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Vertrauen

Titel: Vertrauen
Autoren: Anselm Gruen
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brauchen Maria als Vorbild des Vertrauens. In der Geschichte christlicher Spiritualität haben viele Menschen im Blick auf sie das Vertrauen gefunden, mitten in ihrer Angst vor dem Ungewissen die Worte der jungen Frau aus Nazaret nachzusprechen: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“
Josef – Wenn Neues ins Leben einbricht
    M atthäus und Lukas beginnen ihr Evangelium jeweils mit der Geschichte der Kindheit Jesu. Doch sie beschreiben weniger die Angst des Kindes als vielmehr die Angst der Erwachsenen vor dem Neuen, das in Gestalt des Kindes in ihr Leben einbricht. Matthäus schildert drei verschiedene Reaktionen auf den Einbruch des Neuen. Josef ist verwirrt durch die Schwangerschaft seiner Verlobten. Er möchte sie heimlich entlassen, sie also ohne rechtliche Sanktionen wieder freigeben. Normalerweise sollte eine Frau, die vor der Ehe schwanger war, gesteinigt werden. Josef wollte nicht dem Buchstaben des Gesetzes gerecht werden, sondern dem Menschen Maria. In seine Überlegungen hinein erscheint ihm im Traum ein Engel des Herrn und spricht ihn an: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.“ (Mt 1,20) Mit dem Kind, das Maria gebiert, bricht in der Tat etwas Neues und Unvorhergesehenes in das Leben des Josef ein. Bisher hat er immer getan, was richtig ist. Er hat sich in seinem Leben eingerichtet und nach Gottes Geboten gelebt. Das hat ihm Sicherheit verliehen und zugleich Vertrauen, dass sein Leben gelingen wird. Jetzt handelt Gott an ihm auf eine Weise, die er sich nicht erklären kann. So braucht er die Ermutigung des Engels, sich nicht zu fürchten und sich auf das Neue einzulassen.

    Die zweite Reaktion auf den Einbruch des Neuen zeigen uns die Magier aus dem Osten. Sie haben den Stern aufgehensehen, der den neugeborenen König verkündet. Sie sind fasziniert und machen sich auf den Weg, um den neugeborenen König anzubeten. Ihre Antwort ist also: Sie überwinden die Angst vor dem Neuen, indem sie es in ihr Leben integrieren.

    Die dritte Reaktion auf die Angst vor dem Neuen schildert uns Matthäus in der Reaktion des Königs Herodes. Herodes hat Angst vor dem Kind, das die Magier aus dem Orient als den neugeborenen König der Juden bezeichnen: „Als der König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.“ (Mt 2,3) Der Mächtige hat Angst, das Neue könne ihn entmachten. Herodes hatte Macht über das Land und über die Menschen. Doch seine Macht war nicht Ausdruck seiner inneren Stärke, sondern sie war geprägt von seiner Angst. In seiner Angst hat er all seine Rivalen grausam ermordet. Aus der selben Haltung heraus muss er auch nach dem neugeborenen König der Juden forschen. In seiner Angst lässt er alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten. Herodes ist in seiner Angst gefangen. Und seine Politik, die er treibt, ist eine Politik aus Angst. Und so verbreitet er überall um sich herum nur Schrecken. Menschen, die aus Angst an ihrer Macht festhalten, missbrauchen die Macht. Und sie können sich nur an der Macht halten, indem sie andern Angst machen.

    Josef hatte Angst vor dem Unerwarteten und Neuen, das er nicht in sein Weltbild einordnen konnte. Der Engel hilft ihm, diese Angst zu überwinden. Am Ende der Kindheitsgeschichte erzählt uns Matthäus noch von einer anderen Angst. Als Josef hörte, „dass in Judäa Archelaus an Stelle seines VatersHerodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen“ (Mt 2,22). Er hatte offensichtlich gehört, dass Archelaus genauso grausam war wie sein Vater Herodes. Daher weicht er aus und geht in das Gebiet des anderen Herodessohnes: Philippus. Hier ist es also die Angst vor den äußeren Verhältnissen, in denen das Kind nicht gut und sicher heranwachsen könnte. Das Neue braucht einen Schutzraum, damit es sich entfalten kann. Wenn die Atmosphäre, in die es hineingeboren wird, zu feindlich und zu grausam ist, kann es nicht wachsen. Es ist eine Angst, die wir alle kennen. Wir haben Angst, dass unser verletzlicher Kern untergeht in einer Umgebung, die uns feindlich gesinnt sind. Manchmal drückt sich diese Angst in unseren Träumen aus. Etwas Neues hat sich in uns angemeldet. Wir träumen von einem Kind. Wir stehen kurz davor, authentisch zu werden, mit dem ursprünglichen Bild Gottes in uns in Berührung zu kommen. Aber wir haben Angst, dass uns die äußeren Verhältnisse immer wieder in die alte Rolle zurückdrängen. Im Traum drückt sich
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