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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris
Autoren: Tess Gerritsen
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Chance«, antwortete er und stieg wieder ins Auto. »Es könnte gut sein, dass ich mich doch auf eure durchgeknallte Familie einlasse. Irgendwelche Einwände?«
    »Keine«, erwiderte Jordan. »Aber ich hätte durchaus einen Rat für dich, falls ihr vorhabt, ein langes und gesundes Leben miteinander zu verbringen.«
    »Und wie lautet der Rat?«
    »Erschieß dieses Pferd!«
    Lachend löste Richard die Handbremse und fuhr eiligst Richtung Chetwynd davon.
    Richtung Beryl.
    Als Jordan den M.G. hinter der Kurve verschwinden sah, dachte er: Viel Glück, mein liebes Schwesterlein. Ich freue mich, dass endlich einer von uns beiden jemanden gefunden hat, den er liebt. Ich wünschte, dieses Glück hätte ich auch …
    Er drehte sich zu Froggie um. »Und was dich angeht«, sagte er laut, »werde ich dir schon zeigen, wer hier der Boss ist.«
    Froggie schnaubte ihn an. Dann schüttelte sie triumphierend die Mähne, drehte sich um und sprengte in Richtung Chetwynd davon. Ohne ihren Reiter.
    »Es passt gar nicht zu dir, dass du die ganze Zeit vor dich hin grübelst«, sagte Onkel Hugh, als er die nächste Tomate abpflückte und in den Korb legte. Mit seinem Schlapphut wirkte er eher wie ein Gärtner und nicht wie der Hausherr. Auf den Knien rutschend, pflückte er vorsichtig eine weitere Tomate. »Ich möchte mal wissen, warum du in letzter Zeit so traurig bist. Dein Bein ist doch so gut wie verheilt.«
    »Es ist nicht das Bein«, entgegnete Beryl. »Man meint ja fast, du würdest verkrüppelt bleiben.«
    »Es hat nichts mit dem Bein zu tun.«
    »Was ist es denn dann?« fragte Hugh und machte sich an den Stangenbohnen zu schaffen. Plötzlich hielt er inne und sah sie an. »Oh, es hat mit ihm zu tun, habe ich Recht?«
    Seufzend griff Beryl nach ihren Krücken und erhob sich von der Gartenbank. »Ich will nicht darüber sprechen.«
    »Das willst du nie.«
    »Genau«, sagte sie und humpelte stur über den Steinpfad zum Irrgarten. Sie passierte das Lavendelbeet, und die Gerüche des sommerlichen Gartens strömten ihr entgegen. Diesen Pfad sind wir gemeinsam gegangen, dachte sie. Und jetzt ging sie ihn allein.
    Sie betrat den Irrgarten und manövrierte sich auf ihren Krücken um alle Ecken und Biegungen. Schließlich hatte sie das Zentrum erreicht und setzte sich auf die steinerne Bank.
Und schon wieder grübele ich,
stellte sie fest.
Onkel Hugh hat Recht. Ich muss damit aufhören und wieder anfangen zu leben.
    Aber dazu musste es ihr erst einmal gelingen, nicht mehr an ihn zu denken. Ob es ihm gelungen war, nicht mehr an sie zu denken? Wieder ergriffen die Zweifel und Ängste Besitz von ihr. Sie hatte ihn auf die Probe gestellt, dachte sie, und er war durchgefallen.
    Aus der Ferne hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Zuerst so leise, dass sie dachte, sie hätte es sich nur eingebildet. Aber da war es wieder – und das Rufen kam näher!
    Schwankend erhob sie sich auf ihren Krücken. »
Richard?
«
    »Beryl?« rief er. »Wo bist du?«
    »Im Irrgarten!« Seine Schritte kamen näher.
    »Wo?«
    »Im Zentrum!«
    Durch die hohen Hecken hörte sie ihn unbeholfen lachen. »Und jetzt soll ich den Weg zu dem Stück Käse finden?«
    »Stell dir einfach vor«, forderte sie ihn heraus, »es ist ein Test, ob du mich wirklich liebst.«
    »Oder ob ich komplett verrückt bin«, brummte er, als er den Irrgarten betrat.
    »Ich bin ziemlich sauer auf dich, weißt du«, rief sie. »Das habe ich bemerkt.«
    »Du hast nicht geschrieben, nicht angerufen, gar nichts!«
    »Ich hatte so viel damit zu tun, ein Flugzeug zurück nach London zu bekommen. Und außerdem solltest du mich doch vermissen. Ist mir das etwa gelungen?«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Nein?«
    »Überhaupt nicht.« Sie biss sich auf die Lippe. »Na ja, vielleicht ein bisschen …«
    »Also hast du mich
doch
vermisst …«
    »Aber nicht so viel.«
    »Ich habe
dich
vermisst.«
    Sie zögerte. »Ja?« fragte sie leise.
    »So sehr, dass ich, wenn ich jetzt nicht sofort das Zentrum dieses verdammten Irrgartens finde …«
    »Was?« fragte sie atemlos.
    Das Rascheln von Zweigen ließ sie herumfahren. Auf einmal war er neben ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie so innig auf den Mund, dass ihr ganz schwindelig wurde. Die Krücken entglitten ihr und fielen auf den Boden. Sie brauchte sie nicht mehr – jetzt war er ja da, um sie festzuhalten.
    Er machte sich los und lächelte sie an. »Schön, Sie wiederzusehen, Miss Tavistock«, flüsterte er.
    »Du bist zurückgekommen«, murmelte sie. »Du
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