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Verwechslungsspiel in Griechenland

Verwechslungsspiel in Griechenland

Titel: Verwechslungsspiel in Griechenland
Autoren: Helen Brooks
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Straße, die sich in einen Fluss verwandelt hatte.
    Nur eine Kreuzung trennte Ria noch von dem Haus. Ganz kurz sah sie eine dunkle Gestalt davor stehen und ihr etwas zurufen, dann krachte der nächste Donnerschlag, und Ria rannte auf die Querstraße hinaus.
    Sie bemerkte den Lastwagen erst, als er sie fast schon erreicht hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Zeit stillzustehen, und Ria sah, wie der Fahrer sie mit offenem Mund anstarrte. Im nächsten Moment flog sie wie eine Puppe durch die Luft, der Boden raste auf sie zu, Millionen Dolche stachen zu gleich in ihren Körper, dann sah sie nur noch rote Schleier, in ihren Ohren dröhnte es, und Regen prasselte auf ihr Gesicht.
    Körperlose Stimmen riefen nach ihr, und die Schmerzen wurden immer stärker, bis sie kaum noch atmen konnte. Undeutlich spürte Ria, wie jemand mit kräftigen Händen sanft ihren Kopf umfasste und rau und verzweifelt ihren Namen rief, doch allmählich ließen der Lärm und die Schmerzen nach, und sie ließ sich erleichtert in die schwarze Leere fallen.
    Im Krankenwagen kam sie einmal kurz zu sich. Sie fuhren rasend schnell, über ihnen heulte die Sirene, und jemand weinte. Eine zweite Person streichelte ihr sanft den Kopf und flüsterte ihren Namen. Dann wurden die Schmerzen zu stark, und sie wurde wieder bewusstlos.
    Als sie das nächste Mal erwachte, waren die brennenden Schmerzen schwächer geworden, und sie glaubte, kühlen Wind auf den Wangen zu spüren. Sie wollte die Augen öffnen, doch die Lider waren viel zu schwer.
    Neben sich hörte sie Rascheln, und etwas Kühles wurde ihr auf die heiße Stirn gelegt: “Ria?” hörte sie eine tiefe Männerstimme flüstern. “Liebling, kämpf dagegen an, gib nicht auf. Ich liebe dich, mein Engel. Mach die Augen auf, Ria.”
    Sie versuchte zu gehorchen, aber ihr Kopf schmerzte zu sehr, und sie flüchtete sich wieder in die Dunkelheit. Sie war so müde, so schrecklich müde.
    Im Zimmer war es fast dunkel, nur auf dem Nachttisch brannte ein schwaches Licht. Ria fühlte sich immer noch schläfrig, und in ihrem Kopf pochte es, aber die bleierne Erschöpfung hatte nachgelassen, und sie erinnerte sich vage, dass auch die Kopfschmerzen schon viel schlimmer gewesen waren. Vorsichtig schaute sie sich um.
    Sie lag in einem kleinen, klinisch sauberen Zimmer, in dem es stark nach Desinfektionsmitteln roch. Als sie sich aufsetzen wollte, merkte sie erschrocken, dass ihre Beine in einer riesigen Metallvorrichtung am Fußende des Bettes feststeckten. Ängstlich stöhnte sie.
    “Schon gut, Liebes, beweg dich nicht. Es ist alles in Ordnung.” Dimitrios kniete neben dem Bett nieder. Sein gebräuntes Gesicht war unrasiert und seine blauen Augen rot gerändert.
    “Wo bin ich?”, flüsterte sie verwirrt. Das Pochen in ihrem Kopf wurde stärker.
    “Im Krankenhaus, Liebste.” Seine Stimme bebte.
    “Ach ja, der Sturm”, murmelte sie und schlief ein.
    Als sie die Augen wieder öffnete, wurde es draußen bereits hell. Dimitrios kniete noch immer neben ihr, den Kopf auf die weiße Bettdecke gelegt. Er schlief. Zum ersten Mal, seit Ria ihn kannte, war seine Kleidung unordentlich und zerdrückt, und auf dem Hemd entdeckte sie Flecken, die wie getrocknetes Blut aussahen.
    Sobald sie sich bewegte, wachte er auf. “Ria?”
    “Es tut mir so leid”, flüsterte sie. “Ständig mache ich Ärger.”
    “Das muss dir angeboren sein.” Er lächelte schwach. “Wie fühlst du dich?”
    Sie erwiderte sein Lächeln. “Als wäre ich von einem Lastwagen überfahren worden.”
    Dimitrios lachte auf, doch es klang fast wie Schluchzen. “Ich dachte, ich hätte dich verloren.” Ganz vorsichtig nahm er sie in die Arme, bedeckte ihr Gesicht mit federleichten Küssen und flüsterte immer wieder ihren Namen. “Ach, mein Liebling.”
    “Dimitrios?” Ria wollte sich von ihm lösen, um ihm ins Gesicht sehen zu können, doch ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Brust. Unwillkürlich hielt sie den Atem an.
    “Beweg dich nicht!”, befahl Dimitrios rasch, und genau in diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und ein nicht mehr junger, weiß gekleideter Arzt trat ans Bett.
    “Hallo, junge Frau.” Er war unverkennbar Engländer. Lächelnd beugte er sich über sie. In der Hand hielt er eine Injektionsspritze. “Sie werden jetzt noch einmal einschlafen, und wenn Sie wieder aufwachen, werden Sie sich wie neugeboren fühlen.”
    Während er ihr die Spritze gab, schloss Ria müde die Augen, obwohl sie gern noch hundert
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