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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris
Autoren: Tess Gerritsen
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hatte sie gewarnt, die Reise würde anstrengend werden. Es sei angenehmer für sie, zu Hause zu bleiben, hatte er gesagt; London würde ihr sowieso nicht gefallen.
    Trotzdem wäre es vielleicht ganz schön gewesen, für ein paar Tage mitzukommen. Sie beide, ganz allein in einem Hotelzimmer. Eine andere Umgebung, ein anderes Bett. Ein bisschen Abwechslung konnte ihre Ehe gut gebrauchen – Plötzlich stieg ein Gedanke in ihr auf. Ein so schmerzhafter Gedanke, dass er direkt ins Herz traf.
Hier bin ich. Und da ist
    Philippe, ganz allein in London …
    Ob er wirklich allein war?
    Zitternd saß sie da und überlegte. Bilder tauchten vor ihr auf. Schließlich musste sie ihrem Impuls nachgeben. Sie nahm das Telefon und wählte Nina Sutherlands Nummer in Paris.
    Das Telefon klingelte und klingelte. Sie legte auf und versuchte es erneut. Immer noch nahm keiner ab. Sie starrte den Hörer an. Also ist Nina auch in London, dachte sie. Bei ihm, in seinem Hotelzimmer. Während ich zu Hause in Paris hocke.
    Sie erhob sich aus dem Bett. »Denver« fing gerade an; sie ignorierte es. Stattdessen zog sie sich an. Vielleicht bilde ich mir ja nur etwas ein, versuchte sie sich zu beruhigen. Vielleicht ist Nina in Wirklichkeit zu Hause und geht nur nicht ans Telefon.
    Sie würde bei Nina in Neuilly vorbeifahren und nachsehen, ob bei ihr Licht brannte.
    Und wenn nicht?
    Nein, darüber wollte sie jetzt noch nicht nachdenken.
    Sie rannte die Treppe hinunter, schnappte sich ihre Handtasche und die Schlüssel, machte das Licht im Wohnzimmer aus und öffnete die Haustür. In dem Moment, als sie die kühle Nachtluft auf ihrem Gesicht spürte, hörte sie einen ohrenbetäubenden Knall.
    Die Explosion riss sie zu Boden und schleuderte sie die Treppe hinunter. Instinktiv streckte sie die Arme aus und verhinderte so, dass ihr Kopf hart auf den Beton aufschlug. Vage nahm sie die auf sie herabregnenden Glassplitter wahr und dann das Flackern von Flammen. Langsam rollte sie sich auf den Rücken. Da lag sie nun und starrte auf die züngelnden Flammen, die aus ihrem Schlafzimmerfenster schossen.
    Die war für mich bestimmt, dachte sie, diese Bombe war für mich bestimmt.
    Als die Sirenen näher kamen, lag sie noch immer auf dem Rücken in den Glasscherben und dachte: Ist es jetzt schon so weit gekommen, mein Schatz?
    Und sie beobachtete, wie ihr Schlafzimmer über ihr brannte.

2. Kapitel
    Buckinghamshire, England
    D er Eiffelturm begann zu schmelzen. Jordan stand neben dem Büfetttisch und beobachtete, wie das Wasser von der Eisskulptur auf die Silberplatte mit den Austern tropfte. So viel zur Stürmung der Bastille, dachte er müde. Es war ein Abend, eine Party wie immer. Und die nahm ihren üblichen Verlauf.
    »Du hattest mehr als genug Austern für heute, Reggie«, hörte er eine mürrische Stimme sagen. »Denk doch an deine Gicht!«
    »Ich hatte seit Monaten keine Probleme mehr damit.«
    »Nur weil
ich
dafür gesorgt habe, dass du Diät hältst«, erwiderte Helena.
    »Dann könntest du dich ja heute Abend um etwas anderes kümmern«, sagte Reggie und nahm sich die nächste Auster. Er setzte sich die Muschel an den Mund und schlürfte sie aus. »Himmlisch« stand auf seinem Gesicht, als die glibberige Masse seine Kehle hinunterrann.
    Helena schüttelte sich. »Es ist absolut ekelhaft, lebendige Tiere zu verspeisen.« Sie sah Jordan an und bemerkte seinen leicht amüsierten Gesichtsausdruck. »Oder findest du das etwa nicht?«
    Jordan zuckte diplomatisch mit den Schultern. »Kommt auf den jeweiligen Hintergrund an, würde ich sagen. In manchen Kulturen werden Termiten gegessen oder zitternde Fische. Ich habe auch gehört, dass man Affen den Schädel kahl schert, sie fixiert, damit sie sich nicht mehr bewegen können …«
    »Bitte nicht weiter!« stöhnte Helena.
    Jordan floh, bevor die Auseinandersetzung eskalierte. Man sollte sich nie zwischen streitende Ehepartner stellen. Er vermutete, dass Lady Helena sowieso meistens die Oberhand behielt; das war bei Leuten mit Geld immer so.
    Er schlenderte hinüber zu Finanzminister Philippe St. Pierre und fand sich urplötzlich in einer Vorlesung über die Weltwirtschaft wieder. Der Gipfel sei ein Misserfolg, erklärte Philippe. Die Amerikaner wollen Handelskonzessionen, aber ihre Steuerpolitik nicht ändern. Und so weiter und so weiter. Es war fast eine Erleichterung, als die glasperlenbestickte Nina Sutherland unvermittelt in die Unterhaltung platzte, ihren pfauenhaften Sohn Anthony im Schlepptau.
    »Nicht
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