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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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nur fünf Minuten, bis Mauritzon erschien, angekettet an einen Wachmann in Zivil.
    »Das da erscheint mir überflüssig«, sagte Martin Beck. »Wir werden uns nur ein wenig unterhalten. Schließen Sie auf und warten Sie draußen.« Der Wachmann machte sich an den Handschellen zu schaffen. Mauritzon rieb sich gereizt das rechte Handgelenk.
    »Bitte setzen Sie sich«, sagte Martin Beck.
    Mauritzon nahm ihm gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz.
    Martin Beck hatte Mauritzon nie zuvor gesehen und bemerkte ein wenig überrascht, dass der Mann psychisch aus dem Gleichgewicht und extrem nervös war, geradezu am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu stehen schien. Vielleicht war er verprügelt worden. Vermutlich jedoch nicht. Es kam häufig vor, dass Totschläger und Mörder labil waren und durchdrehten, wenn sie gefasst wurden.
    »Ich bin das Opfer eines teuflischen Komplotts«, erklärte Mauritzon mit schriller Stimme. »Die Polizei oder sonst wer hat mir zu Hause jede Menge falscher Beweise untergejubelt. Ich war gar nicht in der Stadt, als die Bank überfallen wurde, aber nicht einmal mein Anwalt glaubt mir. Was zum Teufel soll ich nur tun?«
    »Sind Sie Amerikaner schwedischer Abstammung?«
    »Nein. Wieso?«
    »Sie haben (Beweise untergejubelt) gesagt. Das klingt nach amerikanischem Krimi.«
    »Wie soll man das denn um Himmels willen sonst nennen, wenn die Polizei bei mir zu Hause einbricht und Perücken und eine Sonnenbrille und Pistolen und was noch alles dort hinlegt und dann so tut, als hätte sie die Sachen gefunden? Ich schwöre, dass ich keine Bank überfallen habe. Aber sogar mein Anwalt sagt, ich hätte keine Chance. Was erwarten Sie von mir? Dass ich einen Raubmord gestehe, mit dem ich nichts zu tun habe? Ich werde noch wahnsinnig.«
    Martin Beck steckte die Hand unter den Schreibtisch und drückte auf einen Knopf. Rönns Schreibtisch war neu und listigerweise mit einem eingebauten Tonbandgerät ausgestattet. »Offen gesagt bin ich mit diesem Fall überhaupt nicht befasst«, erklärte Martin Beck. »Nicht?«
    »Nein. In keiner Weise.«
    »Was wollen Sie dann?«
    »Über etwas anderes reden.«
    »Was denn?«
    »Eine Geschichte, die Ihnen bekannt ist, wie ich glaube. Sie beginnt im März 1966. Mit einer Kiste spanischem Likör.«
    »Wie bitte?«
    »Das meiste habe ich schwarz auf weiß. Sie haben völlig legal eine Kiste Likör importiert. Haben sie verzollt und die fälligen Gebühren bezahlt. Den Zoll, vor allem aber auch die Frachtkosten. Habe ich recht?« Mauritzon antwortete nicht. Martin Beck blickte auf und sah, dass der Mann vor Staunen den Mund nicht mehr zubekam. »Mir liegt alles schwarz auf weiß vor«, wiederholte Martin Beck. »Deshalb nehme ich an, es stimmt.«
    »Ja«, sagte Mauritzon schließlich. »Das könnte hinkommen.«
    »Aber Sie haben die Sendung nie erhalten. Wenn ich richtig verstanden habe, ist die Kiste bei einem Unfall auf dem Transport zu Bruch gegangen.«
    »Ja, obwohl ich es nicht Unfall nennen würde.«
    »Nein, in dem Punkt haben Sie sicher recht. Ich persönlich glaube, dass ein Lagerarbeiter namens Svärd die Kiste absichtlich fallen ließ, um an den Schnaps zu kommen.«
    »Da haben Sie verdammt recht. Genau das ist passiert.«
    »Mhmm«, sagte Martin Beck. »Ich verstehe, dass Sie wegen der ganzen anderen Anschuldigungen erschöpft sind. Vielleicht möchten Sie lieber nicht über diese alte Geschichte reden.« Nach einiger Zeit sagte Mauritzon:
    »Doch, warum eigentlich nicht? Es wird mir guttun, über etwas zu sprechen, das wirklich passiert ist. Sonst werde ich noch verrückt.«
    »Wie Sie wollen«, sagte MartinBeck. »Allerdings bin ich der Auffassung, dass diese Flaschen gar keinen Likör enthielten.«
    »Sie haben immer noch recht.«
    »Was Sie wirklich enthielten, können wir außer Acht lassen.«
    »Wenn es Sie interessiert, kann ich es Ihnen gerne erzählen. Die Flaschen wurden in Spanien präpariert. Sie sahen absolut echt aus, enthielten aber eine Mischlösung aus Morphiumbase und Amphetamin, die damals sehr geschätzt wurde. Die Partie war ziemlich wertvoll.«
    »Nun ja, Ihr Schmuggelversuch, denn mehr als ein Versuch ist es ja nie gewesen, dürfte inzwischen verjährt sein.«
    »Da haben Sie recht«, erwiderte Mauritzon, als wäre dies ein Aspekt, den er übersehen hatte.
    »Weiter habe ich Grund zu der Annahme, dass Sie von diesem Mann namens Svärd erpresst worden sind.« Mauritzon antwortete nicht. Martin Beck zuckte mit den Schultern und
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