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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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es das irgendwo schriftlich?«
    »Nein.«
    »Sind Sie eine Art Gedankenleser?« Martin Beck schüttelte den Kopf.
    »Wie können Sie das dann alles so genau wissen? Er hat gesagt, er habe Krebs und werde höchstens noch ein halbes Jahr leben. Jedenfalls glaube ich, dass er ziemlichen Schiss gekriegt hat. Und ich dachte mir, wenn ich ihn sechs Jahre gepäppelt habe, spielt ein halbes Jahr mehr oder weniger auch keine Rolle mehr.«
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesprochen?«
    »Das war im Februar.
    Da hat er gejammert und sich bei mir beklagt, als wäre ich irgendein verdammter Verwandter. Er meinte, er müsse ins Krankenhaus. Die Todesfabrik hat er es genannt. Die Strahlenklinik. Er schien völlig fertig zu sein. Auch gut, habe ich gedacht.«
    »Aber Sie haben im Krankenhaus angerufen und nachgefragt?«
    »Ja. Er war nicht da. Sie haben mir gesagt, dass er im Krankenhaus Söder liegt. Da schwante mir Übles.«
    »Aha. Daraufhin haben Sie den behandelnden Arzt angerufen und ihm gesagt, Svärd wäre Ihr Onkel.«
    »Es erscheint mir irgendwie völlig sinnlos, Ihnen was zu erzählen. Ich kann ja doch nichts sagen, was Sie nicht schon wissen.«
    »O doch.«
    »Was denn?«
    »Zum Beispiel, welchen Namen Sie angegeben haben.«
    »Svärd natürlich. Wie sollte ich denn der Neffe dieses Mistkerls sein, wenn ich nicht gesagt hätte, dass ich Svärd heiße? Haben Sie daran nicht gedacht?«
    Mauritzon sah Martin Beck freudig überrascht an. »Nein, ehrlich gesagt nicht. Da können Sie mal sehen.« Allmählich entwickelte sich eine Art Beziehung zwischen ihnen.
    »Der Arzt, mit dem ich geredet habe, meinte, dass der alte Knacker kerngesund ist und erst in zwanzig Jahren ins Gras beißen wird. Ich habe gedacht, dass…«
    Er verstummte. Martin Beck rechnete in Windeseile und sagte:
    »Dass das noch einmal 180 ooo Kronen bedeuten würde.«
    »Ja, ja, ich gebe auf. Sie sind zu viel für mich. Am gleichen Tag habe ich das Geld für März eingezahlt, damit der verdammte Bankbeleg auf ihn wartet, wenn er nach Hause kommt. Gleichzeitig… tja, wissen Sie, was ich gleichzeitig gemacht habe?«
    »Sie haben beschlossen, dass dies das letzte Mal sein würde.«
    »Genau. Ich hatte erfahren, dass er Samstag entlassen werden sollte, und kaum hatte er seine Nase in den Lebensmittelladen gesteckt, um sein verdammtes Katzenfutter zu kaufen, hab ich ihn mir gekrallt und gesagt, jetzt ist Schluss. Aber er war genauso frech wie immer und hat gedroht, ich wüsste ja, was passiert, wenn er nicht spätestens am 20. des nächsten Monats den Beleg von der Bank hat. Aber er hat richtig Schiss bekommen. Denn wissen Sie, was er gemacht hat?«
    »Er ist umgezogen.«
    »Natürlich wissen Sie das. Wissen Sie denn auch, was ich als Nächstes gemacht habe?«
    »Ja.«
    Es wurde eine Weile still. Martin Beck dachte, dass das Tonbandgerät wirklich lautlos lief. Vor Mauritzons Besuch hatte er kontrolliert, dass der Apparat funktionierte, und ein neues Band eingelegt. Nun galt es, sich für eine Strategie zu entscheiden. Er sagte:
    »Wie gesagt, das weiß ich. Im Großen und Ganzen können wir das Gespräch als beendet betrachten.«
    Mauritzon reagierte spürbar aufgebracht.
    »Moment mal«, sagte er. »Wissen Sie es wirklich?«
    »Ja.«
    »Ich nämlich nicht. Ich weiß nicht mal, ob der alte Knacker tot ist oder noch lebt. Hier geht der Spuk nämlich los.«
    »Der Spuk?«
    »Ja, seither ist alles wie… ja, wie verflucht gewesen, oder wie man das nennen soll. Und in vierzehn Tagen bekomme ich lebenslänglich für etwas, was nur der Leibhaftige selbst gedreht haben kann. Dammich auch, das ist doch nicht normal.«
    »Sie sind aus Smäland.«
    »Ja, haben Sie das erst jetzt gehört?«
    »Ja.«
    »Seltsam. Sie sind doch sonst so ein Schnellmerker. Also, was habe ich getan?«
    »Als Erstes haben Sie ausspioniert, wo Svärd wohnt.«
    »Ja, das war nicht weiter schwer. Dann habe ich ihn ein paar Tage im Auge behalten, hab gecheckt, wann er das Haus verlässt und so. Das tat er nicht oft. Und das Rollo vor seinem Fenster war die ganze Zeit heruntergelassen, sogar, wenn er abends gelüftet hat.
    Das habe ich auch gecheckt.« Checken war ein Modewort, das überall und dauernd benutzt wurde. Es hatte bei den Kindern angefangen und sich seither bei fast allen verbreitet. Martin Beck benutzte es selbst gelegentlich, obwohl er sich bemühte, gepflegtes Schwedisch zu sprechen.
    »Sie hatten vor, Svärd einen ordentlichen Schuss vor den Bug zu geben. Ihn schlimmstenfalls zu
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