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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
Autoren: Tim Curran
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genauso wie in den finstersten Zeiten des Mittelalters! Onkel Joe hat sich letzte Nacht die Seele aus dem Leib gekotzt, bis nur noch Blut kam? Mutter ist im Meer des eigenen Unrats ertrunken? Bei der kleinen Cathy sind am ganzen Körper schwarze Pusteln und Geschwüre aufgebrochen? Das kleine Fräulein hat bakterielle Sporen in sich aufgenommen und die Magengeschwüre haben sie so zerfressen, dass schließlich nur noch ein Strom von kaltem weißlichem Glibber aus ihr herausschoss? Kein Problem, mein Freund. Wickelt eure Lieben in Planen oder stopft deren Überreste in irgendeinen großen Müllsack, verpackt sie oder sackt sie ein, aber hängt bloß kein Schild an diese Art von Abfall. Wir kümmern uns dann um alles Übrige!
    Wie, der Kranke ist noch gar nicht tot, aber macht’s nicht mehr lange? Wir kassieren ihn trotzdem ein. Wollen doch nicht, dass er die ganze Nachbarschaft ansteckt. Und da wir schon darüber reden: Du selbst hast auch schon ein paar sehr hässliche, bösartig wirkende Furunkel im Gesicht, mein Sohn, also springst du wohl besser auch gleich auf den Wagen auf, ehe du rote Würmer scheißt, gelben Schleim pisst, deine Augen sich mit Blut füllen und aus den Höhlen treten. Wäre doch schade, wenn du das neue Sofa einsaust.
    All das war widerwärtig.
    Entwürdigend.
    Unmenschlich.
    Und dennoch waren solche Maßnahmen durchaus nötig.
    Denn überall in der Stadt lagen Leichen herum, verwesten in den Gossen, stapelten sich wie Müll auf den Gehwegen. Selbstverständlich hatten die radioaktiven Wolken, die von New York aus nach Westen und von Chicago aus nach Osten trieben, die Strahlenkrankheit verbreitet, hinzu kam aber die schlechte Abwasser- und Abfallentsorgung, die in rasantem Tempo den Ausbruch von Cholera, Typhus, Diphterie und Pest bewirkt hatte. Neue Arten von Grippe und Lungenentzündung grassierten ebenso wie eine Mutante des hämorrhagischen Fiebers und vernichteten all das, was von einigen östlichen Städten wie Philadelphia oder Pittsburgh noch übrig war. Nach Gerüchten von Überlebenden fraßen sich die Krankheiten gerade bis nach Akron im Nordosten von Ohio durch.
    In Youngstown wurden die Leichen anfangs noch ordnungsgemäß eingeäschert, aber es dauerte nicht lange, da waren es so viele, dass die Angehörigen sie einfach in die Höfe oder auf die Gehwege warfen. Und all diese verwesenden Toten ... Nun ja, sie wurden zu Krankheitsüberträgern und lockten die Ratten, Fleisch- und Schmeißfliegen an, die dann ihrerseits die Seuchen weiterverbreiteten. Die Krankheitserreger wurden sowohl durch das Wasser als auch durch die Luft übertragen und sorgten dafür, dass das Massensterben anhielt.
    Wahnsinn und Hoffnungslosigkeit beherrschten die Stadt.
    Dabei hatte es gerade erst angefangen.
    4
    Während ich den Plan schmiedete, meine Frau heimlich zu beerdigen, klopfte es an der Tür.
    Ich wollte eigentlich gar nicht aufmachen ... Doch wenn ich es nicht tat, so war mir klar, würden mir die Leichensammler die Tür eintreten, in ihren weißen Schutzanzügen hereintrampeln und Shelly mitnehmen, ehe ich mich mit ihr fortstehlen konnte.
    »Wer ist da?«, rief ich.
    »Ich bin’s«, sagte jemand kaum hörbar. »Bill.«
    Bill Hermes wohnte am anderen Ende des Ganges. Er war in Ordnung. Ein alter Eisenbahner, inzwischen Witwer; wir hatten ihn häufig zum Abendessen zu uns eingeladen. Shelly hatte sich liebevoll um ihn gekümmert, Kekse für ihn gebacken, ihm Schokoladenriegel zugesteckt, alles Mögliche für ihn getan. Er war ein netter alter Mann.
    Ich seufzte. »Was gibt’s?«
    »Rick ... Ich muss mit dir reden.«
    Ich öffnete die Tür einen Spalt. »Um was geht’s denn, Bill?«
    Er schluckte. »Rick, ich komme wegen Shelly. Seit Wochen hat niemand sie gesehen. Die Leute beginnen schon zu tuscheln.«
    »Ich scheiß auf die Leute.«
    »Die Leichenwagen sind unterwegs, mein Junge.«
    »Ich hab nichts für sie.«
    Bill wischte sich die feuchten Augen mit einem Taschentuch.
    »Sage ich ja auch gar nicht. Ich hoffe doch, dass du nichts für sie hast. Aber ... Ich habe mitbekommen, was ein paar Jungen im Stockwerk unter uns gequatscht haben. Sie sagten, Shelly sei auf der Liste. Auf dieser verdammten Liste. Du weißt, was das bedeutet.«
    Es bedeutete, dass jemand uns verpfiffen, dem Gesundheitsamt mitgeteilt hatte, dass Shelly im Sterben lag. Vielleicht jemand vom Krankenhaus. Die Strahlenkrankheit, dazu noch Cholera ... Da war ihr Tod nur eine Frage der Zeit. Die Leichensammler würden also
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