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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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herein. Glauben Sie ja nicht, dass ich das alles vor Gericht wiederholen werde.« Der Mann begann von neuem, unkontrolliert zu lachen. Martin Beck stand auf, öffnete die Tür, winkte den Wachmann zu sich und sagte:
    »Ich bin fertig. Jedenfalls für den Moment.«
    Mauritzon wurde abgeführt. Er lachte immer noch. Es klang schauerlich.
    Martin Beck öffnete die Schreibtischschublade, spulte das Band bis ans Ende vor und ging damit zur Sonderkommission hinein, wo Rönn und Kollberg saßen.
    »Und?«, meinte Kollberg. »Hat Mauritzon dir gefallen?«
    »Nicht besonders. Aber ich habe das nötige Beweismaterial für eine Mordanklage gegen ihn.«
    »Wen hat er denn jetzt ermordet?«
    »Svärd.«
    »Tatsächlich?«
    »Ganz sicher. Er hat es sogar gestanden.«
    »Jau, das Band da«, sagte Rönn. »Ist das aus meinem Gerät?«
    »Ja.«
    »Dann wirst du nicht viel Freude daran haben. Der Apparat funktioniert nicht.«
    »Ich habe ihn ausprobiert.«
    »Jau, er nimmt die ersten zwei Minuten auf. Dann hört man nichts mehr.
    Morgen soll ein Techniker kommen und ihn reparieren.«
    »Aha.« Martin Beck betrachtete das Tonband und sagte: »Das macht nichts. Mauritzon ist durch die Indizienbeweise überführt. Wie Lennart schon gesagt hat, kann ihm der Besitz der Mordwaffe nachgewiesen werden. Hat Hjelm euch eigentlich gesagt, dass ein Schalldämpfer auf dem Lauf gesessen hat?«
    »Ja«, antwortete Kollberg und gähnte. »Aber in der Bank hat er keinen Schalldämpfer benutzt. Warum guckst du so komisch?«
    »Irgendwas ist merkwürdig an diesem Mauritzon«, sagte Martin Beck.
    »Es gibt da etwas, das ich nicht verstehe.«
    »Was verlangst du«, erwiderte Kollberg. »Vollen Einblick in die menschliche Psyche? Hast du vor, eine Abhandlung in Kriminologie zu schreiben?«
    »Tschüs«, sagte Martin Beck. Und ging.
    »Jau«, meinte Rönn. »Zeit dazu hat er ja jetzt. Wo er doch Kriminal direktor wird.«

30
    Mauritzons Fall wurde am Stockholmer Amtsgericht verhandelt, und die Anklage lautete auf Mord, Totschlag und bewaffneten Raub sowie Drogenhandel und diverse andere Delikte. Er bestritt alles. Auf jede Frage antwortete er, dass er nichts wisse, dass die Polizei ihn zum Sündenbock machen wolle und die Beweise selbst arrangiert habe. Bulldozer Olsson war ganz in seinem Element und setzte den Angeklagten hart unter Druck. Der Staatsanwalt änderte sogar noch im Gerichtssaal die Anklage von Totschlag auf Mord.
    Nach dreitägiger Verhandlung stand das Urteil fest. Mauritzon wurde für den Mord an Gärdon und den Raubüberfall in der Hornsgatan zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe verurteilt. Außerdem wurde er diverser anderer Vergehen schuldig gesprochen, unter anderem der Beihilfe an den Überfällen der Mohren-Bande.
    Dagegen wurde die Anklage im Mordfall Karl Edvin Svärd fallengelassen. Der Verteidiger, der im ersten Teil des Prozesses apathisch agiert hatte, erwachte zum Leben und ging scharf gegen die technische Beweisführung an. Unter anderem hatte er eigene Experten vorladen lassen, die Zweifel an der ballistischen Untersuchung äußerten und berechtigterweise darauf hinwiesen, dass die Patronenhülse durch äußere Einwirkungen zu beschädigt war, um mit Sicherheit Mauritzons Pistole zugeordnet werden zu können.
    Martin Beck trat als Zeuge auf, aber seine Aussage wurde als lückenhaft und zum Teil auf unlogischen Vermutungen basierend beurteilt.
    Unter dem Blickwinkel der Gerechtigkeit spielte das jedoch im Grunde keine Rolle. Ob Mauritzon für einen oder zwei Morde verurteilt wurde, hatte keine Auswirkungen auf das Strafmaß. Lebenslänglich ist die schwerste Strafe, die das schwedische Recht kennt.
    Mauritzon lauschte dem Urteil mit einem schiefen Lächeln. Überhaupt hatte er sich während der gesamten Gerichtsverhandlung ein wenig seltsam benommen. Als der Vorsitzende Richter den Angeklagten fragte, ob er das Urteil verstanden habe, schüttelte Mauritzon den Kopf. »Im Prinzip bedeutet es, dass Sie des Raubüberfalls in der Hornsgatan und des Mordes an Herrn Gärdon schuldig befunden wurden. Dagegen hat das Gericht Sie vom Vorwurf des Mordes an Karl Edvin Svärd freigesprochen. Insgesamt sind Sie zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Sie werden nun in Gewahrsam genommen, bis das Urteil rechtskräftig ist.«
    Mauritzon lachte, als ihn die Wachen abführten; jeder, der dies sah, gewann den Eindruck, dass er ein ungewöhnlich verstockter Verbrecher war, der keine Reue und keinen Respekt vor dem
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