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Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)

Titel: Vertragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker?: Tragikomisches von unserem Körper und denen, die ihn behandeln (German Edition)
Autoren: Frederik Jötten
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(nachdem er vorher ein paar Schritte in den Flur getreten war), sagte aber nichts. Vielleicht befürchtete er eine Fangfrage.
    Ich klingelte bei Nachbar 0 , um die Verwesender-Nachbar-in-Wohnung-Hypothese zu überprüfen. Nichts. Ich klingelte noch mal und noch mal – zuletzt drückte ich 30 Sekunden lang auf den Klingelknopf. Stille. Aber das war noch kein Beweis, denn früher hatte er ja auch nie auf mein Klingeln reagiert. Aus Boulevardpresse und Reality- TV wusste ich, dass überquellende Briefkästen ein Zeichen für tote Nachbarn waren. Wir hatten aber Türschlitze, die nicht überquellen konnten. Der Geruch war auch so durchdringend im Hausflur verteilt, dass ich unsicher war, ob er wirklich aus seiner Wohnung kam.
    Da war das ethische Dilemma: Was, wenn es doch eine tote Katze war und Nachbar 0 einfach im Urlaub? Wie sehr würde ich mich blamieren, wenn ich solch einen gewichtigen Fehlalarm lostrat? Und wer würde meinem Nachbarn die aufgebrochene Tür bezahlen? Was aber, wenn tatsächlich etwas passiert war? Was, wenn er womöglich sogar noch lebte, hilflos, gelähmt von einem Schlaganfall, und seit einer Woche auf Hilfe hoffte?
    Ich rief die Polizei an. Erst drei Stunden später kamen zwei sichtbar unmotivierte Beamte vorbei, stellten Fragen, versuchten in Nachbar 0 s Wohnung zu kommen. Ich schloss die Tür. Dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Die Feuerwehr kam, brach die Tür auf. Dann erschreckte Ausrufe. Dann Stille. Dann kam ein Krankenwagen. Wieder Tumult. Zuletzt: Stille.
    Sein letzter Schrei aber hallt noch nach – in meinem Kopf.
    Was tun, wenn der Nachbar vielleicht tot ist?
    Verhaltenstipps von Mark Benecke, Kriminalbiologe aus Köln

    Wenn man einen begründeten Verdacht hat, dass der Nachbar in Not ist und man keinen Schlüssel zu der Wohnung hat, sollte man sofort die Polizei unter 110 anrufen. Diese wird versuchen, sich Zutritt zu der Wohnung zu verschaffen, meist über das Fenster. Wenn das nicht geht, bricht sie die Tür auf.
    Im Fall eines Fehlalarms braucht man sich – vorausgesetzt, man hat nicht fahrlässig Alarm geschlagen, sondern wollte helfen – keine Sorgen zu machen, dass man für Beschädigungen haftbar gemacht wird.
    Anders kann es sich verhalten, wenn man sich entschließt, selbst die Tür aufzubrechen. Dies kann berechtigt sein, wenn man beispielsweise abgelegen wohnt und den begründeten Verdacht hat, dass der Nachbar schnell und dringend Hilfe braucht. Im Fall eines Fehlalarms kann man dann haftbar gemacht werden.
    Sollte sich wirklich ein Toter in der Wohnung befinden, braucht man keine Angst zu haben: Faulgase sind zwar unangenehm, aber ungefährlich.

FREDERIK JÖTTEN

Rettet die Disco-Tänzer!
    Tanzmuffel sind nicht nur Spaßbremsen, sie gefährden auch die öffentliche Gesundheit. Ein Plädoyer für ungeniertes Zappeln und lautstarkes Mitsingen.
    Wir brauchen Polizei auf deutschen Tanzflächen. Ich plädiere für eine Sondereinheit mit allen Befugnissen, die endlich aufräumt in Clubs und Kneipen. Gefühlt jedes Auto, das nur eine Sekunde zu lange auf einem Bezahlparkplatz steht, bekommt einen Strafzettel. Dabei stört der Wagen dort meist niemanden. Wirklich im Weg sind dagegen Menschen, die auf Tanzflächen rumstehen. Warum tun sie das? Es gibt so viele Orte, an denen man wunderbar rumstehen kann. An der Kasse im Supermarkt zum Beispiel, an der Straßenecke, vor dem Spiegel – aber doch nicht ausgerechnet dort, wo andere Menschen sich bewegen wollen!
    Die Täter kommen meist in Gruppen, viele Männer sind dabei; sie sind groß, breit, tragen Hemden. Sie gehen an die Theke und holen große Gläser mit Weinschorle oder Longdrinks. Damit kommen sie auf die Tanzfläche, prosten sich zu – und bewegen sich von da an keinen Millimeter mehr. Sie sind der Beton, der die Tanzfläche erstarren lässt. Die Musik ist gut, eben noch hatten ein paar Menschen Spaß, jetzt nicht mehr. Zwei kleine Frauen tanzen, abgedrängt in die Ecken, verzweifelt an gegen die monolithische Masse; ein Typ hat auch noch nicht aufgegeben. Doch er berührt einen der Steher, ein Schluck seines Getränks landet auf dessen Hemd. Die Antwort ist ein Faustschlag in die Seite.
    Ich bin der, der öfter mal einen Knuff erhält, weil er es gewagt hat, sich auf der Tanzfläche zu bewegen. Manchmal bin ich sauer, dann stänkere ich: «Wie habt ihr euch eigentlich verabredet heute? ‹Lasst uns doch mal richtig Spaß haben und schön rumstehen den ganzen Abend?›» Manchmal versuche ich es mit Argumenten:
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