Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition)
Autoren: Carrie Lofty
Vom Netzwerk:
etwas gesehen, das so sehr gegen Naturgesetze verstieß.
    „Eure Anweisungen, Lord Loxley?“
    „Einige der Männer vor dem Gitter stehen noch auf eigenen Füßen“, sagte Robin. „Wahrscheinlich werden sie nicht mit Pfeilen von der anderen Seite des Gitters angegriffen. Will und John müssen es geschafft haben. Setzt den Angriff fort.“
    Doch vom linken Abschnitt der Reihe erklang ein lauter Schmerzensschrei. Robin fuhr herum und sah zwei Männer, die von Flammen umgeben waren.

38. Kapitel
    „Wohlgefallen soll uns auf dem Weg begleiten,
    so werden wir dem Sheriff das letzte Stündlein bereiten.“
    – Little John
    Robin Hood and the Sheriff of Nottingham
    Anonymus, 15. Jahrhundert
    K  ein Anlass zur Furcht, meine Liebe.“
    Ada sah Finch durch einen Tränenschleier an. Lässig spielte er mit dem Dolch, strich mit der schimmernden Klinge über seine Handfläche. Licht fing sich in dem farbigen Glas und warf bunte Flecke an die Decke der Kapelle. Ein weiterer Feuerblitz zuckte über das Dach, vorbei an dem schmalen Fenster.
    „Ich bin hier, um Euch zu helfen“, sagte er.
    „Wo ist Dryden?“
    „Er kämpft gegen Robin of Loxley.“ Ein schlangenartiges Lächeln breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus. „Er hat jetzt wenig Zeit für Euch. Beunruhigt Euch das?“
    „Ihr beunruhigt mich.“ Sie spürte einen Kloß in der Kehle und vermochte den Blick nicht abzuwenden von der grauenhaften Klinge.
    Finch ging weiter – kein plötzlicher Angriff, doch jede seiner schleichenden Bewegungen raubte ihr mehr von ihrem Mut.
    „Dryden hat keine Verwendung mehr für Euch, jetzt, da Eure Schwester gefährliche Verbündete gefunden hat.“
    Meg?
    „Dryden hat für mich gesorgt“, sagte sie, und ihre Stimme klang genauso schwach, wie sie selbst sich fühlte.
    „Ihr wart uns von Nutzen, aber jetzt seid Ihr das nicht mehr.“
    „Uns?“
    Finch zuckte anmutig wie eine Frau mit den Schultern, dann kniete er zu Adas verbundenen Füßen nieder und schob ihre Röcke hoch. Behutsam, rhythmisch tätschelte er ihre Wade. Ada wollte schreien, doch sie brachte keinen Laut heraus. Das Entsetzen raubte ihr den Atem.
    „Ja, meine Liebe, und jetzt will er, dass ich Euch töte. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Er will Euch loswerden, als hättet Ihr keinen Wert mehr.“ Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, glitzerten an seinen Schläfen. Er bewegte die Hand weiter, schob sie höher, bis über ihr Knie hinauf. Ihr wurde übel. „Aber Ihr und ich, wir haben uns aneinander gewöhnt, nicht wahr? Bei all seinem Ehrgeiz hat Dryden nie die Gelegenheit gehabt, Euch so kennenzulernen wie ich.“
    „Geht weg von mir!“
    Mit seiner schmalen Hand umfasste er ihre Wange. Sein Gesicht mit den seelenlosen braunen Augen war ihr jetzt ganz nahe. Sein Blick war unruhig, als hätte er zu viel Ale getrunken. „Versteht doch, Ada: Dryden wünscht Euren Tod. Ich will Euch für mich haben. Und wie sehr Euch das auch persönlich betreffen mag, Ihr habt da nichts mitzubestimmen.“
    Finch durchtrennte die Stricke an ihren Fußgelenken. So zärtlich wie ein Liebhaber streckte er ihr Knie und berührte ihre Fußsohle mit seiner bloßen Hand. Ada erschauerte.
    Er lächelte sanft. „Hat Dryden Euch geholfen, damit die Wunden heilen? Wie großzügig von ihm. Abgesehen von der Tatsache, dass ihm Euer Leben nichts wert ist, wollen wir ihm dafür dankbar sein. Eine günstige Gelegenheit für einen Neubeginn, für uns beide. So, wie wir angefangen haben.“
    Er führte den Dolch an ihre Fußsohle. Der Raum um sie herum begann zu verschwimmen. Die glänzende Klinge drohte sie um den Verstand zu bringen. Er strich damit über ihre Haut, und sie konnte den Blick nicht abwenden, während er sie immer wieder berührte, ohne sie zu schneiden. Sie war wie gebannt von den rhythmischen Liebkosungen, während sie stets mit heftigem Schmerz rechnete.
    Ein Feuersturm ließ die Fenster zersplittern. Flammen und Glassplitter, so bunt wie gefärbtes Eis, drangen in den Raum ein. Finch, der zwischen Ada und dem Fenster kniete, drehte sich genau in diesem Augenblick um, sodass die Splitter in sein Gesicht schnitten.
    Ada begann zu schreien, als ihr Entsetzen sich endlich Bahn brach.
    Der Sheriff sprang auf und taumelte umher. Er presste die Hände auf sein Gesicht und schrie wie ein blindes, von Schmerzen gepeinigtes Tier. Seine Stimme hallte von den Wänden wider. Flammen zuckten wie Blitze vor dem dunklen Himmel. Vor dem unnatürlichen Licht vermochte sie nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher