Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrückt nach einer Vampirin

Verrückt nach einer Vampirin

Titel: Verrückt nach einer Vampirin
Autoren: Barbara Monajem
Vom Netzwerk:
schnellsten Weg in Richtung Fluss. Auf der Lichtung ließ sie ihm alle Zeit der Welt, die Fledermauskästen zu bewundern, ehe sie sich auf den Rückweg machten. Es war Zeit, den Chief wieder bei Gideon abzuliefern und auf direktem Weg weiter in die Hölle zu fahren.
    Gretchen war jedoch anderer Meinung. »Ich will nicht, dass dein Köter mich begleitet«, hatte sie zu Gideon gesagt, der daraufhin sichtlich entnervt erwidert hatte: »Bitte, nimm sie mit.« Ophelia wusste auch nicht mehr, warum sie Gretchen dann doch mitgenommen hatte. Warum hatte sie ihn überhaupt zurückgelassen, damit er in Seelenruhe die Beweise für ihre Schuld sichern konnte? »Geh mir aus dem Weg«, hatte Ophelia den Hund vier Mal auf dem Weg zum Waldrand angeschnauzt. »Hör auf, mich trösten zu wollen, verdammt.« Gretchen stupste Ophelia sanft mit der Flanke an.
    »Belaste ihn nicht mit deiner Vergangenheit«, hatte Constantine ihr geraten. Jetzt verstand Ophelia, warum.
    Gideon war ein Bulle. Und soeben war er auf Beweise für einen Mord gestoßen. Sie hatte aus Notwehr gehandelt. Es war nicht ihre Schuld. Nichtsdestotrotz blieb ihm nichts anderes übrig, als den Leichenfund zu melden. Aber was wurde dann aus seinem Versprechen, dass sie bei ihm immer in Sicherheit wäre? Sie hatte ihm geglaubt … selbst im Schlaf.
    Gerade als Gretchen sich abermals an Ophelia schmiegte, brüllte der Chief, sie solle stehen bleiben.
Alter Knacker.
Leicht angenervt wartete Ophelia, bis er zu ihr aufgeschlossen hatte. Bei seiner miesen Laune hatte sie große Zweifel daran, dass es ihr je gelingen würde, ihn für sich zu gewinnen. Einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, ihm eine Kopfnuss zu verpassen, damit sie sich aus dem Staub machen konnte. Doch die Vorstellung, ein Leben auf der Flucht zu führen, bis man sie irgendwann fassen und in Handschellen zu Gideon schleppen würde, ließ sie zusammenzucken. Da war es beinahe würdevoller – sie hätte um ein Haar losgeprustet –, sich jetzt zu stellen. Ophelia versuchte, die Wut auszublenden, die in ihr brodelte, seitdem er sie und den Chief zum Fluss geschickt hatte. Als wäre nichts gewesen, hatte er sich lässig gegen seinen Mercedes gelehnt und telefoniert.
    Das alles ergab keinen Sinn. Außerdem fühlte es sich entsetzlich falsch an. Seltsam nur, dass ein Teil von ihr ihm noch immer vertrauen wollte. Als eine Wespe an ihr vorbeischwirrte, war sie voller Neid auf das einfache Leben der Tiere, in dem weder Morde noch schwer zu durchschauende Polizisten vorkamen. Wusste Gideon denn nicht, was ihm blühte, wenn er sie hinter Gitter brachte?
    Nein.
Zum x-ten Mal verbannte sie den entsetzlichen Gedanken.
Wir sehen uns in der Hölle.
Sie unterdrückte ein hysterisches Kichern.
    Keuchend holte der Chief sie ein. »Wo ist denn dieser verdammte O’Toole?«, japste er. »Ich sollte den Kerl feuern. Schläft mit der Hauptverdächtigen, verschwindet mitten in den Morduntersuchungen und lässt mich in den Klauen eines Vampirs zurück.« Sein Zorn wuchs beständig. Die Wespen schienen seine Ungehaltenheit zu spüren. Erst eine, dann noch eine schoss aus dem windschiefen Häuschen heraus.
    »Ich bin nicht gefährlich«, sagte Ophelia ruhig. »Im Gegensatz zu den Wespen, die hier herumfliegen. Gideon wollte lediglich, dass ich Sie von meiner Unschuld überzeuge.« Sie legte sich das Gewehr über die Schulter.
    »Ohne diese Waffe würden Sie einen weniger gefährlichen Eindruck erwecken.«
    »Das Thema hatten wir bereits, Chief«, antwortete Ophelia. »Ich traue Ihnen keinen Millimeter mehr über den Weg, als Sie mir trauen.« Sie bedachte ihn mit einem breiten Grinsen, das ihre bis zum Anschlag ausgefahrenen Fangzähne entblößte.
    »Lassen Sie das«, stöhnte der Chief und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
    Als Ophelia ihm die Zunge herausstreckte, schauderte der alte Polizist und eilte weg in Richtung Gewächshaus. Mit hängender Zunge lief Gretchen zum Häcksler. Da es ohnehin egal war, was Gretchen ausgrub, sah Ophelia ihr lediglich träge nach. Über den Häcksler hinweg, hinter dem letzten Komposthaufen, erblickte sie die Baumkronen dreier junger japanischer Ahornbäume, die in einer Reihe standen – zwei kerzengerade, einer schief.
    In Ophelias Kopf regte sich allem zum Trotz ein kleiner Funke Hoffnung. Vielleicht war doch etwas dran, dass sie ihm vertrauen konnte.
    Von der anderen Seite des Häckslers hörte sie das leise Klicken einer Autotür sowie Gideons unterdrücktes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher