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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus
Autoren: Petra Schier
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Meister Leuer sagte etwas von Ahrwein, der besonders gut mundet. Eines der Fässer müsste angestochen sein.»
    «Hm, nur welches?» Franziska sah sich in dem Dämmerlicht um. «Das dort hinten?» Sie ging zu einem der Fässer und wies auf den Stopfen an der Öffnung.
    Adelina nickte. «Das muss es sein. Gib mir mal den Krug, dann kannst du das Fass leichter öffnen.» Sie rümpfte die Nase. «Du hast recht, hier riecht es wirklich unangenehm.» Franziska trat an das Fass heran und machte sich an dem Stopfen zu schaffen. «Ihr hattet unrecht. Es ist doch feucht hier. Ich bin gerade in eine nasse Lache getreten. Das klebt richtig!»
    «O je, da wird doch nicht eines der Fässer ausgelaufen sein?» Besorgt richtete Adelina den Schein ihres Lämpchens auf den Boden und stieß im nächsten Moment einen entsetzten Laut aus.
    «Was ist, Herrin? Hat das Fass ein Leck?» Franziska ließ von dem Stopfen ab und blickte ebenfalls zu Boden. «Soll ich Meister Leuer … o Grundgütiger!» Sie wurde kreidebleich und schlug die Hand vor den Mund. «Das … das ist ja … Das sieht ja aus wie Blut!» Sie würgte.
    Adelina starrte auf die dunkelrote Lache am Boden, die von irgendwo hinter dem Fass zu kommen schien.
    Sie schluckte mehrmals, dann ging sie langsam und vorsichtig um das Fass herum.
    «Allmächtiger!» Der Anblick, der sich ihr bot, drehte ihr beinahe den Magen um. Sie versuchte, Franziska zurückzuhalten, doch diese war bereits neben ihre Herrin getreten und schrie beim Anblick der Toten schrill auf.
    Sofort vernahmen sie polternde Schritte auf der Treppe. «Meisterin? Ist Euch etwas geschehen?» Der Wachmann kam herbeigeeilt. «Was ist passiert?» Er schob die beiden erstarrten Frauen beiseite, prallte dann zurück und würgte entsetzt. «Bei allen Heiligen!», stieß er hervor und mühte sich sichtlich, seinen Mageninhalt bei sich zu behalten.
    In der Nische zwischen Fass und Wand lag eine junge Frau in einem hellgelben Seidenkleid, der man die Kehle durchtrennt hatte. Ihr hellblondes Haar und das Gebende der bestickten Haube waren dunkel vom Blut. Doch das meiste Blut war nicht aus dieser Wunde geflossen.
    Jemand hatte der Toten den Leib aufgeschlitzt; innere Organe und Därme quollen hervor. Es sah aus, als sei die Leiche regelrecht ausgeweidet worden.
    «Holt den Büttel!», sagte Adelina, die sich inzwischen etwas gefangen hatte und Franziska am Arm von dem grausigen Fund fortzog.
    «Ja, na … natürlich.» Der Soldat, inzwischen schon grünlich um die Nase, stürzte aus dem Raum.
    Gleichzeitig wurden wieder Schritte laut, diesmal stammten sie von Meister Leuer, der dem Wachmann verwundert hinterherrief und dann den Weinkeller betrat.«Meisterin Burka, ist etwas geschehen? Was ist denn das für eine Aufregung?»
    «Bleibt stehen!» Adelina fasste den alten Mann am Arm, doch er hatte die Leiche bereits entdeckt.
    «Großer Gott, Bela!» Er wurde blass und begann zu zittern. Adelina packte fester zu und stützte ihn. «Franziska, hilf mir, wir müssen ihn hinaufbringen!»
    Franziska erwachte aus ihrer Benommenheit und eilte an Leuers andere Seite.
    «Nein!» Der Zunftmeister wehrte sich und wandte sich zu der Toten. «Bela! Bela, was hat man dir angetan?»
    «Kommt hier weg, Meister Leuer, Ihr könnt nichts mehr für sie tun.» Es kostete die beiden Frauen einige Anstrengung, den alten Mann, dem inzwischen die Tränen über die Wangen strömten, aus dem Weinkeller zu schieben.
    In der Schreibstube bugsierten sie ihn auf einen Stuhl. Auch Adelina ließ sich auf einen Schemel sinken und merkte nun, wie sehr ihre Knie zitterten. Sie atmete mehrmals tief durch und versuchte vergeblich, den grauenhaften Anblick vor ihrem inneren Auge zu vertreiben.
    Meister Leuer hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und schien wie erstarrt. «Bela, arme Bela», murmelte er tonlos vor sich hin.
    «Meister Leuer», sprach Adelina ihn an und bedeutete gleichzeitig Franziska, sich ebenfalls zu setzen. Die schüttelte jedoch den Kopf und trat, sehr blass im Gesicht, ans Fenster und starrte hinaus.
    «Meister Leuer», wiederholte Adelina eindringlich, und endlich ließ der alte Mann die Hände sinken und sah sie mit gequältem Blick an. «Der Wachmann holtden Büttel. Kennt Ihr die Tote? Dann müsst Ihr das gleich aussagen.»
    Leuer nickte schwach. «Bela … Elfge.» Er stockte. «Avarus’ Verlobte.»
    «Avarus Vetscholder?»
    «Was hat man ihr bloß angetan? Man hat sie … hat ihr …»
    «Ja, ich weiß.» Adelina nickte schaudernd.
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