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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
Autoren: Tim Curran
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Tages würde sie auch wieder genesen, dachte ich. Das Fieber würde die Gesundung einleiten.
    So entschlossen leugnete ich all das, was in Wirklichkeit geschah. Denn als all diese Bomben fielen ... und die prasselten wirklich wie Reiskörner bei einer Hochzeit auf uns nieder ..., riss die Welt so auf, als platzte ein dicker Mann aus allen Nähten. Nur war keine Schneiderin in Sicht, die diese Hose hätte flicken können.
    Und jetzt war Shelly tot.
    Tot.
    Sie war so blass wie ausgebleichtes Gestein und ihr lebloser Körper war auf grauenhafte Weise zusammengeschrumpft.
    Draußen dröhnte ein furchterregendes Läuten durch unser Viertel.
    Die Glocke von Sankt Markus: Bong, bong, bong, schafft eure Toten raus!
    Aber das hatte ich nicht vor.
    Nicht meine Shelly. Nie würde ich zulassen, dass sie meine Frau in die Finger bekamen und sie zusammen mit all den anderen Leichen in einer dieser grässlichen Gruben verbrannten. Diese Vorstellung empfand ich als überaus grotesk, so grotesk, dass ich es um jeden Preis verhindern musste.
    Allerdings konnte ich auch nicht Tag für Tag bei Shelly sitzen bleiben. Dagegen sprach nicht nur, dass das der helle Wahnsinn war, sondern auch, dass man Shelly irgendwann abholen würde. Doch es musste etwas geben, um ihre Einäscherung in einem Massengrab zu verhindern. Schließlich kam mir die Idee, sie heimlich zu beerdigen. Nur war das rechtswidrig, absolut verboten. Wenn mich irgendjemand dabei beobachtete, würde er mich anzeigen. Und falls die Polizei oder irgendwelche Behörden einen auf frischer Tat erwischten, wurde man standrechtlich erschossen. Aber das machte eine Lösung nur umso dringlicher.
    Ich nahm mir vor, meine Frau würdig zu bestatten und ein kurzes Gebet über ihrem Grab zu sprechen. Und jedes Arschloch, das sich mir dabei in den Weg stellte, würde ich eiskalt töten. Also rappelte ich mich, das schreckliche Glockenläuten immer noch in den Ohren, schließlich hoch, durchdachte die Sache und machte mich ans Werk. Zum ersten Mal seit Wochen stahl sich bei dem Gedanken, dass ich meine Frau auf unerlaubte Weise bestatten würde, ein Lächeln auf mein Gesicht, so pervers das auch sein mochte.
    Auf diese Weise würde ich dem Staat den Stinkefinger zeigen. Scheiß auf all diese Wichser. Scheiß auf die Autoritäten. Scheiß auf diejenigen, die diesen Albtraum überhaupt erst in Gang gesetzt hatten. Scheiß auf all diese bösartigen, durchgeknallten Gehirne, die der Welt das Leben genommen hatten. Allesamt waren sie Teil einer korrupten, todbringenden Bürokratie.
    Ich griff nach der weißen Tagesdecke aus Satin, die Shelly so geliebt hatte, wickelte sie darin ein, küsste sie ein letztes Mal auf die kalten Lippen und nähte die Decke danach so zusammen, dass Shelly nicht herausrutschen konnte.
    Die Leichenwagen da draußen kamen jetzt näher. Ich konnte sie dort unten über das Pflaster rumpeln hören, sah, wie ihre Lichtkegel in den dunklen Himmel schnitten. Auf den Straßen waren auch Stimmen zu hören.
    Die Leichensammler waren im Anmarsch.
    Schafft eure Toten raus.
    3
    Auf den nuklearen Winter folgte eine schlimme Seuche nach der anderen. Die Menschen starben in Scharen, und die herkömmlichen Leichenhallen konnten diese Massen nicht mehr bewältigen.
    Deshalb läuteten die Kirchenglocken.
    Sie läuteten bei Tag wie bei Nacht, und das lag keineswegs daran, dass so viele verliebte Paare in der Hochzeitskapelle getraut wurden. Nein, sie läuteten, um anzuzeigen, dass die Leichensammler mit ihren Wagen unterwegs waren. Ob es Müllwagen oder Lastwagen mit offener Ladefläche waren, spielte keine Rolle. Falls das Fahrzeug mit einer Klappschute ausgerüstet war, wurde sie so umgestaltet, dass sie Leichen aufnehmen konnte. Und in Anbetracht dessen, dass Radio, Fernsehen und Internet nicht mehr funktionierten, hatten sich die Stadtväter und Dorfältesten ringsum dazu entschieden, auf die älteste Kommunikationsform zurückzugreifen: die Kirchenglocke. Überall in Youngstown standen Kirchen, in den meisten Vierteln mindestens eine oder zwei. Also kündigten deren Glocken die Leichenwagen an.
    Man musste die Leichname seiner Lieben nur zusammen mit den Mülltonnen zum Straßenrand bringen, dann wurden sie »entsorgt«.
    Eine Aktion im Interesse der Gemeinschaft, die einem ein gutes Gefühl gab.
    Bong-bong-bong-BONG! Die Wagen rollen heran, Brüder und Schwestern, also vergesst jede Anteilnahme, jeden Anstand und jeden Respekt vor euren Lieben. Verhaltet euch, verdammt noch mal,
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