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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung
Autoren: HELEN DICKSON
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Immerhin genießen wir auf Oakbridge einen gewissen Komfort. Würdest du den Schmutz einer Gefängniszelle vorziehen, während du auf die Schlinge des Henkers oder die Abschiebung in ein fernes Land wartest?“
    Was für grausame Worte … In ihren Augen brannten Tränen. Hastig wandte sie sich ab. „Bitte, sprich nicht so! Wenn du meine Angst noch schürst, werde ich verzweifeln. Unentwegt stelle ich mir vor, wie hilflos wir Buckley ausgeliefert sind. Eine falsche Bewegung oder Bemerkung, die dir oder mir unterlaufen könnte – und er wird nicht zögern, uns zu töten.“
    „Das weiß ich“, gab William zerknirscht zu. In sanfterem Ton fuhr er fort: „Und deshalb müssen wir tun, was er sagt. In diesen vier Wänden bist du sicher, Christina.“
    „So sehnlich wünsche ich mir inneren Frieden, ein Leben ohne Mark Buckley. Als du auf seine Forderungen eingegangen bist, habe ich dich gewarnt. Ich bat dich, gründlich zu bedenken, was du anstrebst. Vielleicht würdest du es bekommen – aber zu einem sehr hohen Preis. Deine Beziehung zu diesem Mann könnte uns eine ganze Menge kosten.“ Eindringlich schaute sie in ihren Bruder an. „Meinst du, Mr Kershaw wird deine Heirat mit Miranda immer noch so freudig befürworten, wenn er herausfindet, mit wem du dich eingelassen hast?“
    Aus Williams Gesicht wich alle Farbe. Die Verlobung mit Miranda war das einzige Glück, das ihm in den letzten Monaten widerfahren war, und er hoffte auf eine baldige Hochzeit. So schön und sanftmütig war sie, und er liebte sie von ganzem Herzen. Ihr Vater hatte ihn als künftigen Schwiegersohn willkommen geheißen. Doch er würde seine Einwilligung zur Eheschließung sofort zurücknehmen, wenn sich herausstellte, dass nichtswürdiges Diebesgesindel das Haus Oakbridge als Stützpunkt benutzte, mit der Erlaubnis des Besitzers.
    Vor einer Weile war Mr Kershaw mit seiner Tochter nach London gefahren, um Verwandte zu besuchen. Bald wurden sie auf ihrem Landsitz in Cirencester zurückerwartet. Auf der Heimreise wollten sie in Oakbridge Station machen.
    „Gewiss, ich kenne die Situation, Christina“, erwiderte William ungehalten. Dass sie dieses Thema immer wieder anschnitt, erzürnte ihn. „Musst du denn alles zu einer Tragödie aufbauschen? Ich kann nur inständig hoffen, der Squire wird nichts merken.“
    „Dir zuliebe hoffe ich das auch. Wenn Buckley sich bereichert, indem er leichtgläubige Leute überlistet, dann ist das seine Sache. Aber falls etwas schiefgeht, wirst du den Preis dafür zahlen, nicht er. Wie man so schön sagt – der Teufel sorgt für die Seinen. Und den stelle ich mir kaum schlimmer vor als Buckley. Ich kenne ihn gut genug, um ihn zu verabscheuen – ebenso, wie ich diesen Lord Rockley verachte, der sich selber nach Oakbridge eingeladen hat und mir Angst einjagt.“
    Beklommen malte sie sich aus, wie Seine Lordschaft aussehen mochte. In ihrer Fantasie erschien ein hässliches Gesicht mit einer Hakennase, eng zusammenstehenden Augen und gelben Zähnen. Einen solchen Mann würde es kaum kümmern, was er seinen Gegnern – und meiner Seele antut, dachte sie.
    Wie konnte er es wagen, die Gastfreundschaft ihres Bruders so dreist zu verlangen? Am liebsten würde sie seine Selbstgefälligkeit mit einer scharfzüngigen Lektion niederschmettern. Dann würde er sich sicher nicht mehr in dieses Haus wagen.
    „Was immer geschehen mag, wir müssen klug und besonnen vorgehen“, erwiderte William. „Was die Ereignisse in Oakbridge betrifft, darf er nicht den leisesten Verdacht hegen. Mark wird sich wohl kaum die Gelegenheit entgehen lassen, Diebesgut im Wert von mehreren Tausend Pfund zu erbeuten. Aber wir müssen ihn auf die Gefahr, die Lord Rockley darstellt, hinweisen. Wenn die Gäste angekommen sind, wirst du davonschleichen und ihn warnen. Du findest ihn am üblichen Ort. Dort plant er die Überfälle in dieser Nacht. Wenn er Bescheid weiß, liegt alles Weitere bei ihm.“
    „Aber …“ Christina wurde blass. „Wie sehr ich mich in diesem Tunnel fürchte, habe ich oft genug erwähnt. Bitte, William, ich kann unmöglich …“
    „Doch, du kannst es“, unterbrach er sie ärgerlich. „Das musst du tun. Wenn du während des Feuerwerks verschwindest, wird deine Abwesenheit niemandem auffallen.“
    Einige Sekunden lang zögerte sie noch, dann hob sie entschlossen das Kinn. „Also gut“, stimmte sie in fast aufsässigem Ton zu. „Aber hoffentlich ist dir klar, wie elend ich mich fühle, wenn ich Buckley und seiner
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