Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versuchung in blond

Versuchung in blond

Titel: Versuchung in blond
Autoren: Kristina Cole Wright
Vom Netzwerk:
bekommen.
    „Madam? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?” Er sprach leise und versuchte seiner Stimme einen tröstlichen Unterton zu geben. Als sie als einzige Reaktion auf seine Worte die Augen noch ein bisschen mehr aufriss, versuchte er es noch einmal. „Lady, sind Sie verletzt?”
    Vielleicht verstand sie ja kein Englisch. „Se habla ingles?“
    Das blonde Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie den Kopf schüttelte. „N…nein. Nicht verletzt.”
    Jake, erleichtert darüber, seine beschränkten Spanischkenntnisse nicht unter Beweis stellen zu müssen, ließ sich auf keine Diskussion mit ihr ein, obwohl ihm die dunklen Flecken auf ihrer Kleidung, die wie Blutflecken aussahen, nicht entgangen waren. Er streckte ihr langsam die Hand entgegen. „Kommen Sie, ich helfe Ihnen auf.”
    Zögernd legte sie ihre schmale Hand in seine. Er war überrascht über die Kraft, die er in den kalten, schlanken Fingern spürte. Sie ließ sich von ihm hochziehen, und als sie neben ihm stand, reichte sie ihm kaum bis ans Kinn. Er schätzte sie auf Ende zwanzig. Trotz ihres verwahrlosten Äußeren wirkte sie nicht wie eine Obdachlose. Plötzlich wurde ihm klar, was sie da anhatte.
    „Sie sind Krankenschwester.”
    Die Frau zögerte wieder, dann nickte sie langsam. Jake wusste, dass sich in den
    Ausläufern der Everglades irgendwo eine Art Krankenhaus befand. Er durchforstete seine Erinnerung … Sunshine, Sunnyvale … oder so ähnlich.
    „Was machen Sie denn hier?”
    Sie schüttelte den Kopf und schaute zu ihm auf. Das Mondlicht erhellte ihr bleiches Gesicht, und Jake spürte, wie sich sein Magen schmerzhaft verkrampfte. Sie erinnerte ihn an eine andere Frau … ein Mädchen, genauer gesagt. Die großen Augen, in denen sich Angst und Misstrauen spiegelten, die feminine Weichheit ihrer Züge trafen ihn bis ins Mark. Als sie sprach, war der Bann gebrochen.
    „Ich … ich muss auf die Interstate. Können Sie mich mitnehmen?”
    Jake wollte ablehnen. Er wusste genau, wie idiotisch es war, auch nur in Erwägung zu ziehen, eine Fremde mitzunehmen. Auch wenn sie harmlos wirkte. Manchmal waren die am unschuldigsten aussehenden Menschen die gefährlichsten Verbrecher. Aber irgendetwas an ihrer aufgewühlt klingenden Stimme und der Art, wie sie seine Hand umklammerte, ließ ihn die Stimme der Vernunft überhören.
    „Klar, sagen Sie mir einfach, wo Sie hinmüssen.” Kaum hatte er die Worte
    ausgesprochen, rannte sie auch schon zu seinem Pick-up und rüttelte frustriert am Türgriff.
    „Moment. Ich muss erst aufschließen”, sagte Jake. Er schob sich hinters Steuer und entriegelte die Beifahrertür.
    „Wo möchten Sie denn hin?” fragte er, als sie neben ihm saß. Er beobachtete, wie sie sich das zerzauste blonde Haar aus dem Gesicht schob. Ihre Hände zitterten.
    „Zur Interstate 95.” Er schaute sie an, bis sie seinen Blick erwiderte, und wurde mit dem Hauch eines Lächelns belohnt. „Danke.”
    „Zur Interstate”, murmelte er kaum hörbar vor sich hin. Und was hatte sie dort vor um diese nachtschlafende Zeit? Er fragte nicht. Es ging ihn nichts an.
    Als Jake den Motor startete, spürte er, wie die Frau zusammenzuckte. Der Lärm hatte sie erschreckt. Komisch, irgendwie tröstete ihn das in dieser merkwürdigen Situation. Er schaltete die Scheinwerfer wieder ein, wobei er sich einen bangen Moment lang fragte, ob er womöglich gerade den größten Fehler seines Lebens begangen hatte.
    Während sie Meile um Meile hinter sich brachten, sah er, wie sich die Frau langsam
    entspannte. Er überlegte, was ihr wohl widerfahren sein mochte. Was jagte ihr eine derartige Angst ein, dass sie es riskierte, mitten in der Nacht per Anhalter zu fahren? Er fing ihren Blick auf und lächelte ihr aufmunternd zu; er wollte nicht, dass sie befürchtete, vom Regen in die Traufe gekommen zu sein.
    „Sind Sie okay? Möchten Sie etwas trinken? Ich habe hinten in der Kühlbox eine Flasche Mineralwasser.” Jake sah, wie sie beim Geräusch seiner Stimme wieder zusammenzuckte.
    „He, ich tue Ihnen nichts. Sie -sind in Sicherheit.”
    Sie warf ihm einen gehetzten Blick zu. „Noch nicht.”
    Bevor er nachfragen konnte, erfüllte ein vertrautes, durchdringendes Geräusch die Luft.
    Jake warf einen Blick auf den Tacho. Er fuhr zu schnell, aber nicht schnell genug um mitten in der Nacht mitten irrt Nirgendwo Probleme zu bekommen. Er fragte sich, ob es sich bei dem Kerl hinter ihm um einen einheimischen Möchtegern-Cop oder um einen Staatspolizisten handelte. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher