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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen
Autoren: Jörg Benne
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ihr, wo ich ihn finden kann?«, fragte er deshalb mit gesenkter Stimme.
    Endlich drehte der Wirt sich um und musterte Tristan mit gerunzelter Stirn. Er war recht jung, Mitte zwanzig schätzte Tristan, und doch nicht so schmal, wie es zunächst ausgesehen hatte. Sein Gesicht war voller Bartstoppeln und eine Pfeife hing ihm aus dem Mundwinkel. Der Wirt warf einen Seitenblick auf die Gäste und lächelte jovial. »Natürlich haben wir ein Zimmer frei, junger Herr«, sagte er übertrieben laut und ignorierte Tristans Frage völlig. »Bitte folgt mir.« Er trat hinter dem Tresen hervor und bedeutete Tristan mit einem Wink, ihm in den Flur zu folgen, der durch einen Vorhang vom Schankraum getrennt war. Kaum war Tristan in den Flur getreten, zog der Wirt hastig den Vorhang zu, öffnete eine Tür und schob Tristan zwar nicht grob aber sehr bestimmt hinein.

 
     
     
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    ER SCHLOSS DIE TÜR, drehte sich zu Tristan um und betrachtete ihn noch einmal von Kopf bis Fuß. Als sein Blick auf die Turnschuhe fiel, weiteten sich seine Augen. »Bist du noch zu retten, so hierher zu kommen? Hat dein Mentor dir nicht beigebracht, entweder im passenden Aufzug hier zu erscheinen oder erst nachts? Zum Glück sind die Schuhe so dreckig, das würde wieder ein Getuschel über die Paladine geben, wenn die das gesehen hätten.« Er schüttelte den Kopf. »Überhaupt, was machst du allein hier? Du bist doch viel zu jung um ohne Mentor herzukommen. Wer bist du überhaupt?«
    Tristan schwirrte von der Standpauke der Kopf. »Ich heiße Tristan von Niehus, ich suche meinen Vater Darius und …«
    »Himmel nochmal, Tristan, Sohn des Darius, heißt das hier, hast du denn gar nichts gelernt?«, brauste der Wirt auf.
    Trotz kam in Tristan hoch. Er war hergekommen um seinen Vater zu finden, nicht um von jemandem runtergemacht zu werden wie von einem seiner blöden Lehrer. »Nein, habe ich nicht. Ich habe keinen Mentor und ich wusste bis vor ein paar Tagen auch nichts von dem Portal, dieser Welt und …« Sein Trotz war dahin, Bitterkeit nahm seinen Platz ein »Und über meinen Vater wusste ich offenbar auch nichts.«
    Die strengen Züge des Wirtes wurden milder. »Entschuldige. Ich dachte du wärest irgend so ein Flegel, der gegen den Willen seines Mentors hergekommen ist, bevor er die Ausbildung abgeschlossen hat. Ich heiße Martin, ich komme auch von der Erde.«
    »Aber du bist kein Paladin?«
    Martin lachte schallend. »Ein Paladin als Wirt einer Taverne? Da würden die Leute aber schauen. Nein, ich bin von einem Paladin hergebracht worden, aber stamme von keinem ab. Lange Geschichte. Aber jetzt zu dir Tristan. Darius ist dein Vater und du suchst ihn hier, obwohl du von dieser Welt so gut wie nichts weißt. Wieso haben sie dich durch das Portal gelassen?«
    »Meine Schwester liegt im Sterben, ein Unfall. Und mein Vater kann sie retten.«
    »Verstehe, aber wieso kommt nicht einfach ein anderer Paladin her und sucht ihn?«
    Tristan klappte der Mund auf. »Aber sie sind doch alle hier. Das weißt du nicht?«
    Martin hob die Brauen. »Das ist mir neu. Eine große Gruppe ist vor ein paar Mondjagden hier durchgekommen, dein Vater war dabei. Aber es müssen doch noch ein paar drüben sein. Jessica zum Beispiel.«
    Tristan schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist mit einer letzten Gruppe hergekommen, sie hat es mir geschrieben. Hier.« Er reichte ihm den Brief.
    Während des Lesens ließ Martin sich auf einen Schemel sinken und rieb sich nachdenklich die Stirn. »Oh Mann. Das hab ich nicht gewusst«, murmelte er. »Das muss alles sehr verwirrend für dich sein und …« Ein vernehmliches Knurren von Tristans Bauch unterbrach ihn und Martin grinste. »Okay, du kriegst erstmal ein Zimmer und was zu essen. Komm mit.«
    Er führte ihn den Flur entlang, von dem auf beiden Seiten Türen abgingen. An einer der letzten hielt er an und öffnete sie. Dahinter lag eine kleine, fensterlose Kammer mit einem Strohlager, einem kleinen Tisch und einem Schemel. Martin zündete eine Kerze an. »Ich muss mich kurz um die Gäste kümmern, dann bringe ich dir gleich was zu essen.«
    Als er allein war, setzte Tristan sich auf das Strohlager, das sich als weicher erwies, als er erwartet hatte. Er zog die Schuhe und die Tunika aus. In der Kammer war es sehr warm, vor allem der Boden, und für einen kurzen Moment dachte er an eine Fußbodenheizung, wurde sich dann aber bewusst, dass das völlig absurd war. Vermutlich sorgte der Vulkan für die Wärme. Gern hätte er sich
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