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Verwechslungsspiel in Griechenland

Verwechslungsspiel in Griechenland

Titel: Verwechslungsspiel in Griechenland
Autoren: Helen Brooks
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Sie wollte stehen bleiben und widersprechen, doch Dimitrios packte noch fester zu. Seine Finger gruben sich in ihren Oberarm. “Du tust mir weh!”
    “Das ist nichts im Vergleich zu dem, was ich gern tun würde.” Er zog sie zum Rand der Rasenfläche, wo unter einer alten Zeder mehrere Gartenstühle standen und keine Leute waren. “Setz dich, und rühr dich nicht von der Stelle, bis ich wiederkomme. Hast du schon gegessen?”
    “Wie bitte?” Die Frage kam so überraschend, dass Ria dachte, sich verhört zu haben.
    “Hast du schon gegessen?”, wiederholte er langsam und deutlich, als hätte er es mit einem widerspenstigen Kind zu tun. “Nein, ich habe noch nicht gegessen!”, antwortete sie im gleichen Tonfall.
    Einen Moment lag fast so etwas wie Anerkennung in seinem Blick. “Treib es nicht zu weit!” Er wandte sich zum Gehen. Als er wenig später zurückkehrte, war seine Miene zu Rias Erleichterung nicht mehr ganz so finster. Er trug ein Tablett, auf dem zwei mit Hühnchen, Beefsteak, Schinken, Salat und Röstkartoffeln beladene Teller, eine offene Flasche Wein und zwei Gläser standen.
    “Iss das!” Er breitete eine große Serviette auf Rias Schoß aus und reichte Ria einen der Teller und Besteck. Dann goss er Wein ein, stellte eins der Gläser neben sie auf den Boden, zog einen zweiten Stuhl heran und setzte sich so dicht neben sie, dass sie den würzigen Duft seines Rasierwassers wahrnahm. Sie waren praktisch allein. Ria spürte einen Kloß im Hals, sodass sie kaum essen konnte.
    Hör auf damit, du Dummkopf!, ermahnte sie sich energisch. Er ist mit einer anderen verlobt!
    Dimitrios schien das Essen gut zu schmecken. Entspannt beobachtete er eine Gruppe von Tänzern in traditionellen griechischen Kostümen, die in einiger Entfernung auf einer kleinen Bühne Volkstänze aufführten.
    Nachdem Dimitrios und Ria alles aufgegessen hatten, blieben sie schweigend sitzen und tranken ab und zu von ihrem Wein. “Hast du immer noch Angst vor mir?”, fragte Dimitrios plötzlich. “Ich bin kein Ungeheuer, sondern ein ganz normaler Mann, der wie alle Menschen manchmal Fehler macht.” In dem schwachen Licht wirkte sein Gesichtsausdruck jetzt sehr streng.
    “Ich habe keine Angst vor dir!”, behauptete sie und hob stolz das Kinn.
    Lächelnd beugte er sich vor. “Sehr überzeugend. Diesmal falle ich trotzdem nicht darauf herein. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, wie sehr du mich schon getäuscht hast.”
    “Du hast dir nie erklären lassen, warum ich so gehandelt habe. Interessieren dich meine Gründe gar nicht?”
    “Schon möglich”, erwiderte er arrogant. “Ich habe gelernt, dass man sich in solchen Dingen am besten auf das eigene Urteil verlässt.”
    “Oder Vorurteil.” Sie wusste, dass sie mit ihrer Bemerkung einen Streit geradezu herausforderte, konnte ihren Ärger aber nicht mehr unterdrücken. “Manchmal glaube ich, du hast überhaupt kein Herz, was mich betrifft.”
    “Sei vorsichtig”, warnte er sie sanft. “Ich könnte die Herausforderung annehmen, und das dürfte dir gar nicht gefallen.” Er beugte sich so weit vor, dass sie seinen warmen Atem auf dem Gesicht spürte. “Ich weiß, dass ich mich neulich in deinem Zimmer unverzeihlich benommen habe, aber ich hatte gehofft, du würdest meine Entschuldigung trotzdem annehmen und den Vorfall vergessen.”
    “Ich habe sie auch angenommen”, erwiderte Ria aufrichtig.
    “Was ist es dann? Aus irgendeinem Grund bist du ungeheuer wütend auf mich. Seit ich aus Amerika zurück bin, lässt du mich nicht mehr an dich heran.”
    “Vielleicht mag ich dich einfach nicht.” Irgendwie musste sie ihn zum Schweigen bringen, bevor sie mit der Wahrheit herausplatzte: dass er ihr das Herz gebrochen hatte, dass sie über ihn und Kristie Bescheid wusste.
    Er schien zu erstarren. “Schon möglich”, gab er leise zu. “Wie können wir feststellen, ob es stimmt?”
    Zu spät wurde ihr bewusst, dass sie zu weit gegangen war. Er zog sie grob aus dem Sessel und hinter den breiten Stamm der riesigen alten Zeder, sodass die anderen Gäste sie nicht sehen konnten. “So. Jetzt sag das Gleiche noch einmal”, befahl er rau.
    “Lass mich in Ruhe!” Ängstlich wich sie vor ihm zurück, bis sie die rissige Rinde des Stamms am nackten Rücken spürte. Wie ein finsterer Schatten ragte Dimitrios vor ihr auf.
    “Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe. Weißt du wirklich nicht, was du tust?” Sein Blick hatte nichts Weiches, nichts Zärtliches an
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