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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen
Autoren: Jörg Benne
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weg jedenfalls. Und wenn er nicht nach Hause kommt, dann muss es etwas sehr Wichtiges sein, das ihn davon abhält.«
    Tristan runzelte die Stirn. »Was ist er denn nun?«
    »Ein Paladin«, erwiderte sie knapp.
    »Ein was ?« Tristan sah sie verständnislos an.
    Seine Mutter seufzte. »Das ist alles furchtbar kompliziert zu erklären und wahrscheinlich würdest du mich für verrückt halten, wenn ich es versuche.« Sie machte wieder eine Pause wegen des Verkehrs, bog ab und fuhr Richtung Innenstadt.
    »Dann weißt du also, wo er ist? Warum rufst du ihn nicht an? Ist sein Handy ausgeschaltet?«
    Mama lächelte schwach. »Dort wo er ist, gibt es keine … keinen Empfang. Und nein«, ihre Stimme schwankte und sie flüsterte nur noch: »Nein, ich habe keine Ahnung, wo genau er ist.« Sie schluchzte und eine Träne rann ihre Wange hinab. Sanft legte sie Tristan eine Hand aufs Bein. »Das ist für dich alles sehr schwierig zu verstehen. Ich weiß auch nicht alles über das, was Papa tut, aber in seinem Büro wird man es dir erklären – hoffe ich.«
    Ein Paladin, echote es noch einmal in Tristans Gedanken. Was zum Teufel sollte das bedeuten?
    Sie sprachen nicht mehr, bis sie zu einem großen Bürokomplex kamen und anhielten. Dort waren die Niederlassungen vieler Firmen untergebracht und Mama führte ihn zum Aufzug und in die siebzehnte Etage. Vor dem Aufzug war ein Flur, der an beiden Seiten Glastüren hatte. Mama wandte sich nach rechts und klingelte an einer Tür mit der Aufschrift »Paladine Limited«, was Tristans Verwirrung nur noch steigerte.
    Niemand kam. Seine Mutter klingelte nochmals und schließlich zog sie an der Tür. Sie öffnete sich. »Komisch,« murmelte sie und rief dann laut: »Hallo!« Keine Antwort. Zögerlich trat sie ein und ging den Flur entlang. Er war dunkel, denn er hatte keine Fenster und alle Türen, die abgingen, waren verschlossen. »Hallo!!!«, rief sie noch lauter. Tristan sah sich beklommen um. An der ersten Tür auf der linken Seite stand »Empfang« und Mama klopfe und trat ein. In dem Raum war niemand, ein normales Sekretärinnen-Büro mit einem großen Schreibtisch, vielen Ablagen, einem ausgeschalteten PC, alles etwas unordentlich, so wie ein normaler Arbeitsplatz. »Das verstehe ich nicht«, murmelte Mama. Sie öffneten noch zwei weitere Türen, ein Konferenzsaal und das Badezimmer, hier alles aufgeräumt und verlassen. Alle weiteren Türen waren abgeschlossen.
    Tristan sah, dass seine Mutter den Tränen nah war, als sie wieder in den Aufzug stiegen, und verkniff sich daher weitere Fragen. Die letzte Hoffnung seinen Vater zu finden, war offenbar verloren, das begriff Tristan auch so und spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Nicht auch noch Papa. Wortlos fuhren sie nach Hause.
    Der Briefkasten ihres Einfamilienhauses quoll über und Tristan fragte sich, wann Mama das letzte Mal zuhause gewesen war. Auch jetzt ignorierte sie die Post und so war es Tristan, der noch einmal zum Briefkasten ging, um sie zu holen. Überwiegend war es Werbung, aber es fanden sich auch zwei Postkarten mit Genesungswünschen darunter, eine von seinem Freund Florian, wie Tristan gehofft hatte. Auch von der Schule war ein Brief da, der war sicherlich wichtig. Und dann war da noch einer von … Tristan rannte ins Wohnzimmer.
    »Mama, sieh mal. Ein Brief von Papas Firma.«
    Seine Mutter hatte gedankenverloren auf dem Sofa gesessen, doch nun sprang sie auf und riss ihm den Brief förmlich aus der Hand. Ein Schlüssel fiel heraus, als sie ihn öffnete, außerdem enthielt er noch zwei Bögen Papier, die Mama eilig überflog.
    Tristan hatte Mühe, Geduld zu bewahren, und als sie den ersten Bogen umblätterte, fragte er schließlich. »Was steht drin? Was ist mit Papa?«
    »Die zweite Seite ist für dich.« Sie reichte ihm beide und er begann zu lesen.
     
Sehr geehrte Frau von Niehus,
 
wir haben vor Kurzem wegen Ihres Mannes und Ihrer Kinder telefoniert. Leider muss ich das Büro jetzt recht überstürzt verlassen und kann Ihnen keine neuen Nachrichten von Ihrem Mann überbringen. Genau genommen habe ich seit drei Wochen nichts mehr von ihm gehört. Als er damals durch das Portal ging, hatte er fast alle Paladine zusammen gerufen, um einer Gefahr entgegen zu treten. Er sagte, es könne dauern, bis er wiederkomme, und ich solle Ihnen auf keinen Fall etwas sagen, um Sie nicht zu beunruhigen, es würde schon gut gehen.
Nachdem die Paladine aber so lange nichts von sich hören ließen, haben wir Verbliebenen
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