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Versehentlich verliebt (German Edition)

Versehentlich verliebt (German Edition)

Titel: Versehentlich verliebt (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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seiner Schulter zu lehnen. Ich könnte sofort einschlafen. Das Sandwich hat mich müde gemacht und ich finde seine Jacke so kuschelig wie mein eigenes Bett zu Hause in Freiburg. Wie das bei mir immer so ist, schlafe ich in den besten Momenten ein. Wie damals, als ich zusammen mit Freunden diese Video-Abende veranstaltet habe. Den besten Film wollten wir uns bis zum Schluss aufheben. Aber genau den haben wir uns natürlich um drei Uhr angesehen. Ich habe das Ende immer verschlafen. Pech, nicht wahr? Deswegen bin ich mir auch ziemlich sicher, dass alles nur ein schöner Traum gewesen ist, als ich langsam die Augen wieder öffne und mich umsehe. Er ist weg.

Kapitel 6
     
    K ennen Sie auch diese Träume? Es ist so verdammt real, dass man sich völlig sicher ist: es muss Realität sein. Channing Tatum hat sich so toll mit mir unterhalten. Er hat so nett gelächelt und als er nach meiner Hand griff, konnte ich wirklich seine Haut spüren. Ja, dann wacht man auf und er liegt nicht neben einem. Er ist nicht mal im selben Land. Es war ein Traum. Natürlich nicht alles. Die Großfamilie liegt um mich verstreut, irgendwo wird diese blöde Ziege in ihrer schicken Uniform sitzen und Sandwiches verteilen – und ich? Ich sitze hier, nicht in Berlin, und ich bin mir ganz sicher, dass sich, bevor meine Augen zufielen, ein süßer Kerl in meiner Nähe befunden hat. Lukas hieß er. Jetzt ist er weg. Nein, er ist nicht weg. Er war nie da. Das ist das Problem, wenn man eine so wunderbare Fantasie hat. Ich könnte vermutlich sehr erfolgreich Kitsch-Romane schreiben, wenn mein Selbstbewusstsein nur ein bisschen größer wäre.
    Ich richte mich auf und ziehe die Kordjacke etwas enger um meinen Körper. Kordjacke? Wie schnell ich wach werden kann, ist doch immer wieder erstaunlich. Woher zum Teufel soll ich eine Kordjacke haben, wenn nicht von dem süßen Kerl Lukas? Aber so sehr ich mich anstrenge und mich umsehe, ich kann ihn nicht entdecken. Er ist nicht hier. Vielleicht ist er nur kurz aufs Klo? Oder was essen? Was trinken? Wie viel Uhr haben wir es denn? Kurz vor sechs. Ja, ich merke, dass ich nicht sehr lange geschlafen haben. Ich fühle mich, als ob mich jemand getoastet hätte. Oder als wäre ich in ein Waffeleisen gepresst worden. Mein Gott, diese Schlafposition ist ausgesprochen unbequem. Ich freue mich auf ein richtiges Bett mit echten Kissen, aber ich möchte ungern diese Jacke zurückgeben. Ganz ehrlich. Ich würde diesen Kerl mit einer dünnen Jeansjacke bis nach Hamburg schicken, nur weil ich diesen Geruch vermissen werde, und zwar von dem Moment an, wenn ich ins Flugzeug steige. Ich stopfe meine Hände in die Jackentasche und stoße auf irgendetwas aus Plastik. Es rutscht zwischen meine Finger und ich ziehe es heraus. Aha ... ein Lippenpflegestift. Stimmt, als wir uns geküsst haben, hätte ich merken müssen, dass er Lippenbalsam benutzt. Keine Frage. Ich schraube den Deckel ab und rieche daran: Erdbeere. Ich muss lächeln, sofort sind die Erinnerungen an unseren ersten Kuss wieder da. Sehr lebendig schieben sich die Bilder von uns im Schnee wieder vor mein inneres Auge.
    Gestern war heute noch morgen früh. Aber jetzt wache ich auf und der Tag beginnt mit einem Abschied. Jetzt ist es kurz vor sechs und es ist schon früh morgens. Ich habe wirklich Angst vor dem Abschied. Ich habe noch nie zuvor jemanden getroffen, in den ich mich so schnell, so sehr verliebt habe. Sogar bei Benny hat es ganze vier Wochen gedauert, bis ich wusste, er ist der Richtige. Wie wir inzwischen wissen, war er nicht der Richtige. Lukas ist in mein Leben gestolpert und jetzt fliegt er wieder davon. Kennt jemand einen guten Regisseur, der mir ein Happy-End inszenieren könnte?
    Da bekomme ich über Nacht diesen Menschen geschenkt, den ich am Abschluss meines Tages anrufen will, um ihm gute Nacht zu wünchen. Wenn man sich dessen nicht bewusst ist, vermisst man natürlich nichts. Aber jetzt weiß ich, dass es Lukas gibt. Es sind immer die Kleinigkeiten, die einem auffallen. Wie er mit den Fingern knackt, wenn er nervös ist. Wie er seine Brille auf der Nase in die richtige Position bringt, wie er lächelt und sich diese Grübchen bilden, und wie er sich mit einer flüchtigen Bewegung die Haare aus der Stirn streicht. Er hat mir meine Taschen getragen. Er hat mich in ein warmes Hotelzimmer gebracht, ohne Anspruch darauf zu erheben, auch einen Platz in dem Bett zu finden. Er hat mir eine Cola geschickt und aus dem Buch Herr der Ringe vorgelesen. Ich
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