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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen
Autoren: Jörg Benne
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Vulkan erhob sich in einiger Entfernung. Zur Rechten und zur Linken konnte er am Horizont das Meer sehen.
    Er hörte Vögel kreischen, der Wind war leise zu hören, ansonsten war es völlig still, geradezu gespenstisch. Kein Auto, kein Flugzeug, keine Stimmen, nichts. Mit einem Mal fühlte Tristan sich verlassen und hilflos. Dies war nicht nur eine unbekannte Insel, es war eine fremde Welt. Würde er überhaupt die Sprache der hier lebenden Menschen verstehen? Und was gab es hier außer dem Drachen noch für Kreaturen? Musste er am Ende auf der Hut sein, um nicht von wilden Tieren angefallen zu werden? Sicher, er konnte hier offenbar Steine mit der bloßen Hand zerquetschen, aber in diesem Augenblick, als ihm klar wurde, was vor ihm lag, war ihm das ein schwacher Trost.
    Abgesehen von der Fremdartigkeit und den unbekannten Gefahren machte ihm vor allem die Größe der Insel Sorgen. Wenn sein Vater nun schon fünf Monate hier war und auch die anderen Paladine seit Wochen verschwunden waren, wie sollte er einen von ihnen dann finden? Auf gut Glück herumwandern? Dafür war die Insel doch viel zu groß.
    Seufzend holte er Jessicas Brief noch einmal hervor. In die Taverne sollte er gehen und mit dem Wirt sprechen. Und wenn der auch nichts weiß, dachte er bitter, was dann?
    Aber nein, so durfte er nicht denken. Er rief sich Svenja ins Gedächtnis, ihre aussichtslose Lage. Auf keinen Fall durfte er aufgeben, schon gar nicht gleich am Anfang. Tristan atmete einmal tief durch und machte sich an den Abstieg. Der Weg war nicht steil und führte zunächst einmal halb um den Berg herum, ehe er begann, sich in Serpentinen zum Fuß des Vulkans hinab zu schlängeln, wo er offenbar in einem Dorf endete.
    Als er durch die Pforte gekommen war, hatte die Sonne ungefähr im Zenit gestanden. Nachdem sie den halben Weg zum Horizont hinter sich gebracht hatte, erreichte Tristan ein kleines Plateau, auf dem zwei große Felsblöcke zum Sitzen einluden. Er verschnaufte eine Weile, aß etwas Zwieback und trank seine Flasche fast leer. Seine Füße taten ihm weh und er war froh, dass er nicht die Stiefel angezogen hatte, in denen hätte er sich sicher längst Blasen gelaufen. Es kostete ihn Überwindung, sich wieder aufzuraffen und den Abstieg fortzusetzen. Wandern hatte er nie gemocht und er war bereits müde. Aber er wollte es unbedingt noch bis ins Dorf schaffen, ehe die Nacht hereinbrach.
    Die Sonne war nicht mehr weit vom Horizont entfernt, als er die letzte Serpentine vor dem Dorfeingang erreichte. Von hier hatte er einen guten Blick über die Siedlung, die nur aus einigen wenigen Häusern bestand, die zum Teil verlassen wirkten. Aus den Schornsteinen von wenigstens zweien sah er etwas Rauch aufsteigen. Direkt unter ihm lag ein größeres Gebäude, und als er weiterging, erkannte er, dass es zu einem Stollen gehörte, dessen Eingang mit Brettern vernagelt war. Offenbar hatte man das Bergwerk aufgegeben.
    Etwas überrascht stellte er am Ende des Pfades fest, dass dieser gar nicht ins Dorf hineinführte, sondern hinter einem der Häuser endete, von dem er Rauch hatte aufsteigen sehen. Als er herumging, sah er, dass es sich um die Taverne handelte. Ein Schild über dem Eingang verkündete, dass sie Sniks Herberge hieß, und er trat mit knurrendem Magen und wunden Füßen ein.
    Der Schankraum war kaum gefüllt. An einem runden Tisch nahe dem Eingang saßen einige breitschultrige Männer, mit Holzbechern vor sich und Würfeln auf dem Tisch. Sie blickten neugierig auf, als Tristan eintrat, und musterten ihn eingehend. Dabei starrten sie vor allem auf seine Füße und Tristan schluckte, als ihm klar wurde, dass seine Turnschuhe hier womöglich Aufmerksamkeit erregen würden. Zum Glück waren sie von der Wanderung so staubig, dass man sie kaum noch als solche erkennen konnte. Endlich wandten sich die Männer wieder ihrem Spiel zu, ohne ihn anzusprechen. Weitere Gäste konnte Tristan nicht entdecken. Hinter der Theke stand ein großer, schlaksiger Mann, offenbar der Wirt, der Tristan den Rücken zu wandte. Tristan ging zu ihm und flüsterte: »Verzeihung …«
    »Ihr wünscht?«, fragte der Wirt routinemäßig, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. »Als Tagesgericht haben wir Wildschwein auf Bankelmus, das Met ist frisch gezapft, und gerade heute sind frisch gepflückte Beeren eingetroffen.«
    Tristans Magen knurrte vernehmlich, aber noch wichtiger war ihm im Moment, eine Spur von seinem Vater zu finden. »Ich suche meinen Vater Darius. Wisst
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