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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
Autoren: Ian Rankin
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ein paar ganz nette Pubs.«
    »Und einige andere, in die ich nicht mal ’nen Toten reinschleppen würde.«
    Curt lachte in sich hinein. »Anschaulich, aber unpassend.«
    »Wie Sie meinen. Also, was können Sie mir über Mr Ringan erzählen?«
    »Ah, das arme Waisenkind Eddie.« Curt dachte sich gern Spitznamen für seine Leichen aus. Doch im Fall von Eddie Ringan entsprach die Bezeichnung sogar den Tatsachen. Soweit bekannt war, hatte Ringan keine lebenden Angehörigen mehr, deshalb war er auch von Patrick Calder identifiziert worden; außerdem von Siobhan Clarke, weil sie die Leiche entdeckt hatte.
    »Ja, das ist der Mann, den ich gefunden habe«, hatte sie gesagt.
    »Ja, das ist Edward Ringan«, hatte Pat Calder gesagt, bevor er von Toni, dem Barmann, hinausgeführt wurde.
    Nun stand Rebus mit Curt neben dem Obduktionstisch, auf dem das, was von der Leiche übrig war, von einem Assistenten wieder zusammengeflickt wurde. Those were the Days pfiff der Assistent vor sich hin, während er alles Mögliche vom Tisch kratzte und in einen Abfalleimer fallen ließ. Rebus studierte eine Liste. Er hatte sie bereits dreimal durchgelesen, um sich nicht mit seiner Umgebung beschäftigen zu müssen. Curt rauchte eine Zigarette. Im Alter von fünfundfünfzig hatte er beschlossen, mit dem Rauchen anzufangen, da bisher nichts geschafft hatte, ihn umzubringen. Rebus hätte ihn um eine Zigarette bitten können. Doch es waren Player’s ohne Filter, für Raucher das, was Terpentin für Trinker war.
    Vielleicht weil er die Liste schon so oft studiert hatte, machte es plötzlich klick. »Wissen Sie«, sagte er, »wir haben gar keinen Abschiedsbrief gefunden.«
    »Die hinterlassen nicht immer einen.«
    »Eddie hätte das bestimmt getan. Und er hätte Elvis auf einem Kassettenrecorder neben dem Herd ›Heartbreak Hotel‹ singen lassen.«
    »Das nenne ich stilvoll«, erwiderte Curt mit ironischem Unterton.
    »Außerdem«, fuhr Rebus fort, »entnehme ich dieser Liste vom Inhalt seiner Taschen, dass er keinen Schlüssel bei sich hatte.«
    »Keinen Schlüssel, ja.« Curt genoss seine Pause viel zu sehr, als dass er sich die Mühe gemacht hätte, darüber nachzudenken. Außerdem wusste er, dass Rebus es ihm sowieso gleich sagen würde.
    »Also«, tat Rebus ihm den Gefallen, »wie ist er hineingekommen? Oder falls er mit dem Schlüssel hineingekommen ist, wo ist der Schlüssel jetzt?«
    »Wo, in der Tat.« Der Assistent runzelte die Stirn, als Curt seine Zigarette auf dem Boden austrat.
    Rebus wusste, wann jemand nicht mehr zuhörte, und legte die Liste beiseite. »Also, was haben Sie für mich?«
    »Nun ja, die üblichen Tests müssen natürlich noch durchgeführt werden.«
    »Natürlich, doch bisher …?«
    »Bisher gibt es ein paar interessante Punkte.« Curt wandte sich der Leiche zu und zwang Rebus, das Gleiche zu tun. Das verkohlte Gesicht war bedeckt, und der Assistent hatte Brustkorb und Bauch, in denen nun die wichtigsten Organe fehlten, mit einem dicken schwarzen Faden grob zugenäht. Im Gegensatz zum Gesicht war der übrige Körper relativ unversehrt geblieben. Das dickliche Fleisch glänzte bleich.
    »Also«, begann Curt, »die Verbrennungen sind nur oberflächlich. An die inneren Organe ist das Feuer nicht herangekommen. Das machte die Sache einfacher. Ich würde sagen, er ist vermutlich durch das Einatmen von Nordseegas erstickt.« Er drehte sich zu Rebus um. »Das mit der ›Nordsee‹ ist reine Mutmaßung.« Dann grinste er wieder, ein schiefes Grinsen, bei dem eine Seite des Mundes geschlossen blieb. »Es gibt Hinweise darauf, dass er Alkohol zu sich genommen hatte. Wir müssen die Testergebnisse abwarten, um zu sagen, wie viel. Ich vermute allerdings, dass es eine ganze Menge war.«
    »Die Leber war sicher eine besondere Freude. Er hat nämlich schon seit Jahren kräftig gebechert.«
    Curt machte ein zweifelndes Gesicht. Er ging zu einem anderen Tisch und kam mit dem Organ zurück, das bereits in der Mitte durchgeschnitten war. »Eigentlich ist sie ziemlich gut in Schuss. Sie sagten, er war ein Schnapstrinker?«
    Rebus stellte seine Augen auf unscharf. So etwas lernte man mit der Zeit. »Locker eine Flasche pro Tag.«
    »Davon sieht man aber hier nichts.« Curt warf die Leber ein Stück in die Luft. Sie landete klatschend wieder in seinen Händen. Er erinnerte Rebus an einen Metzger, der einem potenziellen Käufer seine Ware anpreist. »Er hat außerdem eine Beule am Kopf sowie blaue Flecken und geringfügige Brandwunden am
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