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Versehentlich verliebt (German Edition)

Versehentlich verliebt (German Edition)

Titel: Versehentlich verliebt (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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trage seine Jacke und habe die Decke um mich gewickelt, die er bekommen hat. Jetzt ist er irgendwo, seine Tasche noch immer auf dem Wagen vor mir. Er wird wieder kommen aber auch wieder gehen. Ich werde ihn wirklich vermissen, weil ich mich verliebt habe. Natürlich, sowas ist Ihnen ja noch nie passiert. Mir etwa? Machen Sie Witze? Ich habe doch auch nicht geglaubt, dass so etwas passieren kann – und jetzt sitze ich hier, mitten in einem Weihnachtsmärchen.
    „Guten Morgen.“
    Ich sehe überrascht auf, obwohl ich ganz genau weiß, wer es ist und ich nur darauf gewartet habe, ihn zu sehen.
    „Guten Morgen. Ich hab schon gedacht, du hättest deine Fluchtmöglichkeit genutzt.“
    „Hätte ich auch fast. Aber ich musste noch schnell was erledigen.“
    Er nimmt wieder neben mir Platz und legt direkt den Arm um mich. Ich kuschele mich wieder an seine Seite.
    „Musstest du deine Frau anrufen und erklären, wieso du später kommst?“
    „Genau. Wollte meinen Töchtern noch schnell frohe Weihnachten wünschen.“
    „Das dachte ich mir.“
    „Ich musste doch Frühstück organisieren.“
    Er hat eine kleine Tüte mit Croissants und Milchkaffee dabei. Dazu noch ein kleiner Schoko-Muffin. Ist dieser Mann vielleicht zu gut, um wahr zu sein?
    „Ich habe versucht ein französisches Frühstück zu organisieren. Als Einstimmung.“
    „Aber ... das ...“
    „ … war nicht nötig. Natürlich nicht. Aber ich wollte es einfach.“
    Mein erstes Frühstück mit Lukas. Zum ersten Mal zusammen aufwachen. Zum ersten Mal wissen, wie er seinen Kaffee trinkt. Zum ersten Mal den Tag mit ihm beginnen. Zum ersten Mal oder zum letzten Mal? Er küsst sanft meine Wange und bringt wieder etwas Ordnung in meine Frisur. Ich muss schrecklich aussehen. Ob Sandra Bullock auch so aussieht, wenn sie morgens in den Spiegel sieht? Ich bin mir nicht sicher. Und Julia Roberts? Ganz sicher nicht. Aber ich bin eben nun mal Pippa, nicht Sandra oder Julia.
    „Du bist übrigens wunderschön, weißt du?“
    Offenbar sieht Lukas das anders. Er will weder Julia noch Sandra. Er will mich und ich beiße mir auf die Innenseite meiner Backen, um sicher zu gehen, dass das alles hier kein Traum ist.
    „Der Flug Stuttgart-Berlin geht um 9.45 Uhr nach Verspätung. Wir bitten nochmals um Verzeihung ...“
    Diese Durchsage erreicht uns in dem Buchladen, wo wir uns kurze Passagen aus Büchern mit schrecklichen Titeln vorlesen. Der schlechteste Text gewinnt. Es ist kurz nach acht und wir wissen beide, bald heißt es Abschied nehmen. Wir waren wieder mal Pfadfinder und haben der Großfamilie unseren Gepäckwagen überlassen. Es hat sich fast so angefühlt, als würden wir ein liebgewonnenes Haustier abgeben müssen. Aber wir haben keine Verwendung mehr dafür, bald gehen unsere Flüge und es wird Zeit, sich dessen bewußt zu werden.
    Na ja, wie auch immer, jetzt sind wir hier und wissen beide, dass unsere Zeit abläuft. Sein Flug nach Hamburg geht erst um kurz nach zwölf, was bedeutet, dass er noch eine ganze Weile hier am Flughafen warten muss, während ich schon weg sein werde. Ja, ich bin dann vermutlich schon in Berlin und er ist noch immer in Stuttgart. Obwohl ich mich freue meine Eltern zu sehen (die ich immer noch nicht angerufen habe), will ich nicht an den Abschied denken. In der letzten halben Stunde haben wir auch kaum noch gesprochen. Ich trage aber noch immer seine Jacke.
    „Bist du sicher, dass du hier alleine warten willst?“
    „Klar. Ich werde mir eine Zeitschrift kaufen und dann klappt das schon. Keine Sorge“
    „Ich mache mir keine Sorgen.“
    Was natürlich gelogen ist. Ich werde mir den Kopf darüber zerbrechen, was er wohl jetzt gerade macht, wie es ihm geht, ob er an mich denkt. Ich will nur noch diesen Flug überleben. In Berlin wird es dann einfacher, weil ich meine Mutter umarmen und etwas Gutes essen kann. Natürlich verheimliche ich meine Beziehung zu Lukas zunächst einmal. Klingt das nicht toll? Eine Beziehung. Eigentlich ziehe ich an Stellen wie diesen die Notbremse und wehre mich gegen ernste Gefühle, aber mein Herz ist viel zu laut.
    „Weißt du schon, wo du Silvester feiern wirst?“
    „In Freiburg mit einem Tischfeuerwerk, glaube ich. Und du?“
    „Weiß ich noch nicht.“
    Ich kann mir nur vage vorstellen, wieviel Facebook-Event-Einladungen er über das Jahr verteilt erhält, aber zum Jahresende sind es bestimmt dreimal so viel wie ohnehin schon. Jeder möchte mit einem Mann wie ihm ins neue Jahr rutschen, das kann ich
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