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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
Autoren: Ian Rankin
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gefeuert. Wohnen Sie jetzt übrigens bei Ihrer Tante?«
    Das versetzte Holmes einen Dämpfer, genau wie Rebus beabsichtigt hatte. Er wollte ihn vorsichtig auf die schlechte Nachricht vorbereiten. »Nur vorübergehend. Nell … na ja, sie meint, sie brauche noch etwas Zeit.«
    Rebus kannte das Gefühl. Er fragte sich, wann Patience endlich Zeit für den versprochenen Drink fände. »Trotzdem«, sagte er beschwichtigend, »scheint’s doch mit euch beiden ein wenig bergauf zu gehen.«
    »Nun ja.« Holmes nahm gegenüber seinem Vorgesetzten Platz. »Sie will, dass ich bei der Polizei aufhöre.«
    »Das ist aber ein bisschen drastisch.«
    »Das ist eine Trennung auch.«
    Rebus atmete deutlich hörbar aus. »Vermutlich, aber trotzdem … Was wollen Sie denn machen?«
    »Darüber nachdenken, was bleibt mir anderes übrig?« Er stand wieder auf. »Ich geh jetzt wohl besser. Bin bloß gekommen, um …«
    »Brian, setzen Sie sich.« Holmes kannte diesen Tonfall und kam der Aufforderung nach. »Ich hab eine schlechte Nachricht über Eddie.«
    »Eddie, den Koch?« Rebus nickte. »Was ist mit ihm?«
    »Es hat einen Unfall gegeben. Nun ja, so was Ähnliches. Eddie war darin verwickelt.«
    Es war unmissverständlich, was Rebus damit meinte. Nach jahrelanger Übung mit den Familien der Opfer von Auto- und Arbeitsunfällen, von Mord und Totschlag, war er mittlerweile ziemlich gut in solchen Reden.
    »Ist er tot?«, fragte Holmes mit leiser Stimme. Rebus kräuselte die Lippen und nickte. »Mein Gott, und ich wollte gleich bei ihm vorbeischau’n. Wie ist das passiert?«
    »Wir wissen es noch nicht genau. Die Autopsie findet wahrscheinlich heute Nachmittag statt.«
    Holmes war nicht blöd und zog wieder die richtige Schlussfolgerung. »Unfall, Selbstmord oder Mord?«
    »Eines der beiden Letzteren.«
    »Und Sie tippen auf Mord?«
    »Ich tippe auf gar nichts, bevor ich nichts Genaues in Erfahrung gebracht habe.«
    »Sie meinen von Dr. Curt?«
    Rebus nickte. »Bis dahin können wir nur warten. Hören Sie, ich besorg Ihnen ein Auto, das Sie nach Hause …«
    »Nein, nein, ich komm schon klar.« Er stand langsam auf. »Ich bin soweit in Ordnung. Es ist bloß … der arme Eddie. Er war ein Freund von mir, wissen Sie?«
    »Ich weiß«, erwiderte Rebus.
    Nachdem Holmes den Raum verlassen hatte, wurde Rebus bewusst, dass er billig davongekommen war. Brian schien noch nicht ganz auf dem Damm zu sein, weshalb er Rebus auch keine schwierigen Fragen gestellt hatte. Fragen wie: Hängt Eddies Tod etwa mit der Person zusammen, die mich beinah umgebracht hat? Darüber hatte Rebus sich auch schon den Kopf zerbrochen. Am Abend zuvor war Eddie bereits verschwunden, und Rebus hatte Cafferty aufgesucht. Heute am frühen Morgen fand man Eddie tot. Was bedeutete, dass es eine Person weniger gab, die etwas über die Nacht sagen konnte, in der das Central abgebrannt, eine Person weniger, die dort gewesen war. Doch Rebus glaubte immer noch, dass Cafferty seine Überraschung nicht gespielt hatte, als er von dem Überfall auf Holmes erfuhr. Wie lautete also die Antwort?
    »Wenn ich das nur wüsste«, murmelte John Rebus vor sich hin. In dem Moment klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab und hörte typische Gasthausgeräusche, dann die Stimme von Flower.
    »Ein tolles Team, was Sie da haben, Inspector. Einer lässt sich die Nase einschlagen, und jetzt ist die andere auf den Arsch gefallen.« Die Verbindung wurde rasch unterbrochen.
    »Und du kannst mich mal, Flower«, schimpfte Rebus in der Gewissheit, dass ihn niemand hörte.

22
    Das städtische Leichenschauhaus von Edinburgh lag an der Cowgate, einer Straße, die nach der Route benannt war, auf der das Vieh zum Verkauf in die Stadt getrieben wurde. Eine schmale Straßenschlucht mit wenigen Geschäften und fast nur Durchgangsverkehr. Ein gutes Stück oberhalb gab es sehr viel belebtere Straßen, beispielsweise die South Bridge. Doch die schienen so weit entfernt zu sein, dass die Cowgate genauso gut unterirdisch hätte verlaufen können.
    Rebus bezweifelte, dass die Gegend je etwas anderes gewesen war als ein trostloser Treffpunkt für die ärmsten Bewohner Edinburghs. Sie wirkten grau und abgestumpft und lebten von den Almosen der Passanten. Cowgate schrie förmlich nach Sanierung.
    Eine nette Umgebung für das unauffällige Leichenschauhaus, in dem Dr. Curt, wenn er nicht an der Universität unterrichtete, seines Amtes waltete.
    »Man muss es positiv sehen«, erklärte er Rebus. »Auf der Cowgate gibt’s
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