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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
Autoren: Frederik Jötten
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schon lange klar, gut, dass das jetzt auch mal amtlich ist. Ansonsten weiß ich Bescheid: Eine weitere potenzielle Gefahrenquelle, auch da weiß ich Ernst Tabori auf meiner Seite, ist der Handschlag – leider ist er sozial kaum zu umgehen. Ich habe schon überlegt, mir im Winter meine rechte Hand einzugipsen, um direkten Hautkontakt zu vermeiden, bin aber davon abgekommen, weil ich dann ständig einen verseuchten Gips mit mir herumtragen müsste – und wie sollte man den reinigen? Bewährt hat sich: nach Kontakt mit verdächtigen Personen oder Gegenständen auf keinen Fall ins Gesicht fassen, sondern möglichst schnell Hände waschen. So kann die Schmierinfektion sicher umgangen werden, denn die meisten Grippe- und Erkältungsviren gelangen über die Hände in Nase, Augen und Mund.
    Schwierig wird es, wenn man sich die Hände nicht waschen kann, wenn es eigentlich notwendig wäre – beim Einkaufen in der Stadt zum Beispiel. Deshalb versuche ich, unterwegs möglichst nichts zu berühren. Das ist der sozial auffällige Teil meines Antiinfektionsprogramms. Türklinken umfasse ich mit dem Bund meiner Jacke. Wenn ich keine anhabe, drücke ich sie mit dem Ellbogen nach unten. Lichtschalter lassen sich genauso an- und ausknipsen.
    «Bekloppt», sagt mein Freund Achim. «Du siehst aus, als ob du im ewigen Ententanz durchs Leben gehst.» Er grinst gehässig und summt dazu die Melodie des legendären Karnevalstanzes aus den Achtzigern: «dididididididi – di» – bei dem wild mit den angewinkelten Ellbogen gewackelt wird. Ich sage: «Das ist es mir wert, wenn ich dafür nicht mit einer solchen Erkältung darniederliege wie du neulich.»
    Nach anderthalb Jahren ohne Erkältung ist es eigentlich an der Zeit, dass sich Achim bei mir mit einem Ententanz entschuldigt. Aber wahrscheinlich liegt er schon wieder krank im Bett, ich habe ihn seit Wochen nicht gesehen.
    Ich dagegen gehe immer noch meinem geregelten Tagesablauf nach – auch, weil ich im Sommer trainiert habe, im Schwimmbad 20 Meter zu tauchen. Das ist wichtig wegen der Rolltreppe, die sonst schnell zur ausweglosen Falle werden kann: Wenn man nämlich mit ihr abwärtsfährt und auf der gegenüberliegenden, hochfahrenden Rolltreppe jemand niest. Die aufsteigende warme Luft weht die Keime dann direkt den Menschen entgegen, die nach unten gleiten. Da hilft nur: abwenden, Luft anhalten und hoffen, dass das Lungenvolumen reicht, bis man unten ist. Bei mir tut es das, aber nur, weil ich trainiert habe.
    Ich will nicht abstreiten, dass ich einiges an Häme abbekomme mit meinem Antiinfektionsprogramm. Neulich, als ich im Zug die Klinke einer WC -Tür mal wieder mit dem Ellbogen herunterdrückte, hörte ich hinter mir ein kleines Mädchen sagen: «Guck mal, Mama, ein Psycho!» Das ist wahrscheinlich genau das, was viele Erwachsene denken. Ich aber sage: Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit. Jeder, der sich selbst vor Infektionen schützt, schützt auch alle, mit denen er Kontakt hat, vor einer Ansteckung!
    Also machen Sie mit! Gehen Sie wie ich im Ententanz durchs Leben, eines Tages wird es cool sein – und ich nie wieder erkältet.
    «Das ist quasi ein biologischer Anschlag.»
    Ernst Tabori, Ärztlicher Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg, über Schutzmaßnahmen gegen Infektionen.

    Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich mit Grippe- oder Schnupfenviren zu infizieren. Stellen Sie sich eine volle Straßenbahn vor – viele Menschen husten und niesen. Erstens können Tröpfchen, die so in die Luft geschleudert werden, auf den Schleimhäuten anderer Menschen landen, sie fliegen bis zu zwei Meter weit. Meistens niesen oder husten sich Infizierte aber in die Hand. Das sollte man auf keinen Fall tun! Wenn man kein Taschentuch hat, dann in die Ellenbeuge. Stellen Sie sich vor: Jemand niest sich in die Hand, und zwei Minuten später reicht er sie jemandem zur Begrüßung. Das ist quasi ein biologischer Anschlag!
    Der wichtigste Infektionsschutz ist deshalb: immer, wenn man etwas angefasst hat, was infektiös sein könnte, die Hände zu waschen. Ich ziehe es zum Beispiel vor, die Tür einer öffentlichen Toilette mit der Schulter aufzudrücken, die Klinke mit einem Papier in der Hand anzufassen oder sie mit dem Ellbogen zu öffnen. Man sollte es aber nicht so weit treiben, dass man sich nicht mehr mit Freude durch die Welt bewegt, weil man ständig Angst vor Keimen hat.
    Die Gefahr, dass man sein Immunsystem durch Hygiene schwächt,
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