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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus
Autoren: Petra Schier
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zurück, deshalb kann ich wirklich nicht länger bleiben.»
    «Frau Benedikta?» Adelina hob die Brauen.
    «Ja, Frau Benedikta Burka, Eure … die Mutter Eures Herrn Gemahls, Meisterin. Sie lässt Euch grüßen und sendet diesen Brief.»
    Von der Haustür her wurden erneut Schritte und Stimmen laut, gleich darauf erschien Mira in der Küche. Am Arm trug sie einen großen Korb, aus dem es verführerisch nach Gebratenem duftete. «Meisterin, habt Ihr schon gehört …?», rief sie aufgeregt, verstummte dann aber, als sie den Boten sah. Hinter ihr erschien Neklas Burka, ebenfalls mit einem Korb bepackt.
    «Nanu?» Erstaunt über die vielen Menschen in seiner Küche sah er sich um. «Was ist denn hier …? Donatus!» Er drückte Franziska den Korb in die Arme und war mit zwei Schritten bei dem Boten. «Was führt dich denn hierher, Mann? Bringst du Nachrichten aus Kortrijk?» Er klopfte dem Boten herzlich auf die Schulter.
    Donatus lächelte Neklas erfreut an und nickte. «Eure Mutter schickt mich mit einem Brief zu Eurer Gemahlin.»
    «Ach?» Neklas blickte zu Adelina. «Was schreibt sie?»
    «Das weiß ich nicht», antwortete Adelina amüsiert. «Ich bin doch noch gar nicht dazu gekommen, den Brief zu lesen. Dieser junge Mann hat es übrigens abgelehnt,den Regen bei uns abzuwarten oder wenigstens eine Belohnung für seinen Botendienst anzunehmen.»
    Neklas grinste. «Donatus?»
    «Eure Mutter, Ihr wisst doch …» Donatus räusperte sich. «Frau Benedikta hält sehr viel auf die Einhaltung ihrer Befehle», erklärte er Adelina.
    «Ach was», rief Neklas. «Ich halte ebenso viel darauf, dass meine Anweisungen befolgt werden, und ich bestehe darauf, dass du heute Abend unser Gast bist. Für einen Esser mehr wird es allemal reichen, und Adelina hat eine sehr hübsche Kammer für Gäste eingerichtet. Bei dem Gewitter, das gerade heranzieht, kannst du sowieso nicht reiten. Oder willst du etwa vom Blitz getroffen werden?» Wieder klopfte er dem jungen Mann auf die Schulter und schob ihn dann zu der Holzbank am Esstisch. «Setz dich, ich sorge dafür, dass Ludowig dein Pferd in den Stall führt.»
    Magda hatte inzwischen damit begonnen, die Speisen aus den beiden Körben auszupacken, Franziska half ihr dabei. Mira hatte sich derweil in eine Ecke zurückgezogen und beobachtete das Treiben um sie herum.
    Adelina legte den Brief beiseite und stand entschlossen auf.
    «Ich hole frisches Bier. Mira, steh da nicht so dumm herum, sondern hilf mir!»
    Ungewöhnlich eilfertig gehorchte das Mädchen, das gerade zwölf Jahre alt und seit einem Jahr Adelinas Lehrling war. «Ja, Meisterin, ich komme schon.» Als sie die Kellerstiege hinuntergingen, leuchtete sie Adelina sorgsam. «Meisterin, habt Ihr schon gehört, im Gaffelhaus Himmelreich ist eine zerstückelte Leiche gefunden worden!»
    Sofort fuhr Adelina ein kalter Schauer über den Rücken. Am Fuß der Stiege drehte sie sich um und musterte Mira streng. «Wo hast du das denn aufgeschnappt?»
    «Na, in der Garküche», antwortete das Mädchen unbekümmert. «Da waren Knechte des Büttels und haben davon erzählt. Überall muss Blut gewesen sein, und die Leichenteile sollen im ganzen Keller verteilt …»
    «Schweig!» Ungehalten schüttelte Adelina den Kopf. «Solche Reden will ich hier nicht hören.»
    «Aber es soll wirklich ein grauenhafter Anblick gewesen sein!»
    Adelina ging zu einem der Bierfässer und füllte den großen Krug, den sie mitgebracht hatte. «Es war in der Tat ein grauenhafter Anblick.»
    Mira redete aufgeregt weiter: «Ich möchte mal wissen, wer die Leiche gefunden hat. Wart Ihr nicht heute auch im Gaffelhaus? Dann müsstet Ihr doch …» Sie hielt inne, als ihr bewusst wurde, was Adelina eben gesagt hatte. «Auweia.» Sie zog den Kopf ein.
    Adelina fixierte sie streng. «Kein Wort mehr davon, Mira. Schon gar nicht vor Griet und Vitus, hast du verstanden! Nun wackele nicht so mit dem Licht, ich muss das Fass wieder richtig verschließen.»

2
    Während des Abendessens hielt sich Mira tapfer an das Redeverbot, wenngleich Adelina ihr die Neugier an der Nasenspitze ansah. Doch auch sie schwieg beharrlich über die Ereignisse des Nachmittags, vor allem, weil neben Donatus auch noch der erwartete Gast eintraf.
    Meister Josef Kornbläser aus Bonn war Chirurg, wie Neklas ihr erklärte, und sehr daran interessiert, sich mit ihm die Behandlungsräume im Nebenhaus zu teilen.
    «Nennt mich Meister Jupp, liebe Frau, das tun alle», stellte sich der große, muskulöse Mann
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