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Vertrauen

Titel: Vertrauen
Autoren: Anselm Gruen
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werden. Und er soll seine Hand in den Gewandbausch stecken. Dann wird sie aussätzig werden. Doch selbst diese beiden Fähigkeiten befreien Mose nicht von seinen Hemmungen. Er wirft ein, dass seine Zunge schwerfällig ist und er nicht gut reden kann. Gott wird zunächst zornig. Doch dann verweist er ihn auf seinen Bruder Aaron. Der soll für ihn und an seiner Statt zum Volk sprechen.
    Mose ist der große und starke Führer. Doch die Kraft, in die er hinein gewachsen ist, um sich durchzusetzen: gegen den Widerstand des Pharao, gegen das ständige Murren seines Volkes, diese Kraft war nicht von Anfang an in ihm. Gott musste ihn erst ermutigen. Das ist auch für uns Ermutigung: Wir müssen nicht alles gleich können, wozu uns Gott beruft. Er wird uns die Fähigkeiten geben, die wir brauchen, um den Auftrag und die Sendung zu erfüllen, zu der wir uns von den leisen Impulsen unserer Seele berufen fühlen. Wir haben nicht aus uns heraus alles, was wir brauchen. Aber in dem Augenblick, in dem wir uns einlassen auf eine Aufgabe, die uns zugetraut wird, werden wir auch die Kraft in uns spüren, um die Aufgabe zu erfüllen.
Maria – In aller Ungewissheit vertrauen
    D ass Angst und Vertrauen in besonderer Weise aufeinander bezogen sind, zeigt sich an vielen Geschichten des Neuen Testaments. Lukas legt in seiner Erzählung von der Geburt Jesu besonderen Wert auf das Vertrauen und den Glauben Marias. Maria wird zum Vorbild eines vertrauenden und glaubenden Menschen. Während Zacharias auf die Erscheinung des Engels mit Angst reagiert, lässt sich Maria voller Vertrauen ein auf die Begegnung mit dem Engel. Als der Engel bei ihr eintritt und sie begrüßt, erschrickt auch Maria. Aber sie reagiert nicht mit Furcht, sondern überlegt stattdessen, was der Gruß zu bedeuten hat. Der Mann, der doch sonst eher als rational und überlegt eingeschätzt wird, reagiert mit Panik auf die Verheißung des Neuen, während die Frau die Fassung bewahrt und nachdenkt. Im Griechischen steht: „dielogizeto = die Worte in sich bewegen, nachdenken, überlegen, mit dem Verstand bedenken“. In diese Überlegung hinein spricht ihr der Engel Vertrauen zu: „Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben.“ (Lk 1,30 f). Maria antwortet auf das Neue, das Gott ihr zutraut, mit der Bereitschaft, sich darauf einzulassen, auch wenn sie nicht vorhersehen kann, was es für sie bedeuten wird. Ihre Antwort: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38) offenbart ihren Mut. Sie lässt sich auf das Abenteuer ein, auf das Gott sie einlädt.

    Vertrauen spielt im Evangelium eine zentrale Rolle. Lukas schildert uns Maria als Urbild des Vertrauens. Jesus ist im Evangelium der, der uns Vertrauen schenkt. Maria wird uns als die vertrauende Frau vor Augen geführt. Doch was können wir von Maria lernen? Wenn wir voller Angst sind, dann hilft uns das Vertrauen Marias auch nicht weiter. Vielleicht bekommen wir sogar noch Schuldgefühle, weil wir nicht so vertrauen können wie Maria. Lukas lädt uns in seinem Evangelium ein, Marias Reaktion auf das Geschehen zu meditieren. Und indem wir das Vertrauen Marias anschauen, kann es in uns eindringen. In der Meditation verinnerlichen wir ihr Vertrauen. Und auf einmal werden wir fähig, wie Maria zu vertrauen. Wir verstummen dann nicht aus Angst vor dem Neuen wie Zacharias, sondern wir bekommen Mut, wie Maria über unsere Gefühle zu sprechen und uns auf das Unaussprechliche und Unsagbare einzulassen, das uns erwartet.
    Das „Fiat“ der Maria wurde für viele im Glauben verankerte Menschen zum Modell einer Antwort auf ihre eigene Angst vor dem Neuen. Auf das Neue, das in der Geburt eines Kindes auf uns zukommt, und auf das Neue, das uns im Sterben erwartet, können wir nur mit Maria antworten: „Ja, Herr.“ Wir haben keine Gewissheit, was auf uns zukommen wird. Sicherheit hatte Maria auch nicht. Sie musste schon bald erfahren, dass dieses Neue für sie auch Leid bringen werde. Der greise Simeon wird ihr nach der Geburt ihres Kindes sagen: „Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen.“ (Lk 2,35). Das Neue ist wie ein Schwert, das unser Herz durchdringt, das uns verletzt und Altes von Neuem scheidet. Das Neue kann das Alte verwandeln. Aber manchmal wird es das Alte auch abschneiden, weil dies das Neue sonsthindern würde. Da brauchen wir wie Maria den Engel, der uns Vertrauen zuspricht. Und wir
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