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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus
Autoren: Petra Schier
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und her. Neklas, der neben ihr saß, beugte sich zu ihr und raunte: «Adelina, tu etwas. Wenn die beiden so weitermachen, gibt es am Ende doch noch Tote.»
    Adelina spürte ein Kichern in sich aufsteigen. Sie schüttelte leicht den Kopf und senkte ihre Stimme ebenfalls zum Flüstern. «Lass sie, das ist gut.»
    «Gut?» Neklas starrte sie an. «Die beiden werden sich um Kopf und Kragen streiten!»
    «Werden sie nicht», widersprach Adelina.
    «Dein Wort in Gottes Ohr.»
    «Dieses irre Weib hätte dich beinahe umgebracht!», wütete Tilmann gerade.
    Mira war nicht weniger aufgebracht. «Hätte sie nicht. Ich bin mit ihr fertiggeworden.»
    «Ja, weil Adelina ihr eins mit diesem Schabeisen übergezogen hat.»
    «Ich hätte es auch allein geschafft.»
    «Und was, wenn nicht?» Tilmann sprang auf und beugte sich weit zu ihr vor, die Hände auf der Tischplatte abgestützt. «Wenn sie dich getötet hätte? Was hätte ich dann getan?»
    Mira hatte bereits Luft geholt, um eine zornige Antwort zu geben, doch dann bemerkte sie, wie alle Übrigen im Raum, Tilmanns Gesichtsausdruck und blieb stumm. Ihre Wangen färbten sich tiefrot. Unvermittelt sprang sie auf und eilte hastig aus dem Raum. Die Küchentür fiel krachend hinter ihr ins Schloss.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, das schließlich von Ludmillas Kichern durchbrochen wurde.
    «Na, was ist denn, Hauptmann Greverode? Ihr nach!»
    Tilmann schoss einen zornigen Blick auf die Alte ab, befolgte ihren Ratschlag jedoch. Einen Augenblick später fiel die Tür erneut geräuschvoll zu.

    Wie er vermutet hatte, fand er Mira in der Apotheke. Als er den Verkaufsraum betrat, hatte sie ihm den Rücken zugewandt und wühlte fahrig und offensichtlich ziellos in einem der Regale herum. Während er sie einen Moment lang beobachtete, breitete sich dieses heftige Ziehen wieder in ihm aus und strahlte von seiner Magengrube pfeilgerade bis hinauf zu seinem Herzen. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als er hinter sie trat und ihre Schultern umfasste.
    «Adelina dürfte wenig begeistert sein, dass du derartige Unordnung in ihre Arzneien bringst», sagte er leise. Seine Stimme war weniger fest, als er gehofft hatte.
    Mira versteifte sich unter seiner Berührung. «Du bist böse auf mich.»
    Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. «Aber ja, immerzu.»
    Er hörte sie hart schlucken und dann mehrmals ein- und ausatmen. Sanft dreht er sie zu sich herum und sah nun auch, wie sich ihre Brust hob und senkte. Sie hielt ihren Blick zu Boden gerichtet, deshalb berührte er sie sachte am Kinn und hob ihren Kopf an, bis sie einander in die Augen blicken konnten.
    «Was, wenn sie dir etwas angetan hätte?», wiederholte er seine Frage von vorhin.
    Mira schluckte wieder krampfhaft. «Hat sie aber nicht.»
    «Ich hätte damit nicht leben können, Mira.» Tilmann hielt inne und versuchte, den Aufruhr in seinem Inneren unter Kontrolle zu bringen. Er war es nicht gewohnt, seine Gefühle in Worte zu fassen, wusste aber, dass es sein musste, wenn er die Frau, die vor ihm stand, überzeugen wollte.
    Miras Augen weiteten sich. «Ich habe mich nicht absichtlich in Gefahr gebracht.»
    Er atmete hörbar aus. «Das weiß ich.» Vorsichtig zog er sie ein wenig näher zu sich heran. «Du hast Mut bewiesen, nicht zum ersten Mal übrigens, als du dich dieser Verrückten entgegengestellt hast. Und Klugheit, als du Beede in ein Gespräch verwickeltest, um sie abzulenken und uns gleichzeitig über die Situation in der Gerberei zu informieren.»
    Mira rang sichtlich nach Atem. «War das etwa ein Kompliment, Hauptmann Greverode?»
    Lächelnd ging er auf ihren gestelzten Tonfall ein. «Könnte sein. Gewöhnt Euch aber lieber nicht daran, Mira. Ihr seid bei weitem zu ungezogen, um dauerhaft Lob meinerseits beanspruchen zu dürfen. In diesem Fall jedoch steht es Euch ohne Frage zu. Ihr habt Euch gut geschlagen gegen dieses Weib. Manch ein Mann hätte weniger Mut und Geistesgegenwart besessen.»
    Mira schlug die Augen nieder und versuchte, sich ein wenig von ihm zurückzuziehen, doch er gestattete es ihr nicht.
    «Ihr seid zu gnädig mit mir, Hauptmann Greverode.»
    «Schön, dass wir in dieser Hinsicht einer Meinung sind, edle Jungfer.»
    Mira hob den Kopf wieder. Diesmal sah er Tränen in ihren Augen und spürte einen schmerzhaften Stich in den Eingeweiden.
    «Ich bin keine Jungfer, Hauptmann Greverode, noch habe ich die Bezeichnung ‹edel› verdient.»
    Obgleich sie sich sträubte, zog er sie ganz in seine Arme und
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