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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung
Autoren: HELEN DICKSON
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übersehen.
    Der Vater hatte ihn auf das Balliol College an der Oxford University geschickt. Dort sollte William Rechtswissenschaften studieren.
    Während er sich in der Universitätsstadt aufhielt, starb der Vater und hinterließ einen gut situierten jungen Erben. Im Vollgefühl seiner neuen bedeutsamen Position brach William das Studium ab, um die zweifelhaften Vergnügungen zu suchen, die London zu bieten hatte. Bald geriet er in einen Freundeskreis, der ihn zu übermütigen Eskapaden und wilden Ausschweifungen verleitete. Hellauf begeistert von seinem Geld, führten ihn seine neuen Kumpane in elitäre Privatklubs ein, wo man um enorme Einsätze spielte. Dieser schwindelerregenden Lockung vermochte er nicht zu widerstehen. Niemand wirkte mäßigend auf ihn ein, leichtfertig genoss er sein zügelloses Leben.
    Zwei Jahre später hatte er sein ganzes Vermögen vergeudet – und in dieser unglückseligen Zeit Mark Buckleys Bekanntschaft gemacht. Betört von Verheißungen fabelhaften Reichtums, nahm William das Geld an, das der Mann ihm offerierte, bezahlte seine hartnäckigsten Gläubiger und versprach die Summe zurückzuzahlen, wenn es die Umstände gestatteten. In der festen Überzeugung, er befände sich bereits auf dem Weg nach Eldorado, fiel er auf die berauschenden Prophezeiungen herein, die von der seidigen Zunge des Gauners tropften. Frohen Mutes sah er sich als Herrn seines eigenen Schicksals und glaubte, er würde alles erringen, wovon er träumte.
    Wie gewaltig hatte er sich getäuscht …
    „So kann es nicht bis in alle Ewigkeit weitergehen“, meinte Christina. „Natürlich schätzt Buckley den gesellschaftlichen Umgang mit wohlhabenden Leuten. Und es gefällt ihm, Geld einzuheimsen, ohne sich selber darum zu bemühen. Aber das wird ihm nichts nützen, wenn er erwischt wird.“
    „Ich glaube, an der gesellschaftlichen Anerkennung liegt ihm nichts. Keine Ahnung, was er mit dem Geld macht, das er durch die Raubzüge einnimmt … Nur eins steht fest, für mich fällt nichts davon ab.“ Verbittert schüttelte William den Kopf. „Im Grunde weiß ich so gut wie nichts über Mark. Nur eins habe ich herausgefunden: Wenn er sich nicht in London aufhält, scheint er seine Geschäfte in einem Gasthof zu erledigen.“
    „Wie hast du das erfahren?“
    „Nun, ich halte Augen und Ohren offen. Er trifft sich mit irgendwelchen Männern im Black Swan, drüben in Wakeham. Da geht es sehr geheimnisvoll zu. Nach diesen Versammlungen entfernen sich alle in verschiedene Richtungen.“
    Neugierig runzelte Christina die Stirn. In welche unlauteren Machenschaften mochte Buckley, abgesehen vom Straßenraub, sonst noch verstrickt sein? „Was immer er treibt, hoffentlich hältst du dich da heraus. Du steckst schon tief genug in Schwierigkeiten. Oh, ich wünschte, du wärst diesem Schurken niemals über den Weg gelaufen! Wie viele Menschen er ermordet hat, will ich gar nicht wissen. Aber warum er an dich herantrat, errate ich mühelos. Er ist raffiniert und tückisch. Deshalb richtete er sein Augenmerk auf Oakbridge Hall, ein Haus in einer abgeschiedenen Gegend, voller geheimer Schlupfwinkel. Einen besseren Ort für die Organisation seiner Verbrechen konnte er gar nicht finden. Und mit deiner leeren Geldbörse hast du ihm eine großartige Gelegenheit geboten.“
    Qualvolle Verlegenheit trieb William das Blut in die Wangen. „Das weiß ich. Oft genug habe ich dir versichert, wie leid es mir tut.“
    „Auch mir tut es leid, so schrecklich leid.“ Christinas Herz flog ihm entgegen. Im Grunde war er kein schlechter Mensch, nur schwach und rückgratlos. „Aber ich finde es besser, in Armut zu leben als in dieser beklemmenden Situation.“
    „Was kann ich denn tun? Für mich gibt es kein Entrinnen – obwohl ich in all den Monaten, seit er mir Geld für die Begleichung meiner Schulden vorstreckte, keinen einzigen Penny sah.“
    „Darüber bin ich froh. Sonst wärst auch du ein Verbrecher. Nur er allein zieht seinen Vorteil aus diesem Arrangement, so wie er es geplant hat. Und ich muss mich daran beteiligen, das schmerzt mich in tiefster Seele. Ich hasse es, William. Was wir tun, verabscheue ich – die Angst, die ständige Sorge. Und heute Abend müssen wir diesen Ball geben, weil Buckley uns dazu zwingt. Tausend Tode werde ich sterben, sollten die Missetaten seiner Spießgesellen, wenn sie unsere Gäste bei ihrer Heimfahrt überfallen, hierher zurückverfolgt werden.“
    „Solange wir schweigen, sind wir in Sicherheit.
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