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Vertrauen

Titel: Vertrauen
Autoren: Anselm Gruen
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Angst vor dem eigenen Ungenügen zu überwinden, sich immer wieder zu sagen: „Ich bin von Gott gesegnet. Und ich bin ein Segen für andere.“
Paulus – In jeder Lage zuversichtlich
    „I ch bin arm und gebeugt; der Herr aber sorgt für mich.“ (Ps 40,18) Das ist keine wohlfeile und wirklichkeitsfremfremde fromme Phrase. Das hat nichts mit unserer modernen „Versorgungsmentalität“ zu tun. Und es nimmt nichts weg von der realen Situation. Aber der Psalmist ist überzeugt: Nicht ich muss für mich sorgen. Gott selbst sorgt für mich. Dieses Vertrauen bestimmt auch das Neue Testament. Aus diesem Vertrauen heraus fordert Paulus die Philipper auf: „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“ (Phil 4,6) Er schreibt das aus dem Gefängnis. Er weiß nicht, ob er je wieder frei kommen wird. Aber Paulus weiß von der Grundhaltung des Psalmisten. Der Mensch voller Sorgen soll seine Situation, um die er sich sorgt, im Gebet vor Gott bringen. Dann wird seine eigene Last, seine eigene Not geringer. Dann weiß er sich von Gott getragen, selbst wenn er im Kerker sitzt und um sein Leben fürchten muss. Dieser Brief des Paulus spricht uns über die Jahrhunderte hinweg unmittelbar an: Wir sollen über unsere Situation nicht einfach hinwegsehen. Doch wir sollen uns nicht darauf fixieren und nicht immer nur darum kreisen. Indem wir sie vertrauensvoll vor Gott bringen, hören wir auf, uns allzusehr um uns zu sorgen.

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SELBSTVERTRAUEN LERNEN
Kindheitsgeschichten
    I n jeder Therapie fragen wir nach den Ursachen der Angst in der Kindheit. Das Kind erfährt von der Mutter Urvertrauen ins Leben und vom Vater Mut, ins Leben hinaus zu gehen und es selbst in die Hand zu nehmen. Oft ist diese Erfahrung aber nicht stark genug, um die Ängste, die ein Kind auch hat, zu überwinden. Kinder haben Angst vor der Nacht und vor den Träumen, in denen sie sich wilden Tieren hilflos gegenüber sehen. Die Seele des Kindes ist sehr empfänglich für beides – für Botschaften des Vertrauens und der Angst. Ein Kind sehnt sich danach, in den Armen der Mutter geborgen zu sein und in der Nähe des Vaters innere Festigkeit und Mut zu erfahren. Und es hat zugleich aber auch Angst, die Eltern zu verlieren. Diese Angst gehört zu jedem Kind. Sie gründet letztlich in der Trennungsangst, die das Kind schon bei der Geburt befällt. Die Angst kann krankhaft werden. Dann wird jedes Verlassen des Hauses durch die Mutter für das Kind zu einem Albtraum. Es kann es kaum aushalten. Solche Ängste können von Erfahrungen im Mutterleib herrühren oder von frühkindlichen Verlassenheitsängsten. Je früher die Ängste in der Kindheit als bedrohlich erfahren wurden, desto schwieriger sind sie aufzulösen. Wir können uns nur den Erfahrungen der Angst in der Kindheit stellen und versuchen, durch die Erinnerung und das Anschauen das Angstmachende zu entmachten. Dabei hilft es uns, wenn wir uns auch an die Erfahrungen des Vertrauens und des Geborgenseins erinnern, die es uns als Kind ermöglicht haben, mit und trotz unseren Ängsten zu überleben.
„Ich bin ich selber!“
    D ie transpersonale Psychologie spricht davon, dass unser wahres Selbst nicht das ist, was wir nach außen hin zeigen. Tief in uns ist das spirituelle Selbst. Es ist der innerste Personkern, den Gott geschaffen hat, das ursprüngliche und unverfälschte Bild das sich Gott von mir gemacht hat. Selbstvertrauen heißt nicht unbedingt, dass ich nach außen hin selbstsicher auftrete. Vielmehr geht es zunächst einmal darum, mit diesem innersten Kern in Berührung zu kommen und mir bewusst zu werden, dass ich einmalig und einzigartig bin, ganz gleich was die andern von mir halten. Das gibt mir eine innere Freiheit.

    Ich lasse manchmal das Wort, das Jesus nach seiner Auferstehung zu den Jüngern spricht: „Ich bin ich selber“ eine ganze Woche lang meditieren. Das griechische Wort „ego eimi autos“ verweist auf die Sichtweise der stoischen Philosophie. Für die Stoiker ist „autos“ der innerste Personkern, das innere Heiligtum, zu dem die Menschen keinen Zutritt haben, den niemand verletzen kann. Das wahre Selbstvertrauen finden wir, wenn wir mit diesem innersten Zentrum in Berührung kommen. Dann sind wir ganz wir selbst. Wenn ich bei allem, was ich tue, beim Aufstehen, beim Frühstücken, bei den Gesprächen, bei der Arbeit, in Sitzungen usw. immer wieder dieses Wort sage „Ich bin ich selber“, dann merke ich zunächst einmal, wie
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