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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus
Autoren: Petra Schier
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«Versucht, nicht mehr daran zu denken, bis …»
    In diesem Moment wurde die Haustür aufgestoßen und mehrere Männer, darunter der Büttel, stürmten die Stufen zum Weinkeller hinunter.
    «Das ging schnell», kam es von Franziska, die sich mehrfach mit beiden Händen übers Gesicht fuhr und dann auf Adelina zutrat. «In meinem ganzen Leben habe ich noch nichts so Schreckliches gesehen.»
    Adelina nickte. «Wir müssen hierbleiben und unsere Aussagen machen. Sie werden den Vogt holen, der ist für so etwas zuständig.»
    «So etwas?»
    «Mord, Franziska.» Adelina schloss die Augen und erschauderte.
    Von unten drangen Stimmen zu ihnen. Befehle wurden gerufen, dann kam einer der Männer herauf und streckte den Kopf in das Schreibzimmer.
    «Ihr habt die Bescherung da unten gefunden?» Er wirkte nicht betroffen, eher aufgeregt und beinahe erfreut über diese ungewöhnliche Störung seines Alltags. «Ihr müsst hierbleiben und warten, bis der Vogt da ist. Wahrscheinlich schicken sie auch den neuen Gewaltrichter her, damit er sich die Schweinerei ansieht. Da hat einer ganz schön gewütet.»
    Bevor Adelina ihn empört zurechtweisen konnte, hatte sich der Mann mit einem schiefen Grinsen zurückgezogen. Augenblicke später fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Es dauerte nicht lange, bis der Vogt, Bartold Scherfgin, im Gaffelhaus eintraf: ein glattrasierter Mann mit rotblondem schütterem Haar, Schweinsäuglein und einem enormen Doppelkinn. Sein Mantel war weit, jedoch nicht weit genug, um seinen vorstehenden Wanst zu verbergen.
    Er untersuchte die Leiche und befragte dann Adelina und Franziska zu den Umständen, unter denen sie sie entdeckt hatten.
    «Sonst ist Euch nichts aufgefallen?», schloss er seine Befragung ab. «Die Frau kann noch nicht allzu lange tot sein, sonst wäre das Blut bereits getrocknet. Der Täter kann also noch nicht lange fort sein.»
    «Wir waren allein im Keller», sagte Adelina. «Was hätte uns auffallen sollen außer dem unangenehmen Geruch?»
    Scherfgin nickte grimmig und wandte sich dann an Meister Leuer. «Wir müssen den Keller noch einmal eingehend untersuchen. Wenn der Gewaltrichter eintrifft, können wir die Leiche entfernen. Solange müsst Ihr Euch noch für Fragen bereithalten.» Dann wandte er sich Adelina zu. «Ihr könnt derweil gehen. Sollte es noch Fragen geben, wird der Gewaltrichter Reese sich an Euch wenden. Sagt mir nur kurz, wo Ihr wohnt.»
    Adelina hob verblüfft den Kopf. «Georg Reese ist der Gewaltrichter?»
    «Seit kurzem», bestätigte Scherfgin. «Kennt Ihr ihn?»
    «Sehr gut sogar, wenngleich ich ihn schon seit einigenWochen nicht mehr getroffen habe. Grüßt ihn bitte von Meisterin Burka, er weiß, wo er mich finden kann.» Sie stand auf, winkte Franziska, und die beiden verließen das Haus.
    Auf der Straße atmete Franziska erleichtert auf. «Keinen Augenblick länger hätte ich es dort ausgehalten!» Sie schüttelte sich. «Ich muss immerzu daran denken, wie diese Frau da lag, so …»
    «Mir geht es ähnlich.» Adelina ging langsam in Richtung Alter Markt. «Das werden wir so schnell nicht vergessen.»
    «Wer mag das dieser Bela angetan haben?»
    «Ich weiß es nicht.» Adelina beschleunigte ihre Schritte. «Aber das ist auch nicht unsere Sache.»
    «Wie wird Meister Vetscholder reagieren, wenn er davon erfährt?»
    Adelina schüttelte den Kopf. «Komm, beeil dich, es beginnt zu regnen.»
    Tatsächlich kam ein böiger Wind auf, der Staub und Unrat durch die Gassen wehte. Erst vereinzelt, dann immer dichter fielen dicke Regentropfen aus den fast schwarzen Wolken. In der Ferne grollte der erste Donner.
    Adelina raffte ihre Röcke und lief so schnell sie konnte, ohne dass es unschicklich wirkte. Franziska rannte immer einen halben Schritt hinter ihr.
    Die Straßen und Plätze waren wie leergefegt. Bis auf ein paar vereinzelte Bettler hatten sich die Menschen vor dem nahenden Unwetter in Sicherheit gebracht.
    Nur ein paar Bauern waren auf dem Alter Markt noch dabei, ihre Waren auf den Marktkarren zu verstauen.
    Mit Erleichterung blieb Adelina vor ihrer Apothekestehen. Genau in dem Moment, als sie sich durch die Tür schob, brach der Platzregen los.
    «Das war knapp!», rief Franziska und schloss die Tür hinter sich.
    Adelina riss sich die feuchte Haube vom Kopf und schüttelte sie aus. «Geh zu Magda und sag ihr, sie soll das Abendessen vorbereiten. Ich will nachsehen, ob alle Fenster geschlossen sind. Wo sind die Mädchen?»
    «Bestimmt in der Küche», vermutete
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