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Verschwoerung gegen Baron Wildenstein

Verschwoerung gegen Baron Wildenstein

Titel: Verschwoerung gegen Baron Wildenstein
Autoren: Alfred Bekker
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könntest ein paar Küchenabfälle für Kaspar abzweigen?”, fragte er in gedämpftem Ton.
    “Bist du verrückt? Was glaubst du, was der Küchenmeister mit mir macht, wenn das herauskommt!”
    “Ich dachte ja nur … Kaspar sieht ziemlich verhungert aus!”
    “Nach dem, was uns Baron Norbert gerade gesagt hat, wird es in den nächsten Tagen sicher besser – sowohl für Hunde als auch für uns Küchenkinder!”, meinte Maria zuversichtlich.
    Wolfram sah sie erstaunt an. Er begriff nicht, was das Mädchen damit meinte.
    “Wieso das?”, fragte er.
    Ihre Augen blitzten. “Na ist doch klar! Wenn Graf Gernot mit seinem Gefolge zu Besuch kommt, wird der Baron ihm nur das Beste vorsetzen wollen.”
    “Ja, und?”
    “Dann wird all das weggeworfen, was ansonsten für die hohen Herrschaften bestimmt gewesen wäre. Und das bekommen dann wir.” Sie beugte sich nieder. “Da wird gewiss auch etwas für deinen Kaspar dabei sein.”
    “Es wäre nett, wenn du an ihn denken würdest.”
    “Ein Hund sollte sich selbst ernähren können, Wolfram. Das sagt jedenfalls unser Küchenmeister.”
    Einige der anderen Pagen standen in der Nähe des Tores. Sie tuschelten miteinander.
    “Wolfram, kommst du mit uns?”, rief einer von ihnen.
    Er hieß Thomas und war etwas älter als Wolfram.
    Einige der anderen Jungen grinsten. Einerseits deshalb, weil Wolfram mit einem Mädchen sprach. Aber das war in ihren Augen nicht der eigentliche Anlass, sich über ihn lustig zu machen. Sie alle waren als Pagen von adeliger Herkunft. Ihre Väter waren Ritter. Maria hingegen war nur eine mittellose Waise ohne Rang in der Gesellschaft.
    Zwar gehörte es zu den Pflichten des Burgherrn – und jeden anderen Ritters! – Armen und in Not Geratenen zu helfen, aber das bedeutete nicht, dass diese Menschen besonders geachtet wurden.
    “Ich gehe wohl besser”, flüsterte Maria.
    “Wieso denn?”, widersprach Wolfram.
    “Na, du siehst doch, wie sie herumfeixen!”
    “Das ist mir gleichgültig.”
    “Außerdem wartet der Küchenmeister. Nach den Ankündigungen unseres Burgherrn gibt es sicher jede Menge Arbeit für uns.”
    “Graf Gernot wird doch nicht schon morgen mit seinem Gefolge hier eintreffen!”
    “Aber wenn erst ein Herold durch das große Burgtor geritten kommt, um das Erscheinen des Grafen anzukündigen, ist es zu spät”, erwiderte das Mädchen. “Die Sache ist doch ganz einfach: Der Burgherr hat Angst vor seinem Lehnsherrn und der Küchenmeister vor dem Burgherrn.”
    “Und du vor dem Küchenmeister!”
    “Nicht ohne Grund! Wir wären verloren, wenn wir nicht durch die Küche des Barons versorgt würden. Das kann sich ein so hochwohlgeborener Rittersohn vielleicht nicht vorstellen …”
    “Nun fang du nicht auch noch damit an!”
    Kaspar ließ ein Bellen hören, als wollte er einen Streit verhindern.
    “Ich muss jetzt wirklich los”, sagte Maria. “Und was deinen Kaspar angeht, so werde ich sehen, was ich für ihn tun kann!”
    “Danke.”
    Maria beugte sich nieder und strich Kaspar durch das zerzauste Fell, in dem noch Getreidehalme und Gräser hingen. “Ja, wenn du der edle Jagdhund einer Herrschaft wärst, hättest du mehr und besser zu essen als die meisten Menschen. Aber da du nun einmal nur ein zotteliger Streuner bist, musst du mit dem zufrieden sein, was übrig bleibt.”
    Der Hund bellte und wedelte mit dem Schwanz.
    “Na, komm schon mit mir”, gab Maria schließlich nach. “Vielleicht finde ich ja noch was für dich …”
    *
    Wolfram sah Maria noch einen Augenblick nach. Der Hund schien begriffen zu haben, dass er in ihrer Gesellschaft etwas Essbares oder wenigstens einen Knochen erwarten konnte. Also folgte er ihr auf dem Fuß.
    Thomas kam näher. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    Die anderen Jungen blieben etwas abseits.
    “Du bist mir noch eine Revanche im Tricktrack schuldig!”, behauptete er.
    Tricktrack war ein Brettspiel, das viele Jahrhunderte später unter dem Namen Backgammon noch immer sehr beliebt sein sollte.
    “Ich habe keine Zeit, um Tricktrack zu spielen”, erwiderte Wolfram.
    “Du spielst wohl lieber mit Küchenkindern, was?” Die anderen lachten.
    “Vielleicht weiß Wolfram einfach nicht, wo er hingehört”, meinte einer der anderen Pagen.
    Thomas nickte. Er kam Wolfram noch etwas näher und blickte an ihm herab. Um einen halben Kopf überragte er Wolfram.
    “Was glaubst du wohl, was unser aller Burgherr dazu sagen wird, wenn er erfährt, dass einer seiner Pagen sich mit
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