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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition)
Autoren: Carrie Lofty
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an, doch Dryden machte kehrt, wandte sich nach links, lief durch einen Korridor und verschwand außer Sichtweite.
    Tief geduckt schlich Robin näher und sah Bainbridge Castle brennen. Das Feuer von innen traf auf jenes, das er und seine Männer mit den brennenden Pfeilen auf die Außenmauern schossen. Hohe Flammen erhellten den Nachthimmel. Der Regen trug wenig dazu bei, das Inferno zu mindern, aber er durchnässte seinen Umhang, seine Tunika, seine ganze Kleidung.
    Auf halber Höhe begegnete er dem drahtigen Jungen, der durch das hohe Gras kroch. Die Frau in seiner Begleitung war blutverschmiert, von Ruß bedeckt, und sie zitterte. Ihre Augen blickten ins Leere. Einen Moment lang dachte Robin an Wills Frau.
    „Wie läuft es? Wo sind die anderen?“
    „Die Männer, die vor den Toren festsaßen, haben es inzwischen geöffnet“, sagte Jacob. „Sie sind zu John und den anderen gegangen. Ada und ich konnten uns befreien.“
    „Haben unsere Männer das Feuer innen entzündet?“
    Jacob schüttelte den Kopf und blickte zu der Frau hinüber. „Ich glaube, sie war es.“
    „Und Will?“
    „Ich weiß es nicht, Milord.“
    Er nickte und versuchte, seine Besorgnis nicht zu zeigen. „Bring sie in Sicherheit.“
    Robin spähte durch den Regen und winkte seinen Männern, den beiden Flüchtigen zu helfen. Hargrave jedoch zeigte auf das Dach der Burg. Robin legte den Kopf in den Nacken, um über die Flammen hinweg sehen zu können.
    Nein!
    Vor dem leuchtendroten Himmel erkannte er zwei Silhouetten. Robin und Dryden kämpften miteinander. Die Männer standen auf der obersten Mauer. Flammen leckten gierig nach der Plattform, auf der sie sich duellierten. Jeder Hieb wurde abgewehrt. Auf jeden Rückzug folgte ein neuer Angriff. Ihre Schwerter schlugen rhythmisch gegeneinander, immer wieder, als würden sie von einem Puppenspieler gezogen.
    Robin wandte den Blick ab. Während er Jacob und Ada in Sicherheit brachte, gingen ihm zahllose verzweifelte Fragen durch den Kopf.
    Was geht in Will vor? Wo ist John?
    Warum bin ich hier unten?
    Robin warf die Pfeile, die mit Wolle umwickelt waren, auf den nassen Boden und zog eine Handvoll solcher mit Stahlspitzen hervor. Er stieg weiter die Anhöhe hinauf, bis er fast oben war. Funken sprühten aus dem brennenden Gebäude. Die Wände bebten und neigten sich in unnatürlichen Winkeln. Ein paar Soldaten kämpften noch, doch die meisten hatten die Burgruine verlassen und Schutz unter den Bäumen gesucht.
    Er beobachtete das Duell oben unter dem Himmel und vermochte einen Moment lang den Blick nicht abzuwenden. Sein Neffe kämpfte wie ein Krieger, ein richtiger, tapferer Krieger. Keiner seiner Schritte war zögerlich, seine Technik zeugte von Furchtlosigkeit. Aber Dryden war größer und hatte nicht wie Will unter Verletzungen zu leiden. Der Adlige focht mit erfahrenem Geschick und gab Will keine Möglichkeit zu einem entscheidenden Schlag.
    Dann hielt Robin es nicht mehr aus. Er spannte die Bogensehne und zielte auf den Körper des Feindes. Der Pfeil sirrte durch die Luft. Dryden holte aus. Will stand nur auf einem Fuß und hob sein Schwert ein letztes Mal. Der Pfeil traf ins Ziel, doch es war zu spät.
    Wie herabfallende Herbstblätter stürzten die beiden Kämpfer zu Boden.

39. Kapitel
    Sie, die Will Scarlet bei der Hand nahm, sprach:
    „Ich habe gewählt.“
    „Robin Hood and the Prince of Aragon“
    Ballade, 17. Jahrhundert
    M  eg saß neben Marian im Speisesaal, beide aufs Äußerste angespannt. Sie wechselten nur wenige Worte – eine Bitte um Salz, das Angebot, Wein nachzuschenken. Die Dienstboten hielten sich schweigend im Hintergrund. Das Warten zerrte an ihren Nerven.
    Die Nacht hatte Meg unruhig und ohne Schlaf verbracht, sondern war auf und ab gelaufen. Doch als der Morgen anbrach, setzte sie eine tapfere Miene auf. Marian wirkte übermüdet und gleichzeitig ungewöhnlich heiter. Keine von beiden sprach von dem Grauen, das sie in der Nacht durchgemacht hatten, und die Gastgeberin war höflich genug, die dunklen Ringe nicht zu erwähnen, die unter Megs Augen lagen.
    Will würde gesund und heil nach Hause zurückkehren. Zusammen mit Ada. Ada würde zu ihr zurückkehren.
    Schon bald.
    Nach einem kurzen Frühstück, das sie kaum hinuntergebracht hatte, ging Meg Arm in Arm mit Marian durch den Garten. Auf den Regen war der Frost gefolgt. Das Gras knirschte unter ihren Stiefeln. Ein halbes Dutzend Soldaten folgte ihnen in einiger Entfernung. Ihre klappernden Waffen und Kettenhemden
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