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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen
Autoren: Jörg Benne
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von seinen Kräften«, ergänzte der linke und wandte sich an Tristan. »Der Stein vor dir, nimm ihn in die Hand.«
    Tistan erblickte einen faustgroßen Felsblock vor sich auf dem Boden und hob ihn zitternd auf.
    »Und nun zerquetsche ihn«, wies ihn der linke Kopf an.
    Tristan machte große Augen. »Zerquetschen? Aber womit?«
    »Mit deinen Händen«, dröhnte es vom rechten Kopf her. »Wenn du ein Paladin oder der Sohn eines Paladins bist, vermagst du das zu tun.«
    Tristan schluckte, starrte auf den Fels in seiner Hand. Testweise umschloss er ihn mit den Fingern. Kalter, harter Stein, kein Zweifel. Wie sollte er ihn mit den Händen zerquetschen? Jessica hatte zwar etwas von großen Kräften gesagt, aber das? Oder war es vielleicht ein Rätsel des Drachen? Tristan erinnerte sich an ein Buch in dem Drachen einem Helden ein Rätsel gestellt hatte.
    »Er kann es nicht«, stellte der rechte Kopf fest.
    »So scheint es«, pflichtete der linke Kopf ihm bei. »Wenn er kein Paladin ist, hätte er die Pforte nicht benutzen dürfen.«
    »Nur die Paladine dürfen von der Pforte wissen«, fügte der rechte Kopf hinzu. »Wir müssen ihn töten, um das Geheimnis zu bewahren.« Der rechte Kopf schob sich wieder nah an Tristan heran. »Zerquetsch den Stein, junger Fremder, jetzt sofort.«
    Tristan war starr vor Angst, sein Körper krampfte sich in Erwartung eines tödlichen Feuerhauchs zusammen. So auch seine Finger und plötzlich spürte Tristan, wie der Fels bröckelte, als sei es nur einfacher Sandstein. Mit aller Kraft ballte Tristan seine Hand zur Faust und der Fels zerbarst in Dutzende Splitter, die zu Boden fielen. »Krass«, murmelte Tristan ungläubig.
    »Willkommen, Meister Tristan. Willkommen in Nuareth«, sprachen beide Köpfe gleichzeitig und verneigten sich. »Seht uns die Drohung nach, wir haben nur unsere Pflicht getan. Können wir euch zu Diensten sein?«
    Tristan starrte noch immer fassungslos auf die Kiesel zu seinen Füßen. Seine Hand war unverletzt, schmerzte nicht einmal. Wie war das alles möglich? Und dieses riesige Tier hatte ihn Meister genannt und bot ihm seine Dienste an, unglaublich. Die Köpfe warteten geduldig, bis er sich wieder gefasst hatte. Schließlich fragte er: »Wisst ihr, wo ich meinen Vater finden kann?«
    »Darius war lange nicht hier, nicht wahr?«, fragte der rechte Kopf den anderen.
    »Es ist viele Mondjagden her, seit er mit anderen Paladinen herkam«, bestätigte der linke.
    Tristan war verwirrt. Viele Mondjagden? Was war das denn? Sprachen sie vielleicht von Monaten? »Aber mein Vater ist doch erst vor drei Wochen …« Er brach ab und erinnerte sich an Jessicas Brief. Wenn eine Woche hier etwa einem Tag auf der Erde entsprach, dann waren drei Wochen ja … fast fünf Monate. Die Angst kam wieder in ihm hoch. Konnte Papa so lange wegbleiben, ohne dass ihm etwas zugestoßen war? »Ich muss ihn unbedingt finden. Meine Schwester liegt im Sterben, ich muss ihn zu ihr bringen. Oder einen anderen Paladin. Wisst ihr, wo die anderen sind?«
    »Es tut uns leid«, sagte der linke Kopf. »Doch wir können euch nicht helfen Meister Tristan. Darius hat uns nichts über seine Absichten gesagt und die anderen auch nicht. Und wir sind an diesen Ort gebunden, wir müssen die Pforte bewachen. Doch sollte Darius zurückkommen, werden wir ihm sagen, dass ihr hier seid und ihn sucht.« Damit stützte sich der Drache schwerfällig hoch und wuchtete seinen mächtigen Leib zur Seite, sodass ein weiterer sehr breiter Tunnel sichtbar wurde, den er bislang versperrt hatte. »Lebt wohl, Meister Tristan, viel Erfolg bei eurer Suche.«
    »L… Lebt wohl«, wiederholte Tristan die ungewohnte Phrase. »Und vielen Dank.«
    Eilig ging er durch den Tunnel, der schon nach wenigen Metern ins Freie führte. Mit noch immer klopfendem Herzen lehnte Tristan sich gegen den Fels und sah kopfschüttelnd über die Schulter zurück. Gerade hatte er mit einem zweiköpfigen Drachen gesprochen und einen Stein mit bloßen Händen zerquetscht. Er konnte es immer noch nicht fassen.
    Der Eingang zu Smurks Höhle lag versteckt hinter einem Felsvorsprung und ein Pfad schlängelte sich am Rücken des Berges entlang nach unten. Tristan blieb einen Moment lang stehen, genoss die frische Luft und beruhigte sich. Er sah sich um. Der Hang des Vulkans war überwiegend kahl, doch er stand inmitten eines riesigen Waldes, dessen sattes Grün die Umgebung bestimmte, wo Tristan auch einen See und einen breiten Fluss entdecken konnte. Ein weiterer
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