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Versuchung in blond

Versuchung in blond

Titel: Versuchung in blond
Autoren: Kristina Cole Wright
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Alligator beanspruchte den größten Teil der Straße, sein nach vorn spitz zulaufender Kopf ragte auf ihrer Seite in die Fahrbahn hinein, während sein gezackter Schwanz den Gutteil der Gegenfahrbahn einnahm. Beim Versuch, das Monster zu umfahren, würden sie Gefahr laufen, in den Graben abzurutschen.
    „Tut mir Leid, Lady. Aber so eilig habe ich es nicht.” Jake machte den Motor aus und lehnte sich mit hinter dem Kopf gefalteten Händen in seinen Sitz zurück. „Er wird sich bewegen, wenn er dazu bereit ist. Warum, glauben Sie, nennt man das hier die Alligator Alley?”
    Alligator Alley. War sie so nah an der Gefahr gewesen? „Können Sie ihn nicht
    verscheuchen?”
    „Sie sind offenbar wirklich verrückt. Er hat in seinem Schwanz mehr Kraft als drei
    Männer zusammen. Wenn er mich nur streift, müssen Sie selbst zur Interstate fahren, weil ich dann nämlich auf dem Weg ins Leichenschauhaus bin.” Jake warf ihr einen warnenden Blick zu. „Lassen Sie sich nicht von diesem plumpen Körper täuschen. Dieser Bursche hier kann schneller sein als ein Pferd, wenn er nur richtig motiviert ist, und ich habe nicht die Absicht, ihm diese Motivation zu verschaffen.”
    Sam biss sich auf die Unterlippe. „Woher wissen Sie so viel über Alligatoren?”
    „Ich habe früher mit ihnen gekämpft.”
    Sie starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Und er hielt sie für verrückt! „Gekämpft?
    Was soll das heißen?”
    Jake zuckte die Schultern. „Touristenattraktion. Damit habe ich mir mein Geld fürs
    College verdient. Natürlich hatten wir ein paar Tricks auf Lager. Und die Tiere kannten mich.”
    Sam schüttete den Kopf. „Das klingt, als wäre Ihre Karriere als Polizist nicht die
    gefährlichste Zeit Ihres Lebens gewesen.” Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu.
    Dunkle Haare, hohe Wangenknochen, eine kräftige, gerade Nase. Mit seinem kräftigen
    Oberkörper, dessen Muskeln sich unter dem weißen T-Shirt abzeichneten, erschien er ihr durchaus in der Lage, es mit einem Alligator aufzunehmen. Oder mit sonst etwas.
    „Lady, der Gefahr ins Auge sehen konnte ich schon immer am besten.”
    „Helfen Sie mir deshalb? Weil Sie die Gefahr lieben?”
    „Vielleicht.” Jake startete überraschend den Motor, und erst jetzt bemerkte Sam, dass der Alligator wieder in den Sumpf zurückgeglitten war. „Oder vielleicht bin ich ja auch die Gefahr.”

2. KAPITEL
    „Da wären wir.”
    Sam schaute sich um. Sie standen an einer Kreuzung, und die Ampel schaltete in diesem Moment auf Gelb um. Der Wegweiser zur Interstate war direkt vor ihr. Auf der einen Seite lag ein dunkles Einkaufszentrum, und ein Schild an einer rund um die Uhr geöffneten Tankstelle gegenüber pries zwei Chilidogs für den Preis von einem an. Kein Mensch weit und breit. Aber was hatte sie erwartet? Ein Empfangskomitee? Die Kavallerie?
    „Danke, am besten steige ich gleich hier aus.” Sams Hand lag schon auf dem Türgriff.
    „Warten Sie noch einen Moment. Wo wollen Sie hin?” fragte Jake. „Haben Sie eine Mitfahrgelegenheit?” Er klang wie ein Pfadfinder, bereit, die gute Tat zu tun, jedoch gleichzeitig darauf erpicht, so schnell wie möglich ans Lagerfeuer zurückzukehren.
    „Nein, aber ich werde schon eine finden.” Sie lächelte den Mann, der ihr
    höchstwahrscheinlich das Leben gerettet hatte, an. „Danke.” Sie öffnete die Tür.
    Jake legte ihr die Hand auf den Arm, und sie erstarrte mitten in der Bewegung, spürte seine Wärme durch den feuchten Stoff. Es war sehr wahrscheinlich die erste freundliche menschliche Berührung seit über einem Monat. Sie hielt Sam mit mehr Kraft an ihrem Platz, als wenn er sie gefesselt hätte.
    „Hören Sie, das ist hier nicht gerade die beste Gegend für einen Spaziergang um zwei Uhr morgens. Kann ich Sie nicht irgendwo hinbringen?” Seine Stimme klang tief und tröstlich. Sie erinnerte Sam an die Stimmen dieser DJs im Radio, die die ganze Nacht über plauderten und Platten auflegten. Vertraut. Die Stimme bewirkte, dass sie sich ein bisschen weniger allein fühlte.
    „Es gibt nur einen Ort, wo ich hinkann.”
    „Und wo ist das?”
    „Key West.”
    Unausgesprochene Fragen spiegelten sich auf seinem Gesicht. „Tut mir Leid, aber das liegt ein bisschen weitab vom Schuss. Mal abgesehen davon, dass Sie mir noch gar nicht erzählt haben, was das alles soll.”
    „Das wollen Sie doch gar nicht wissen, Mr. Cavanaugh.” Sie starrte durch die
    Windschutzscheibe, zögerte einen Moment zu lang.
    „Vielleicht
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