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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln
Autoren: Marta Randall
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plötzliche Stoß löste die Lähmung seiner Zunge.
    „Ich habe dich umgebracht“, sagte er schrill. „Du bist tot. Ich habe dich getötet und deinen Naßanzug zurückgebracht. Du bist tot!“
    „Da muß ich dich enttäuschen. Willst du meinen Arm anfassen, Tobias? Ich bin quicklebendig. Hier, faß mich an.“
    „ Bleib weg von mir!“
    „Glaubst du, ich bin ein Gespenst? Du hast mich nicht einmal verletzt, Tobias, nicht einmal das.“
    „Genau das habe ich den anderen gesagt. Daß du Selbstmord begangen hast, indem du deinen Naßanzug auszogst. Das Gegenteil können sie nicht beweisen. Wir hatten einen Streit, weil du die Anordnungen nicht befolgen wolltest, nicht einmal die von Harkness, und du wurdest wütend und brachtest dich selbst um. Du bist tot. Die Servos verfügen über Stimmaufzeichnungen, und Greville hat deinen Naßanzug. Du bist tot!“
    „Tatsächlich? Und alle glauben, ich hätte Selbstmord begangen, weil ich zornig war?“ Diese Vorstellung erschien mir absolut lächerlich und naiv. „Trotz des durchgetrennten Luftschlauchs? Trotz des geschlossenen Ventils am Tank? Nehmen sie es dir wirklich ab, Tobias?“ Ich lachte. „Mörder werden nach Australien geschickt, Tobias. Soll ich dich in Australien besuchen? Ich bin nicht tot, Tobias. Hier … hier.“ Ich trat näher an ihn heran, streckte die Hand aus und wollte ihn mit der Berührung meines warmen Fleischs bestrafen. Er wich mit fahrigen Bewegungen vor mir zurück.
    „Das Museum, Tobias. Bist du auch dafür verantwortlich? Bist du es?“
    „Es war ein Platz, der deine Handschrift trug!“ schrie er. „Ich konnte dich sehen, in all dem Glas, in all den Spiegeln! Tia, was für Kinder hast du?“
    „Du verdammter kleiner Scheißkerl!“ sagte ich und fuhr mit den Fingern durch sein erstarrtes Gesicht.
    „Nein!“ brüllte er. Er beugte sich zum Boden hinab, hob den Laserstrahler aus Benitos Werkzeugstapel auf und zielte damit auf mich. Seine Augen waren erschreckend kalt. Dieser Unsterbliche wollte mich umbringen – erst jetzt wurde mir das richtig bewußt. Ich versuchte mich zu transferieren, doch die Panik blockierte mich. Die Türen inmitten meiner Gedanken waren fest verriegelt.
    „Nicht, Tobias“, flüsterte ich. „Sei vernünftig. Jetzt glauben sie dir vielleicht noch. Laß mich gehen, Tobias. Sie werden dich nach Australien schicken, wenn du das tust. Tobias?“
    Sein Blick veränderte sich nicht. „Ich komme ohnehin nach Australien“, sagte er, und seine Stimme klang völlig unbewegt. Es war, als argumentiere man mit einer Maschine, deren Programmierung nicht mehr zu löschen war. Ich konnte vor Angst keinen Muskel rühren.
    „Nicht hier, Tobias. Du jagst das Schiff in die Luft, und das überlebt niemand. Nicht hier.“
    Sein Blick zuckte kurz von mir zu der langen Reihe der Generatoren. Ich sprang über den Rand der Plattform, duckte mich und flehte den Transfer herbei. Er war noch immer blockiert. Über mir heulte Tobias vor Wut.
    Ich hastete auf die Generatoren zu und warf mich hinter dem ersten in Deckung. Es war der Geräteblock, in dem Benito gestorben war. Tobias rief meinen Namen, und seine Füße trommelten über das Metalldeck. Ich rannte weiter, sprang zwischen den bronzenen und goldfarbenen Ungetümen hindurch und vernahm das verräterische Klatschen meiner nackten Fußsohlen auf dem widerhallenden Boden. In der gegenüberliegenden Wand glänzte trüb die geschlossene Tür. Während ich mich duckte, rutschte, dahinglitt und wünschte, ich könnte fliegen, war sie einmal zu sehen und dann wieder nicht.
    Ich schlug auf das Handschloß, als ich schließlich gegen die Tür prallte, und sprang dann in die Deckung der Generatoren zurück. Als sich die Blende der Tür öffnete, stürzte ich wieder vor, durch das aufklaffende Portal hindurch, und sprintete den Korridor hinunter. Ich warf mich in einen Nebengang, in eine weitere Abzweigung, in eine dritte, lehnte mich keuchend und zitternd an die Wand und konnte die Panik in mir noch immer nicht dämpfen. Tobias? Das Dröhnen in meinen Ohren machte es mir unmöglich, andere Geräusche zu hören, und die neuentwickelten Fähigkeiten meines Geistes waren nun wieder verlorengegangen.
    Meine Ferse kratzte über die Wand, und dieser Laut gab mir einen Stoß und ließ mich weiter durch den Korridor stürzen. Tobias brüllte unartikuliert, und die Gang wand warf zähflüssige Blasen, als der Laserblitz darüber hin wegstrich.
    Ich wußte, daß er nun dreißig Sekunden lang
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