. Dichter Staub hing in der Luft, und es war stockdunkel, denn das Gerüst hatte die Lampe umgerissen. Als ich hustete und keuchte, schoss mir ein wahnsinniger Schmerz durch die Brust. Der Boden war übersät mit Gerüstteilen und zerborstenen Brettern. Ich rappelte mich auf und tastete mich vor.
    «ROPER? TERRY?»
    Mein Ruf verhallte in der Dunkelheit, ein einzelner Ziegelstein krachte herab und brachte die umgestürzten Stangen zum Klirren. Danach hörte ich nur noch Mörtel rieseln. Sophie hatte mir erzählt, dass der instabile Schornstein des Brennofens und die Außenmauern seit Ewigkeiten durch das Gerüst abgestützt worden waren.
    Jetzt hielt sie nichts mehr.
    Allein konnte ich nichts tun, ich brauchte ein Telefon. Mit unsicheren Schritten bahnte ich mir durch die Finsternis einen Weg über das Gewirr der Gerüststangen bis zur Tür, die einen dünnen Streifen Dämmerlicht freigab. Die Luft draußen roch sauber und frisch. Am Himmel war ein letzter Lichtstreifen zu sehen, als ich, einen Arm gegen die verletzten Rippen gepresst, zum Haus humpelte.
    Ich war fast dort, da hörte ich hinter mir ein Rumpeln.
    Als ich mich umschaute, sah ich gerade noch, wie der Turm einstürzte. Erst schien er sich ein wenig zu senken, um dann in aller Ruhe einfach in sich zusammenzusacken. Eine dunkle Wolke bauschte sich auf, aus der Dreck und Schotter auf mich herabregneten, sodass ich schnell weitertaumelte und mir die Augen abschirmte. Dann war wieder alles still.
    Ich ließ meinen Arm sinken.
    Die Hälfte des Turms war eingestürzt, und über der zerklüftetenRuine hing dichter Staub, der wie Qualm aussah. Der Mauerabschnitt mit der Tür war heil geblieben. Ich humpelte zurück, legte mir einen Ärmel vor Mund und Nase und spähte hinein. Der Eingang war teilweise durch Ziegelsteine versperrt.
    Dieses Mal rief ich nicht. Ein letzter Stein stürzte mit dem Geräusch eines umfallenden Kegels auf den Schutt, dann war es vorbei. Es gab kein Geräusch mehr und kein Lebenszeichen.
    Der Brennofen lag dunkel und still wie ein Grab vor mir.

Kapitel 31
    Die Rettungskräfte benötigten acht Stunden, um Terry und Roper unter den Mauerresten hervorzuholen. Und jeder wusste, dass es keine Überlebenschancen mehr gab.
    Ich war nicht mehr dort, aber ich hatte gehört, dass weder die Leute vom Rettungsteam noch die anwesenden Polizisten einen Ton von sich gegeben haben. Nachdem die letzten Ziegelsteine entfernt waren, hatte man Roper auf Terry liegend gefunden. Bei der späteren Autopsie kam heraus, dass er fast augenblicklich gestorben war, was mich angesichts der Verletzungen, die er bereits erlitten hatte, nicht überraschte. Terry hatte nicht so viel Glück gehabt. Ropers Körper hatte ihn teilweise vor den herabstürzenden Trümmern geschützt, und der Ziegelstaub in seinen Lungen deutete darauf hin, dass er nicht sofort tot war. Niemand konnte sagen, ob er bei Bewusstsein gewesen war oder nicht, doch die Todesursache lautete Erstickung.
    Er war lebendig begraben worden.
    Meine Verletzungen waren schmerzhaft, aber nicht ernst. Durch den Schlag mit der Stange hatte ich mir drei gebrochene Rippen zugezogen, dazu jede Menge Schnitte und Schwellungen. Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden fand ich mich im Krankenhaus wieder,jetzt allerdings in einem Einzelzimmer, wo die Medien von mir
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