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Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Lara Adrian
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Blei auf ihre Brust und heiße Tränen traten ihr wie Nadeln in die Augen.
    »Scheiße. Kellan …« Sein Name entfuhr ihr mit einem heiseren Keuchen, als sie sich gegen die Außenwand des Clubs sinken ließ, einige Meter neben dem Getümmel am Eingang. Gott, sie hasste es, wie sehr es wehtat, an ihn zu denken. Sie hasste es, dass es ihr immer noch nicht gelungen war, sich von der Erinnerung an ihn zu befreien, die sie immer noch in ihrem Griff hatte. Nein, durch seinen Tod war auch etwas in ihr gestorben. Etwas tief in ihr war zerbrochen, an einem Ort, den nur er hatte berühren können, vorher und seither.
    Mira ließ den Kopf hängen und machte sich nicht die Mühe, die blonden Haarsträhnen zurückzustreichen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten und ihr jetzt wie ein Schleier ins Gesicht fielen. Sie stieß einen leisen Fluch aus und versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Mit zitternden Fingern wischte sie sich die Tränen von den Wangen und stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Verdammt. Reiß dich zusammen, Kriegerin.«
    Der wütende Selbsttadel nützte immerhin so viel, dass sie die Schultern straffen konnte. Aber es war das hohe Gekicher eines Menschen aus der Menge neben ihr, das sie wirklich aus ihrem Selbstmitleid riss. Dieses wiehernde Lachen würde Mira überall wiedererkennen. Allein schon bei dem Geräusch brannten ihre Adern heiß vor Verachtung.
    Sie erspähte den Kopf des jungen Mannes – seine lächerliche rote Irokesenfrisur wippte in einer Gruppe von kleinen Dieben und Unruhestiftern auf und ab. Sie gingen gerade an der Menge vorbei, die am Clubeingang auf Einlass wartete. Dieser hellrote Haarkamm, zusammen mit seiner typischen Lache, hatte dem Kleinkriminellen seinen Spitznamen eingebracht: Rooster, der Gockel.
    Scheißkerl.
    Sie hatte ihn seit Jahren nicht gesehen, und ihr Blut kochte, als sie ihn jetzt entdeckte. Dieser bekannte Sympathisant der Rebellen stolzierte hier mit seinen einschlägig vorbestraften Kumpels herum, obwohl er doch in irgendeinem Knast verrotten sollte. Oder noch besser: Er sollte zuckend an den Spitzen ihrer Dolche verenden.
    Als der rote Hahnenkamm mit seinen vier Freunden um die nächste Straßenecke verschwand, zischte Mira einen Fluch. Nicht ihr Problem, was Rooster gerade im Schilde führte. Nicht ihr Zuständigkeitsbereich, sogar wenn sich herausstellte, das er wie üblich auf illegale Machenschaften aus war.
    Und trotzdem …
    Aus einem Impuls heraus ging sie los, sogar wider besseres Wissen. Rooster belieferte manchmal bewaffnete Milizen der Menschen und Rebellensplittergruppen, und diese gelegentlichen Bündnisse machten ihn zu Miras ständigem Feind. Sie folgte ihm und seinen Freunden vorsichtig aus sicherer Entfernung. Die dicken Gummisohlen ihrer Stiefel waren lautlos auf dem Asphalt, als sie zu ihnen aufholte.
    Die Männer schlurften bis zur nächsten Straßenecke und betraten den Seiteneingang eines anderen Clubs, der vor langer Zeit eine beliebte Adresse in North End gewesen war. Die ehemalige neugotische Kirche war jetzt alles andere als heilig und viel heruntergekommener als noch vor zehn Jahren. Graffiti und alte Einschusslöcher aus den Kriegen hatten das verblassende Schild mit dem Namenszug LaNotte an der Seitenwand des alten roten Klinkerbaus fast unlesbar gemacht. Heute pulsierte der Club nicht mehr von seidigem Trance und Synth, denn der aktuelle Eigentümer bevorzugte Electro-Industrial-Bands mit wildem Schreigesang – bestens geeignet, um das raue Gegröle und die blutdürstigen Anfeuerungsrufe der Gäste im Kellergeschoss des Etablissements zu übertönen, wo sich die illegale Kampfarena befand.
    Zu diesem Teil des Clubs waren Rooster und seine Kumpels jetzt unterwegs, und Mira folgte ihnen. Beißender Zigarettenqualm und Alkoholdunst hingen wie dicker Nebel in der Luft. Am unteren Ende der steilen Treppe herrschte dichtes Gedränge, und hinter dem Eingang und um die riesige stahlvergitterte Kampfarena in der Raummitte wurde es noch enger.
    Im Stahlkäfig umkreisten einander zwei riesige Stammesvampire in blutigem Nahkampf. Rund um die Arena standen Dutzende rufende und johlende menschliche Zuschauer, die Wetten auf ihren Favoriten abgeschlossen hatten. Der Kampf dauerte offenbar schon eine Weile, der Blutmenge im Ring und der aufgepeitschten Stimmung der Zuschauer nach zu urteilen. Mira hatte solche illegalen Kämpfe schon früher gesehen und verzog keine Miene beim Anblick der beiden Vampire, die wie Gladiatoren nur
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